Die Gottesfrage

Katechesen (1981) von S.E. Dr. Günther Storck

Teil 4

Ich darf noch einmal den Hinweis bringen, den man im Alltag auch immer wieder realisieren kann: Beginne ich einen Weg, sagen wir einmal: ein Weg führt nach Ulm, ein anderer nach Nürnberg, - gehe ich den Weg nach Nürnberg, dann komme ich in Nürnberg an und nicht in Ulm ...! Gehe ich den Weg nach Ulm, dann komme ich in Ulm an und nicht am Ziel in Nürnberg. Völlig klar! So ist es geistig auch: Entweder ich suche Gott, Ihn wahrhaft und Ihn allein, dann finde ich Ihn auch, oder ich suche Ihn nicht, ich suche noch andere Interessen, letztlich mich selbst, dann finde ich auch nicht Gott.

Und hier liegt die Strafe, die furchtbare Strafe, schon auf der ersten Bemühung, auf der Voraussetzung, mit der ich die erste Bemühung gerade unternehme. Und hier müssen wir schon das erste Gebot beachten, nämlich: Gott allein anzuerkennen, Ihn allein zu lieben, und dann können wir auch den Weg gehen, dann finden wir Ihn und finden mit Gott eben die Wahrheit, die allein wahre, lebendige und lebendig machende Wahrheit, und mit dieser Wahrheit eben auch die Antwort auf diese Grundfragen, die ich am Anfang des Vortrages skizzierte...

Sie sehen die unendliche Bedeutung für die Praxis! Nicht wahr, es geht nicht bloß um eine Wahrheit für den Kopf, sondern es geht um eine Wahrheit für das Herz! Oder es geht um meine Begegnung mit Gott! Und diese Begegnung vollziehen wir ja gerade hier im heiligen Opfer! Und dieses heilige Opfer, bei dem wir uns ja aufopfern sollen, hingeben sollen, in der Tat und Wahrheit, - nicht abstrakt, etwa nur dem Kopf nach, - dieses heilige Opfer ermöglicht eben im Wesen die Begegnung mit Gott, die Erfassung der Liebe Gottes, auch die Gemeinschaft mit Gott, die wir brauchen, um die Liebe auch vom Kopf her klar zu erkennen!

Der heilige Augustinus hat das einmal in einem Satz so formuliert: Das Wesentliche ist der Glaube! Gar keine Frage! Wenn man den Glauben hat, braucht man keine "Theologie". Aber der Glaube führt doch und soll auch zur Erkenntnis der Theologie, selbst der Philosophie, führen! Damit der Glaube völlig sicherer und gefestigter Glaube ist! Und damit er nicht mehr schwankt - hin und her! Bleibe ich nur im Glauben, ist mein Glaube immer doch durch Theorien, durch falsche Lehren, zu erschüttern! Habe ich aber auch die Sicherheit des Kopfes, dann kann ich ganz sicher sein im wahren Glauben. Und das ist gerade unser Interesse: Nicht nur den Glauben zu haben, sondern auch die Sicherheit in der Erkenntnis des Glaubens! Und das ist das Wunderbare, was gerade für den katholischen Glauben zutrifft, - ich werde darüber auch noch sprechen, - dass der Glaube an sich schon seine Gewissheit hat! Der einfache Mensch braucht keine Theologie. Dass aber doch, wenn man Theologie studiert, die Erkenntnis des Kopfes dem Herzen noch hilft! Und dass der völlige Einklang zustande kommt!

Studiert man "moderne" Theologie, kommt es zum Widerspruch zwischen Kopf und Herz! Und das ist geradezu lähmend! Nach dem katholischen Glaubensverständnis ist die Theologie nicht im Widerspruch, sondern lässt sich harmonisieren, lässt sich in Einheit bringen mit dem Herzen, und dann erst lebe ich aus der völligen Klarheit, aus der völligen Sicherheit, so wie ich erkenne, dass die Sonne der Quell des Lichtes ist und dass ich an diesem Licht gerade meine Erfüllung, mein Wachstum an Reife, meine Seligkeit habe! Darum geht es uns auch! Deshalb halten wir diese Vorträge! Amen.

(Fortsetzung folgt)
 

 

Zurück Hoch Startseite