Unredlichkeit bei einer öffentlichen Beschäftigung

Ein Vorarbeiter in einer der städtischen Abteilungen für Arbeit sieht sich der Lage gegenübergestellt, dass von ihm gewisse unehrliche Handlungen erwartet werden. So soll er z.B. einigen Freunden, die von seinen Vorgesetzten bevorzugt werden, umsonst eine beachtliche Menge an Material geben, das der Stadt gehört, oder Arbeiten für dieselben "guten Freunde" auf Kosten der Stadt ausführen lassen. Außerdem wird von ihm verlangt, einigen der anderen Angestellten Tage als Arbeitstage anzurechnen, an denen sie gar nicht gearbeitet haben. Wenn er bei diesen unehrlichen Methoden nicht kooperiert, so wird er die Gunst seiner Vorgesetzten verlieren und Beeinträchtigung in seinem Bemühen erleiden, (karieremäßig) aufzusteigen – vielleicht sogar seinen Arbeitsplatz verlieren. Darf er unter solchen Umständen kooperieren?

Antwort:

Die genannten Praktiken sind im modernen politischen Leben Amerikas allzu vorherrschend geworden; und leider gibt es einige Katholiken, die glauben, sie seien berechtigt, mitzumachen, denn "das macht doch jeder" oder "du kannst deine Stelle nicht behalten, wenn du nicht machst, was dein Chef sagt" usw. Ist diese Haltung aber nach katholischen moralischen Maßstäben zu rechtfertigen? Ich sehe nicht, wie. Mir scheint es, ein unrechtmäßiges Zugeständnis an den Geist der Unehrlichkeit zu sein, der heute in allen Lebensbereichen in unserem Land so vorherrschend ist…

Die Entschuldigungen, die von denen, die Unehrlichkeit in Politik oder im Geschäftsleben betreiben, vorgebracht werden, sind sehr schwach. Wenn solche Leute sagen: "Jeder tut das", so versuchen sie nur, sich herauszureden. Gott sei Dank gibt es noch einige ehrliche Menschen auf der Welt. Und wer versucht, jeden in dieselbe Kategorie zu stecken, wie sich selbst, der macht sich nur einer weiteren Lüge schuldig. Das Argument: "Wenn ich mit der Menge nicht mitmache, dann verliere ich meinen Job", ist schon sehr ausgekaut. Es mag manchmal wirklich der Fall sein, aber wenn jemand mit Wort und Tat kundtut, dass er an der unehrlichen Tat nicht teilnehmen wird, dann wird er meist nicht weiter belästigt und verliert seinen Arbeitsplatz nicht. Es kommt auch vor, dass er heimlich von denen bewundert wird, die nicht den Mut haben, seinem Beispiel zu folgen, oder er bringt sie sogar dazu, ihn nachzuahmen.

Aber selbst wenn er seine Arbeit verlieren oder in seiner Karriere aufgehalten werden sollte, so sollte er trotzdem treu zu den Prinzipien der Ehrlichkeit stehen. Das ist eine der Situationen, in der der Mensch an die Worte Jesu Christi denken sollte: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei sein Leben verliert? Oder was kann der Mensch als Entgelt für sein Leben geben?" (Mt 16,26) Katholiken sollten auch daran denken, dass unehrliche Praktiken ihrerseits leicht Anstoß erregen. Wenn Andersgläubige sehen, wie ihre katholischen Mitarbeiter in nicht zu rechtfertigende Praktiken verwickelt sind, und dabei wissen, dass Katholiken beanspruchen, den einen wahren Glauben zu haben, so könnte ihre erst Reaktion sehr leicht lauten: "Was für eine schwache Religion muss der Katholizismus doch sein, wenn er seine Anhänger nicht einmal dazu bringen kann, seine Prinzipien zu leben!"

Ich glaube, wir können ohne Zögern sagen, dass Katholiken schwachen Glaubens sind, wenn sie in Angelegenheiten, wie sie von unserem Fragesteller dargestellt wurden, einwilligen. Sie mögen regelmäßig zur hl. Messe gehen und sogar die Sakramente empfangen (wir hoffen subjektiv würdig), sie mögen rein und gemäßigt in ihrer persönlichen Lebensführung sein – aber sie sollten dessen eingedenk sein, dass ihre Seele der heiligmachenden Gnade beraubt wird, wenn sie das Gesetz Gottes schwerwiegend verletzen (mag dies auch nur in einem bestimmten Bereich geschehen). Es ist schwer einzusehen, wie jemand einen starken katholischen Glauben haben kann, wenn er so inkonsequent ist. Welche Garantie haben wir, dass ein solcher Katholik im Falle einer Verfolgung seinem Glauben treu sein wird?

Ich bin daher der Meinung: wenn ein Priester bezüglich unehrlicher geschäftlicher oder politischer Aktionen, wie sie in der Frage dargestellt wurden, um Rat angegangen wird, so sollte er antworten, dass es sich hier um Sünden gegen Gottes Gesetz handelt, die Todsünden sind, wenn eine ernstzunehmende Menge Geld im Spiel ist.

Father Francis J. Connell

(Aus: ADSUM. Februar 2004 - übersetzt von Johannes Heyne)

 

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