Fasten fällt unter modernen Lebensumständen oft sehr schwer. 


Warum schreibt die Kirche vor, auf etwas zu verzichten, was Gott doch dem Menschen gegeben hat?

Die katholische Kirche fastet im Andenken das Leiden, welches Jesus Christus freiwillig auf sich genommen hat, um uns von der Macht Satans und der Sünde zu erlösen, und sie gedenkt dabei zugleich des vierzigtägigen Fastens Jesu in der Wüste. Hier wollte der Teufel Jesus als Mensch zum Mißbrauch Seiner göttlichen Macht und der von Gott geschaffenen Dinge versuchen, die es Jesus ermöglicht hätten, ohne Widerstand, aber auch ohne treues Dienen und Opfern in Liebe, sich von den Menschen als "Messias" feiern zu lassen (vgl. Mt.4,1ff.; Lk.4,1ff.).

Dieser Versuchung hat Jesus bewußt widerstanden. Und auch der Jünger Jesu soll sich in diesem Kampf für das Gute stärken, indem er auch auf sonst Erlaubtes und Angenehmes verzichtet. Die Liebe fordert den Menschen immer wieder zu diesem Kampf gegen alles Unwahre, Unechte und Gottes Liebe Verachtende heraus.

In der Fastenzeit lädt uns die Kirche ein, Abstand von überflüssigen Dingen zu gewinnen und frei zu werden für Gottes Liebe. Es ist also nicht so, daß im Fasten die Gaben Gottes gering geachtet oder verworfen werden, nein, vielmehr sollen die wahren und bleibenden Gaben Gottes neu in ihrem Wert erkannt und geschätzt werden. Wir sollen frei werden für Gott selbst und uns von allem engen, unwahren und selbstsüchtigen Denken und Handeln lösen.

Fasten ist zunächst für niemand leicht, es erscheint immer als "Kampf", da auch das "Fleisch" seine Bedürfnisse anmeldet. Wenn wir aber beginnen, zurückzustecken, und dennoch unsere Pflichten erfüllen (das geht natürlich alles nur in einer Einstellung der Liebe, welche uns auch das rechte Maß lehrt), entdecken wir eine ganz neue Unabhängigkeit, die jemand, der sich nie darauf einläßt, gar nicht kennt.

Diese Unabhängigkeit befreit uns von weinerlicher Selbstbeweihräucherung und macht uns stark und demütig zugleich. Stark, weil wir den Mut finden, auch Schwieriges anzupacken und Hindernisse zu überwinden. Demütig, weil uns in jedem Augenblick des Fastens unsere menschliche Schwachheit und Hinfälligkeit sehr fühlbar und bewußt wird. So ist das Fasten zwar schwierig, aber auch für jeden mit Gottes Hilfe fruchtbar und im persönlich verantwortbaren Rahmen auch möglich.

Eine große Hilfe zu einer Erneuerung von Körper und Seele sind Gleichgesinnte, die denselben Weg und dasselbe Ziel verfolgen, weshalb es sehr weise eingerichtet ist, daß die Kirche eine für alle Katholiken verbindliche Fastenzeit kennt. Stärkung bieten Einkehrtage, Lektüre oder einfach das stille Gebet, vielleicht auch in Gottes freier Natur. Der Heilige Geist zeigt zeigt uns vielfältige Wege und Möglichkeiten, wenn wir Ihn bitten und auf Ihn hören.

Bei manchen Menschen gestaltet sich das "Fasten" bisweilen etwas verbissen. Wahres Fasten aber, das auf die wahre Liebe hinzielt, sollen wir mit gesalbtem Haupt und freudigem Herzen verbinden, wie uns Jesus ermahnt (vgl. Mt. 6,16). Das ist aber nur in der Gnade Gottes möglich, weshalb gerade die Fastenzeit uns einlädt, unser Leben wieder neu in Seine Hand zu legen und uns von allen irdischen Sorgen zu befreien. Umkehr soll sich nicht nur punktuell, sondern in unserem ganzen Leben, gerade im Alltag, vollziehen, weshalb wir uns beim rechten Fasten auch verstärkt Werken der Liebe widmen sollen, wie schon im Alten Testament immer wieder eindringlich betont wird. Gerade dadurch werden wir frei und froh und tragen zu einer wahren Erneuerung des Lebens in der Liebe des Heiligen Geistes bei.

 

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