ATHANASIUS, Bischof von Alexandrien Jesus Christus hat Seine Kirche gestiftet, damit sie das Licht der Welt sei. Das Evangelium zu verkünden, stellt einen Teil ihrer erhabenen Sendung dar. Wie sehr sich die Jünger durch alle Jahrhunderte und Jahrtausende dieses Auftrags bewußt waren, zeigt die große Zahl der Heiligen, besonders der Martyrer und der Bekenner. Immer wieder wechselten Zeiten größerer Ruhe mit Perioden äußerster Bedrängnis und heftigsten Kampfes. Für den heiligen Athanasius war am Beginn seines Lebens sicher nicht vorherzusehen, in welchem Ausmaß solcher Kampf gerade ihm bevorstehen sollte. Zwar hatte er als Kind die diokletianische Verfolgung noch erlebt (er ist ungefähr 295 geboren); aber gehörten diese Prüfungen nun nicht der Vergangenheit an, da doch Kaiser Konstantin die christliche Religion 313 für erlaubt erklärt hatte? Athanasius stammte aus einer vornehmen, christlichen Familie aus Alexandrien in Ägypten und genoß in seiner Jugend eine umfangreiche wissenschaftliche Bildung. Neben der heiligen Schrift und den älteren Kirchenvätern befaßte er sich mit Grammatik, Rhetorik und den griechischen Klassikern. Längere Zeit verbrachte er auch bei den heiligen Einsiedlern in der Wüste Ägyptens und wurde so ein Freund des heiligen Antonius, des Wüstenvaters, dessen Leben er auch in einem viel gelesenen Buch darstellte. 319 wurde Athanasius in Alexandrien zum Diakon geweiht. Schon bald machte er hier Bekanntschaft mit jener Lehre, die in wenigen Jahren die ganze Kirche erschüttern sollte. Der Presbyter Arius, der nach dem Bischofsamt in Alexandrien strebte und wegen wiederholter Umtriebe früher schon einmal exkommuniziert worden war, suchte den neugewählten Bischof Alexander dadurch in Verruf zu bringen, daß er ihn der Häresie des Sabellius beschuldigte. Sabellius leugnete die Dreifaltigkeit und erklärte Vater, Sohn und Heiligen Geist nur als verschiedene Erscheinungsweisen einer einzigen Person. Arius behauptete, die Personen des Vaters und des Sohnes seien dadurch unterschieden, daß der Sohn ein Geschöpf des Vaters und somit nicht ewig sei. Diese ungläubige Ansicht aber war nicht mehr die Lehre der Kirche und traf das Christentum an seiner Wurzel. Bischof Alexander versuchte mit Güte, Arius umzustimmen. Jedoch vergebens! Eine Provinzialsynode mußte Arius schließlich verurteilen. Aber diesem gelang es, sich beim Kaiser Einfluß zu verschaffen. Kaiser Konstantin berief 325 eine Synode nach Nicäa, welche die Lehre des Arius aber auch verurteilte. Der junge Diakon Athanasius kämpfte schon hier in hervorragender Weise für den wahren Glauben. Doch die Anhänger des Arius, unter denen sich auch einflußreiche Bischöfe befanden, gaben sich durch die Entscheidungen des Konzils nicht geschlagen. Nachdem Athanasius 328 Bischof von Alexandrien geworden war, wollte man ihn zwingen, Arius wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen. Da Drohungen nichts bewirkten, begann man mit Verleumdungen, die bis zur Beschuldigung des Mordes reichten. Zwar konnte alles nicht als stichhaltig erwiesen werden, aber Athanasius mußte schließlich doch in die Verbannung nach Trier gehen, Arius hingegen sollte in Konstantinopel wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen werden. Er starb aber am Tag, bevor diese Zeremonie stattfinden sollte. Auch Kaiser Konstantin starb im Jahre 337. Athanasius durfte zunächst wieder auf seinen Bischofsstuhl in Alexandrien zurückkehren, wo er vom Volke mit großer Freude empfangen wurde. Aber schon 339 mußte er wieder fliehen. Unterstützt von Heiden und Juden bemächtigte sich der neue arianische Gegenbischof mit Gewalt und unter Greuelszenen der Kirche von Alexandrien. Gunst und Mißgunst der Kaiser wechselten sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten immer wieder ab und bestimmten das Schicksal von Athanasius. Weil er unerschütterlich am katholischen Glauben festhielt, mußte er zahlreiche Verfolgungen, Verleumdungen und Schikanen erdulden. Fünfmal mußte er in die Verbannung gehen, insgesamt 17 1/2 Jahre war er fern von seiner Herde. Niemals aber konnte diese ihn vergessen. Ein guter Teil der Gläubigen hielt ihrem Bischof in der Verfolgung die Treue, obwohl die Arianer auch viele von ihnen mißhandelten. Die folgenden Jahrzehnte waren gekennzeichnet von zahlreichen Vermittlungsversuchen auf verschiedenen Konzilien, welche die Kritik der Arianer, die sich gegen das Nicänische Glaubensbekenntnis richtete, dadurch zu vermeiden suchten, daß sie andere, z.T. weniger klare Formulierungen bevorzugten. Diese Bemühungen brachten aber keineswegs den erhofften Frieden, vielmehr steigerten sie die allgemeine Verwirrung. Jeder verstand unter den neu geschaffenen Glaubensbekenntnissen etwas anderes. Man einigte sich zwar oft auf einen gemeinsamen Wortlaut, indem man umstrittene Bezeichnungen vermied, aber die neue Sprechweise war gerade deswegen nicht mehr eindeutig genug, um wirklich eine Einheit im Bekenntnis sicherzustellen. Die Tatsache, daß es nicht theologische Fragen des Glaubensbekenntnisses waren, die Athanasius zur Last gelegt wurden, sondern andere Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden, zeigt, daß es seinen Gegnern nicht um eine sachliche Auseinandersetzung ging. Sie läßt uns aber auch erkennen, wie sehr sie vor seinem Wort, das ganz der Wahrheit verpflichtet war, Respekt hatten. "Was wollen sie ihrem Volke sagen?", fragt Athanasius. "Daß die Väter im Irrtum waren?" (de synodo, c.30,11, in: Möhler, Joh. A., Athanasius der Große, Mainz 1844, S. 114). "Laßt euch nicht erschüttern und haltet ihre Frechheit nicht für Wahrheit. Denn sie sind unter sich selbst im Kampfe. Da sie von den Vätern abgefallen sind, so stimmen sie notwendig unter sich selbst nicht überein... Sie streiten gegen die Synode von Nicäa, stets aber versammeln sie viele Synoden, setzen in jeder ihren Glauben auseinander, und bleiben bei keinem...; weil sie, auf schlechtem Wege suchend, die Wahrheit, die sie hassen, nicht finden werden" (de synodo, c.1314, a.a.O., S. 114 f.). Athanasius ermuntert seine Gläubigen mit den berühmt gewordenen Worten: "Gott wird euch trösten; euch betrübt freilich, daß andere durch Gewalttat eure Kirchen in Besitz genommen haben, ihr aber unterdessen außerhalb derselben sein müßt. Aber jene haben die Tempelstätte, ihr den apostolischen Glauben. Jene sind in den Kirchen, aber vom Glauben ferne; ihr zwar seid außerhalb der Kirchen, aber der Glaube ist in euch. Was ist mehr, der Glaube oder der Tempel? Offenbar der Glaube! Wer also hat mehr verloren, oder wer besitzt mehr, wer im Besitz des Glaubens oder des Tempels ist?... Ihr seid selig, weil ihr durch den Glauben in der Kirche seid, auf dem festen Glaubensgrunde wohnt. Dies sei euch genug, die Fülle des Glaubens nämlich, die unerschütterlich in euch bleibt..... Niemand also vermag etwas über euren Glauben (weil er ein vom Vater im Himmel angezündetes Licht ist), geliebteste Brüder, und wenn einst Gott auch die Kirchen, wie wir hoffen, wieder zurückgeben wird, so muß doch auch dann der Glaube höher stehen als sie" (opp. sol. 968, a.a.O. S. 442). Leider ließen sich jenen Jahren der großen Verwirrung auch viele rechtgläubige Bischöfe dazu verleiten, Athanasius zu verurteilen, selbst wenn sie sich sonst vom katholischen Glauben nicht abwandten. Es war sicher für Athanasius einer der schmerzlichsten Augenblicke, als selbst Papst Liberius unter Druck einem solchen Ansinnen nachgegeben hatte. Zeitweise schien es, als sei die katholische Kirche überhaupt durch den Arianismus überwunden worden. Doch schon bald spalteten sich die Arianer in zahlreiche verschiedene Parteien. Von der Auffassung, daß der Sohn dem Vater wesensähnlich sei, über die Annahme, daß er ihm nur irgendwie ähnlich sei bis zu der Behauptung, daß er ihm in nichts ähnlich genannt werden könne, reichten ihre Ansichten. Die arianischen Bischöfe selbst trugen zur Schwächung des Arianismus bei. Da sie ja "nicht durch die Türe eingegangen, sondern wie Diebe und Räuber eingebrochen waren, waren sie der Natur der Sache nach den Gemeinden auch verhaßt; solche Bischöfe benahmen sich auch als Feinde; auf den kaiserlichen Schutz sich verlassend, mißbrauchten sie ihre Gewalt und entfremdeten sich immer mehr die Gemüter" (Möhler, Joh. A., a.a.O., S.446). "Ihre Glaubensbekenntnisse waren mit dem Blut der Gemordeten aufgezeichnet "(a.a.O., S. 538). Aber über die in der Verbannung sich aufhaltenden Bischöfe schreibt Athanasius: "Als sie die Länder und Städte durchwanderten, predigten sie den wahren Glauben... So kam gerade das Gegenteil von dem zustande, was die Verfolger wollten. ...Jeder , der die Verbannten sah, bewunderte sie als Bekenner, und verabscheute ihre Feinde nicht bloß als unsittliche Menschen, sondern als Strafrichter und Mörder" (hist. Ar.§34, a.a.O. S. 441). 366 konnte Athanasius endgültig als Bischof wieder in seine Vaterstadt zurückkehren, wo er begeistert empfangen wurde. Die letzten Jahre bis zu seinem Tode 373 entfaltete er noch eine recht fruchtbare Tätigkeit zur Auferbauung der Kirche. 369 hielt er eine Synode in Alexandrien, welche den Glauben von Nicäa gegen alle Angriffe bestätigte. Als die Herde wieder ihren Hirten hatte, blühte auch das kirchliche Leben rasch wieder auf. Athanasius machte auf Freund und Feind einen gewaltigen Eindruck. Gregor von Nazianz beschreibt das Wirken des Athanasius : "Er lebte, wie er lehrte, und wie er lehrte, so duldete er... alles stimmte zusammen....Mit solcher Milde und Schonung behandelte er die, die ihn beleidigt hatten, daß selbst diese nicht sagen konnten, seine Rückkehr sei ihnen lästig gewesen. Allerdings reinigte er den Tempel von jenen, die das Heiligtum schändeten... Die gesunkene Lehre richtete er wieder auf. Die Predigt von der Dreieinigkeit stellte er auf den Leuchter und erleuchtete alle Seelen mit der Lehre vom einen Gott. ...Der ganzen Kirche gab er wieder Gesetze und zog jedes Gemüt an" (Encom. n.18., a.a.O. , S. 376f.). Athanasius selbst schreibt: "Nach Kräften wollen wir die Unwissenheit der Ungläubigen dartun, damit... sofort die Wahrheit durch sich selbst in ihrem Glanze erscheine. Auch sollst du, o Mensch, die feste Zuversicht erlangen, daß du der Wahrheit geglaubt hast und nicht betrogen worden bist, als du Christus anerkanntest. Es ziemt sich aber für dich, der du Christus liebst, um sein Werk zu wissen, da ich hoffe, du seiest der Überzeugung, Seine Erkenntnis und Sein Glaube sei das Kostbarste von allem" (advers. Gent.c.1, siehe a.a.O., S. 117f.)! |