Die Verheißungen des heiligsten Herzens Jesu
Leider scheinen viele Menschen den wahren Gott, Seine Güte, wirkliche Werte und den Sinn für Heiligkeit und damit die wahre Bestimmung ihres Lebens immer mehr aus den Augen zu verlieren, so dass Egoismus, Lügen, Betrug, Gewalt und Terror die moderne Welt immer mehr prägen. Geistige Kälte und das Gefühl der Verlorenheit in einer atheistischen oder gottfernen Welt bedrohen das seelische Leben vieler Menschen, aber auch die menschliche Gesellschaft insgesamt und weltweit.
Ist es da für uns als Katholiken nicht Gnade und Berufung zugleich, Gottes Herz bekannt machen zu dürfen und von Seiner Liebe und Barmherzigkeit Zeugnis zu geben? Gott hat Seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt, um uns von unseren Sünden und unserer geistigen Blindheit zu befreien und uns durch Seinen Heiligen Geist zu stärken, uns zur wahren Liebe und Gemeinschaft mit Ihm zu berufen, um so an Seinem göttlichen Leben teilzuhaben. Welch gnadenvolle und unbegreifliche Bestimmung unseres Lebens schon hier auf Erden, erst recht natürlich in der Ewigkeit!
Dennoch weisen wir Menschen diesen wahren Reichtum der Liebe immer wieder leichtsinnig oder gar vorsätzlich zurück, wenden uns stattdessen oft wertlosen oder sogar verderblichen Gütern zu! Die Heilige Schrift berichtet, wie schon die ersten Menschen trotz der Überfülle an natürlichen und übernatürlichen Wohltaten, die Gott ihnen im Paradies zugedacht hatte, sich von diesen Gnadengaben, ja sogar von Gottes Anblick und Andenken ab- und ihre Sinne lieber der Schlange zuwandten, die nichts zu bieten hatte als eine bloße Aufforderung zum Ungehorsam, zum Unglauben, zum Liebesverlust und zum Misstrauen Gott gegenüber (vgl. Gen.3). Die Folge war, dass die Menschen diese Liebesbeziehung zu Gott zerrissen und damit die Grundlage für jede wahre Seligkeit zerstörten. Tod und Verderben kam in die Schöpfung, vom Menschen, nicht von Gott, verursacht. Gott hatte die Menschen aus Liebe und für die wahre Liebe erschaffen und vor diesem möglichen Unglück des Hochmutes und der Ichhaftigkeit und damit des Verlustes der Seligkeit in der heiligen Gemeinschaft Seiner Liebe gewarnt.
Aber auch nach der Zurückweisung Seiner Liebe und trotz dieses Fallens der ersten Menschen in die Sünde und in die Sklaverei Satans hat Gott Seine Liebe nicht aufgegeben. Seit dem Anfang der Schöpfung sucht Gott den Menschen aus der Not der Sünde wieder herauszuholen und ihn wieder aus dem Sumpf emporzuheben, in den der Mensch sich gestürzt hat und der ihm den Blick für den Himmel geraubt hat und ihm nur eine unvollkommene Erinnerung und Sehnsucht nach dem Heiligen und Vollkommenen, oder anders gesagt, nach dem Reich Gottes geblieben ist.
Die Heilige Schrift legt Zeugnis davon ab, dass Gott alles gut erschaffen hatte und dass Er immer das Gute will. Auch nach dem Sündenfall ist und bleibt Gott am Heil der Menschen interessiert, so lange sie sich nicht in der Sünde verhärten und jedes Gnadenangebot von sich weisen. Im Alten Testament erscheint zwar vor allem sehr stark die Strafe für die Sünde, es zeigen sich die Folgen der Sünde in ihrer ganzen Grausamkeit und Konsequenz, die das Furchtbare des Sündenfalles und der damit verbundenen Gottverlassenheit des Menschen offenbaren. Die Menschen leiden unter dieser Strafe, die sie nach Erlösung und nach einem Erlöser rufen und auf ihn warten lässt. Der Alte Bund Gottes mit dem Menschen ist die Zeit der Vorbereitung auf das Heil, welche zwar schon eine gewisse Verheißung eines Sieges über das Böse kennt, aber noch vom Warten auf einen von Gott gesandten Erlöser gezeichnet ist.
So ist selbst diese Zeit der Strafe trotz aller Bitterkeit und Finsternis nicht ohne Hoffnung. Der Ruf Gottes geht an einzelne Menschen und an das Volk Israel, die Offenbarung und Erkenntnis des Willens Gottes ist aber noch unvollkommen und dem gottfernen Stand des Menschen in der Sünde entsprechend. So ist die Zeit des Alten Bundes noch eine Zeit, in der sich vor allem das Elend der Menschheit nach der Sünde und unter der Herrschaft der Sünde offenbart. Ein Elend, das zwar Strafe ist, die aber auch Vorbereitung auf das endgültige Heil sein soll, das Gott als Heiland durch Sein Kommen in diese unsere sündige Welt gewirkt hat.
Diese neue Zeit des Heiles und der Gnade ist mit Jesus Christus angebrochen. In Ihm offenbart sich Gott in Seiner ganzen Liebe und Heiligkeit. Durch Ihn werden wir berufen, Anteil an der Erlösung von der Sünde und ihrer Folge, dem Tod, zu erhalten! Nicht durch unsere Kraft, sondern durch die Gnade Christi kann so auch unser Leben in der Liebe Gottes umgestaltet und erneuert werden, können wir wieder wahrhaft Kinder Gottes werden und am Leben Gottes in der Heiligkeit Anteil erhalten!
Die ganze Schöpfung wird so vom Licht Gottes wieder neu durchflutet, das die Herzen der Menschen mit Helligkeit, Wärme, neuer Kraft, übernatürlicher Heiligkeit und damit mit neuem Leben erfüllen will. „Nun hat Gott über die Zeiten, da man Ihn nicht kannte, hinweggesehen. Jetzt aber lässt Er den Menschen kundtun, sie sollen alle und überall sich bekehren“, ruft der heilige Paulus vor dem Areopag in Athen (Apg.17,30). Jesus Christus beruft die Menschen in vollkommener Weise als wahrer und ewiger Sohn Gottes zur Liebe im Heiligen Geist, für die der Mensch ja ursprünglich geschaffen ist.
Schon im Alten Testament offenbart sich Gott nicht als ein Ferner, dem das Tun oder Lassen der Menschen gleichgültig ist, sondern Er zeigt sich, auch wenn das noch nicht so deutlich wie im Neuen Testament ausgesprochen ist, in der Rolle eines Vaters, der sich unter den Menschen ein Volk erwählt, durch das Er Sein Kommen in die Welt vorbereitet, so dass schließlich das Heil und der Sieg über das Böse für alle Menschen möglich werden soll.
Das Alte Testament, das vor allem die Strafen und die Not offenbart, welche die Menschen für ihre Sünden erleiden, weicht einem Neuen Bund, in dem wieder das wahre Heil aufleuchtet, für das Gott den Menschen geschaffen hat, ja das Er selbst in Seiner Liebe ist. Mehr als im Alten Bund wird nun deutlich, dass Er zwar diese Strafen um des Heiles der Menschen willen verhängt hat, aber dass sie nicht der eigentliche und ursprüngliche Plan für die Menschen sind, sondern nur eine notwendige Erscheinung des Wirkens der Sünde und des Bösen in der Welt.
Schon im Alten Testament betont Gott, dass Er nicht den Tod des Sünders will, sondern, dass er sich bekehre und lebe (vgl. Ez.33,11), und schon im Alten Bund vergleicht Gott Seine Liebe zu den Menschen mit der Liebe einer Mutter, die ihre Kindlein nicht vergessen kann, auch wenn diese sich vielleicht von dieser ihrer Mutter abgewendet haben (vgl. Is.49,15: „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht!“).
Erst recht offenbart Jesus Christus als die zweite göttliche Person in Seinem Kommen und in Seinem Leiden für uns, durch das Er uns den Weg zur Auferstehung und zu einem neuen Leben in Seiner Liebe eröffnet, wie sehr wir Menschen trotz unsere Sündenverfallenheit Ihm am Herzen liegen. Durch Sein Werk der Erlösung schenkt Er uns wieder Anteil an der Liebe Gottes im Heiligen Geist!
Der Heilige Geist zeigt unseren Herzen, wie groß und heilig die Liebe ist, die in Gottes Herzen für uns brennt! Ist es da erstaunlich, dass dieses Herz Gottes, das von Seiner Liebe und Güte zu uns Menschen erfüllt ist und sich uns im Herzen Jesu, unseres Mensch gewordenen Erlösers offenbart, auch in der Verkündigung und im Leben der Kirche einen wichtigen Platz einnimmt?
Gepflegt wurde die Verehrung der Liebe des Herzens Jesu von der Kirche schon immer, einschlussweise oder auch ausdrücklich. Jesus selbst hat in der Kirchengeschichte immer wieder bestimmten Heiligen die besondere Liebe Seines Herzens offenbart. Bekannt wurde in der Neuzeit der Wunsch Jesu nach der Ausrichtung unserer Herzen auf Sein göttliches Herz vor allem durch die Offenbarungen von Jesus selbst an Seine heilige Dienerin und Ordensfrau Margaretha Maria Alacoque (1647 – 1690).
Die Ausrichtung auf Jesu Herz ist aber wegen dieser besonderen und letztlich privaten Offenbarung keine Sonderbotschaft, sie hat auch nicht erst mit diesen weithin bekannten Mitteilungen an diese französische Ordensfrau begonnen. Die Liebe Christi, die im Herzen unseres Erlösers brennt, ist von allem Anfang an der Mittelpunkt der ganzen christlichen Verkündigung und des ganzen christlichen Lebens gewesen, wie es das Leben von vielen Christen und Heiligen schon in den vielen Jahrhunderten davor deutlich zeigt! Durch die Bekanntmachung dieser Offenbarung hat allerdings die Liebe des Herzens Jesu in der Kirche neue Aufmerksamkeit und eine weitverbreitete Verehrung gefunden, vor allem durch die Einführung des Herz-Jesu-Festes und der Herz-Jesu-Freitage.
Die Verehrung Seiner Liebe in der Gestalt Seines Herzens scheint Jesus selbst also angemessen und willkommen. Seine Liebe ist der Ursprung und Kern allen christlichen Lebens. Die dankbare Liebe ist auch Quell und Ausgangspunkt jeder Bekehrung, damit aber auch entscheidend für jede wahre Erneuerung kirchlichen Lebens. Seine Liebe will alle Herzen zur Umkehr und Heiligkeit führen.
Gerade in einer Zeit des Glaubensabfalls, der Verwirrung, des „religiösen“ Terrors, der scheinbaren Macht heidnischer und gottloser Gewalten, welche Glaube, Hoffnung und Liebe bedrohen, dürfen wir dankbar auf das Angebot der Liebe des Herzens unseres Heilandes antworten, um Seine Liebe auch in unseren Herzen fruchtbar werden zu lassen!
Wenn wir uns der Versprechen Jesu erinnern, die Er selbst der heiligen Margareta Maria Alacoque gegeben hat, werden wir der Liebe Seines Herzens wohl noch mit mehr Freude und Vertrauen entsprechen können und diese Seine Liebe auch verbreiten helfen. Darum sollen sie hier nicht unerwähnt bleiben.
Jesus gab durch die heilige Margareta Maria Alacoque allen Verehrern Seines allerheiligsten Herzens folgende Verheißungen:
1. Ich werde ihnen alle in ihrem Stande notwendigen Gnaden geben.
2. Ich werde ihren Familien den Frieden schenken.
3. Ich werde sie in all ihren Leiden trösten.
4. Ich werde ihre sichere Zufluchtsstätte im Leben und besonders im Tode sein.
5. Ich werde ihre Unternehmungen mit überreichem Segen begleiten.
6. Die Sünder werden in meinem Herzen die Quelle und das unendliche Meer der Barmherzigkeit finden.
7. Die lauen Seelen werden eifrig werden.
8. Die eifrigen Seelen werden schnell zu großer Vollkommenheit gelangen.
9. Ich werde die Häuser segnen, in denen das Bild meines heiligsten Herzens aufgestellt und verehrt wird.
10. Den Priestern werde ich die Gabe verleihen, selbst die härtesten Herzen zu rühren.
11. Die Namen aller, die diese Andacht verbreiten, werden in meinem Herzen eingeschrieben sein und niemals daraus getilgt werden.
12. Das große Versprechen des göttlichen Heilandes: „Im Übermaß der Barmherzigkeit meines Herzens verspreche ich dir, dass meine allmächtige Liebe allen, die an den ersten Freitagen neun Monate nacheinander kommunizieren werden, die Gnade eines bußfertigen Endes gewähren wird, so dass sie weder in meiner Ungnade doch noch ohne den Empfang der heiligen Sakramente sterben werden; mein Herz wird in dieser letzten Stunde ihre sichere Zukunft sein“.
Jesus entbindet uns durch diese Versprechungen nicht von der Bemühung um ein Leben in der Liebe Gottes, sondern Er führt uns vielmehr durch sie immer mehr in diese Liebe hinein und will, dass auch wir uns von dieser Seiner Liebe durch die von Ihm angeregten Übungen immer mehr entzünden lassen! Wie sehr braucht jeder Mensch und besonders unsere Zeit die Verbindung mit dieser Liebe im Herzen Jesu!
Wenn uns in einer Welt der Kälte, des Hasses und der zunehmenden Bedrohung des Terrors und des Unheils durch die widerchristlichen Mächte an der Erneuerung und der Bekehrung der Menschen in der wahren Liebe Gottes etwas gelegen ist, dann gibt es für uns und für die ganze Kirche kein besseres Mittel auf diesem Weg zum wahren Heil, als dass wir unsere Herzen selbst gerne von dieser Liebe des Herzens Jesu ergreifen lassen und so auch fähig werden, in unserem eigenen Leben die Liebe Christi im Heiligen Geist zum Zeugnis für die Welt wirksam werden zu lassen!
Heiligstes Herz Jesu, erbarme Dich unser und erfülle auch unsere Herzen immer mehr mit dem Licht Deiner wahren und göttlichen Liebe! Amen.
Thomas Ehrenberger |