Die diabolische Bosheit


Die Krise der modernen Christenheit samt der postkonziliaren „Kirche“ besteht unter anderem auch darin, dass ihr ungefähr seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmend das Bewusstsein für die enorme Bedeutung und die heilsgeschichtliche Tragweite der Person und des Heilswirkens Jesu Christi, des göttlichen Erlösers, abhanden gekommen ist. Man weiß nicht mehr, die christliche Offenbarungsreligion in ihrer herausragenden Einzigartigkeit zu schätzen, und degradiert sie somit insofern immer mehr zu einer der vielen Religionen, Weltanschauungen oder Theorien des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, dass sie im Bewusstsein der Menschen ihres übernatürlich-göttlichen Charakters beraubt wird. Sie wird immer mehr entsakralisiert, vermenschlicht und profaniert. 

Parallel zu dieser Entwicklung geht auch das Schwinden des Wissens einher, auf welche Gefahr uns denn Christus (mit allem Nachdruck!) aufmerksam machen möchte, was denn sowohl für den einzelnen Menschen als auch für die Menschheit insgesamt so alles auf dem Spiel steht ...und wer sich hinter der äußeren „netten“ Fassade letztendlich als der entscheidende Gegner Christi profiliert und Ihn und Seine gute Sache somit entschieden bekämpft! 

Die moderne liberal-westliche Welt fällt in diesem Zusammenhang dadurch auf, dass sie die Existenz des Teufels, eines gänzlich entschiedenen und zum eigenen Prinzip gemachten konzentrierten bösen Willens, praktisch negiert. Nicht nur relativiert man grundsätzlich die Wahrheit und hebt die christliche Morallehre auf, sondern belächelt auch die, die sowohl die Sünde vor Gott im einzelnen als auch den Teufel als die personifizierte Bosheit im allgemeinen ernst nehmen, und stellt das ganze als ein krankhaftes Hirngespinst dar. Man geht an die sowohl in der Menschheitsgeschichte als auch in unserem konkreten Alltagsleben wie auch immer in Erscheinung tretende Schlechtigkeit der Menschen oft genug letztendlich doch nur wie an eine psychologische Störung heran und versucht, alles praktisch nach der Art der Freud`schen Psychoanalyse zu erklären - entweder sei der Betreffende in seiner Kindheit schlecht behandelt oder sexuell missbraucht worden...

Dass aber jemand aus freien Stücken einen bewussten zerstörerisch-unsittlichen Willen fassen kann, und zwar ohne dabei irgendeiner Psychose oder irgendeinem psychogischen Zwang zu erliegen, kann man sich in diesen Kreisen kaum vorstellen. 

Und sonderbarerweise sind auch in den „reformierten“ Riten (z.B. der Taufe und Weihwasserweihe) der heutigen Amtskirche praktisch sämtliche Exorzismen, also die direkte Beschwörung des Teufels zu weichen, weggefallen! Zufällig ist diese Entwicklung ganz sicher nicht gekommen. Hinzu kommt die katastrophale Verharmlosung der Sünde durch die modernistische Theologie - praktisch wurde der Teufel hier ebenfalls abgeschafft! Wer aber das Böse nicht genug beachtet oder berücksichtigt, durchschaut nicht (hinreichend) dessen zerstörerische Wühlarbeit hinter den Kulissen und liefert sich ihm somit ebenfalls umso mehr aus. Jedenfalls ist es ein Grundsatz der Lehre Christi, dass das Ja zu Gott unbedingt auch das Nein zu Seinem Widersacher einschließen muss! 


Nun, gleich zu Beginn der großen Fastenzeit werden wir ein jedes Jahr im Evangelium des ersten Fastensonntags an den 40-tägigen Aufenthalt Jesu in der Wüste erinnert, während dessen Er ja “vierzig Tage lang” fastete (vgl. Mt 4,1-11). Und während dieser Zeit vollzog sich für Jesus auch noch etwas anderes Bedeutsames, was nicht nur für Ihn selbst - damals - enorme Bedeutung hatte, sondern womit dann in der Folge auch wir im Prinzip ständig konfrontiert werden und was somit auch in unserem Leben eine große Relevanz besitzt. Er wurde nämlich “vom Teufel versucht” (vgl. Lk 4,1)! Und die aufmerksame Analyse dieser dreimaligen Versuchung Jesu möge dann auch uns vor der teuflischen List wappnen, mit welcher wir es ja in unserem Leben ebenfalls zu tun bekommen. 

Zunächst fällt die grundsätzliche Verwegenheit des hier bezeichneten „Teufels” auf, der gewagt hatte, auch an Jesus heranzutreten und Ihn in allem Ernst mit seiner Verschlagenheit zu belästigen? Man mache sich bewusst: er tritt an den absolut Heiligen, den menschgewordenen Gott (!), heran, um Ihn mit seiner diabolischen List zu Fall zu bringen! 

Dabei legte er zunächst das Gewand eines großen Menschenfreundes an, welcher von Mitleid zu Jesus geradezu gerührt zu sein schien. Denn am Ende der Fastenzeit “hungerte Ihn”. So “sagte der Teufel zu Ihm: ´Bist Du Gottes Sohn, so befiehl, dass die Steine da zu Brot werden´”. Hier spielte der Teufel auf den Hunger als ein elementares, natürliches Bedürfnis eines jeden Menschen an. Was ist denn nicht selbstverständlicher, als dass man bei Hunger isst, zumal nach einer so langen Fastenzeit? Und was wünscht man denn nicht einem hungrigen Menschen, als dass er sich endlich sättigt, um nicht weiter zu leiden und am Ende noch zu sterben? 

Dennoch lehnt Jesus das angeblich anständige Ansinnen des Versuchers ab, indem Er ihm antwortet, dass “der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt”. Offensichtlich erblickte Jesus in den anständig erscheinenden Worten des Teufels eine verborgene aber schicksalhafte List (!), auf die Er sich auf keinen Fall einlassen wollte. Denn wäre Er darauf eingegangen, hätte Er ihm ein erstes Zugeständnis gemacht und somit begonnen, das durchtriebene und letztendlich böse Spielchen des Teufels auf welche Weise auch immer mitzuspielen. Dann hätte der Teufel bereits etwas in der Hand gehabt, woraus er (geradezu logisch) das Argument hätte ableiten können, dass Jesus ihm ja bereits Recht gegeben habe ...und somit logischerweise verpflichtet sei, darin fortzufahren! Wohl auch deswegen erteilte ihm Jesus eine entschiedene Abfuhr. 

Offensichtlich machte es sich Jesus (auch als einem Menschen!) bereits an dieser Stelle bemerkbar, dass die Macht, die Ihn in Versuchung bringen wollte, insofern bewusst mit unlauteren Mitteln spielte, als dass sie die an sich berechtigten Bedürfnisse des Diesseits listig für seine perfiden Zwecke einsetzen und somit auch generell instrumentalisieren wollte! Daher gibt Er in Seiner Antwort schlussendlich uns allen eindringlich zu bedenken, dass der Mensch nicht an dieser Welt allein kleben und einseitig in den Sorgen um das Diesseits verhaftet sein soll. Denn wenn er zwischen allem und vor allem auf Gott den Blick wirft und Seine Wahrheit beherzigt, erliegt er nicht den allzu „logisch“ und „vernünftig“ klingenden Versuchungen des Diabolus, welcher ja nur alles und jedes durcheinander bringen und uns somit moralisch zutiefst verunsichern will! 

Nachdem aber dem Teufel der erste Versuch misslang, legte er dann bei der zweiten Versuchung das Gewand eines Schriftkenners, eines Theologen, eines Frommen an. “Dann nahm Ihn der Teufel mit in die Heilige Stadt, stellte Ihn auf die Zinne des Tempels und sagte zu Ihm: ´Bist Du Gottes Sohn, so stürze dich hinab. Es steht ja geschrieben: Seinen Engeln gebot Er Deinetwegen. Sie werden Dich auf Händen tragen, damit Du Deinen Fuß an keinen Stein stoßest.´” Unter Bezugnahme auf diese Zusage Gottes (aus Ps 90,11.12), dass Er Engel zum Schutz eines Frommen, der sich in der Not befindet, schicken werde, verlangt nun der Versucher, Jesus möge sich im Vertrauen auf die Zusage Gottes - wenn Er denn auf Gott baut und Ihm vertraut - nun hinabstürzen. 

In diesem Fall erscheint die List des Versuchers noch übler und boshafter - sie ist sogar richtig pervers! Denn er möchte hier letztendlich nichts anderes und geringeres tun als Gott gegen Gott auszuspielen! Geht Jesus auf das Ansinnen des Teufels nicht ein und stürzt sich eben nicht von der Zinne des Tempels hinab, würde Er nach der Logik das Versuchers zugeben müssen, dass Er kein hinreichendes Vertrauen auf Gottes Schutzzusage besitze und somit auch dem biblischen Wort Gottes gegenüber keinen genügenden Glauben entgegenbringe - Sein Glaube an Gott wäre bestenfalls sehr schwach wenn nicht sogar gänzlich unecht! Sieht Er sich aber (aus religiösen Gründen!) gezwungen, auf das betreffende Ansinnen des Teufels einzugehen, erscheint Er zwar gläubig, begibt sich aber dadurch in eine entscheidende Abhängigkeit von ihm, dem Teufel (was er, wie vorhin dargelegt, schon bei der ersten Versuchung erreichen wollte), aus welcher Er dann nicht so einfach und leicht wieder herauskäme. Hier erblicken wir überdeutlich den diabolischen Charakter der Versuchungen des Teufels, der Gut und Böse so durcheinander bringen und alle moralischen Grenzen zwischen Recht und Unrecht, Richtig und Falsch so verwischen und unkenntlich machen möchte, bis man sittlich desorientiert und dann umso eher ein willfähriges Spielzeug seiner Macht werde! 

Aber auch diese List des Teufels wird von Jesus durchschaut und in der Folge abgewiesen. Dabei begründet Jesus Seine Antwort ebenfalls aus der Heiligen Schrift: “Es steht auch geschrieben: du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen” (Dt 6,16). Dadurch gab Jesus dem Teufel zu erkennen, dass er nicht die Gesamtaussage der Heiligen Schrift zum betreffenden Thema zur Sprache brachte und somit die Bibel offensichtlich bewusst verzerrte - er hat sich somit nicht rechtens auf das biblische Wort bezogen. Ihm, dem Teufel, wird somit ausdrücklich der Anspruch abgesprochen, ein legitimer Experte in Sachen der Heiligen Schrift zu sein - er wird hier letztendlich sogar als ein falscher Prophet und grundsätzlicher Lügner entlarvt! 

Es scheint, als sei der Teufel von dieser Wendung der Dinge nicht nur überrascht, sondern sogar richtig betroffen worden, weil ihn nämlich Jesus so grundlegend durchschaut hatte! Daher sah er keinen Sinn mehr darin, sich noch weiter zu verstellen, und formulierte in der dritten Versuchung sein eigentliches Ansinnen direkt und ohne jede weitere Verstellung: “Sodann nahm Ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg, zeigte Ihm alle Reiche der Welt samt ihrer Herrlichkeit und sagte zu Ihm: ´Dies alles will ich Dir geben, wenn Du niederfällst und mich anbetest´”. 

Hier sprach er endlich klar und unverblümt aus, was ihn bereits bei den ersten beiden Versuchungen bewegte: der Stolz nämlich und die Unverfrorenheit, den Platz Gottes einnehmen zu wollen! Nachdem er im Paradies Adam und Eva durch die Versuchung der Selbstüberschätzung und somit letztendlich des Stolzes dazu verleitete, Gott gegenüber ungehorsam zu werden (Gen 3,1-5), und somit nicht nur die ganze Menschheit ins Elend der Gottesferne stürzte, sondern auch selbst zum “Fürsten dieser Welt” (vgl. Joh 14,30; 16,11) wurde, sah er nun die Stunde nahen, zu welcher durch das stellvertretende Sühneleiden und den schmachvollen Tod Jesu Christi am Kreuz seine grundsätzliche Macht über die Menschheit insofern gebrochen werde, dass die Menschen wieder die Versöhnung, den Frieden und die Gemeinschaft mit Gott erlangen können: “Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinaus gestoßen” (Joh 12,31). 

Wohl auch deswegen bot er jetzt, vor dem öffentlichen Auftreten und Heilswirken Jesu, seine ganze List, Verschlagenheit und Macht auf, um Jesus von dem eingeschlagenen Weg möglichst abzubringen und somit die vorhandene Macht nicht nur beizubehalten, sondern, wie wir gleich sehen werden, noch weiter auszubauen. Nach zwei fehlgeschlagenen Versuchen voll Lug und Trug erscheint er jetzt, was die Art der Versuchung angeht, zwar sehr “ehrlich”, offenbart aber dabei, was nämlich deren Inhalt angeht, seine ganze Perversität. Denn er bietet Ihm nun etwas an, was für die Menschen in der Menschheitsgeschichte schon immer sehr „populär“ und „begehrenswert“ war - die Macht und den Einfluss in dieser Welt -, was aber im Falle Jesu nur dann erreicht werden könne, wenn Er etwas richtig Satanisches tut: wenn Er nämlich niederfällt und ihn, den Teufel, ausdrücklich anbetet! 

Und gerade dies offenbart die ganze Bosheit und Perversion Satans. Denn wäre Jesus darauf eingegangen und somit dieser Versuchung erlegen, hätte Er sich vom Teufel in Sein Gegenteil umkehren lassen: statt dem Willen Seines himmlischen Vaters Folge zu leisten, hätte Er dem Fürsten dieser Welt gedient, statt das göttliche Heil für die Menschen zu erwerben, hätte Er ihnen für immer das Tor zum Paradies verschlossen, statt Gott als Gott anzuerkennen und Ihm die Ehre zu geben, hätte Er den Teufel an Gottes Statt anerkannt und somit dessen Herrschaft zementiert! Gott hätte sich zum willfährigen Diener des Diabolus gemacht - der Teufel hätte schlussendlich über Ihn triumphiert und wäre in alle Ewigkeit zum unumschränkten Herrscher avanciert! Ekelhaft, allein schon darüber nachzudenken. 

“Da gebot ihm Jesus: ´Hinweg, Satan! Es steht geschrieben: den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und Ihm allein dienen!” Jesus weist hier wiederum das perverse Ansinnen des Teufels ab und statt dessen die rechte, gottgewollte Ordnung auf. Nur der wahre Gott, der Heilige, Gerechte und Barmherzige, darf und soll angebetet und verherrlicht werden! Der Teufel hat da nicht nur nichts verloren, sondern er wird hier sogar in schärfster Form als “Satan” bezeichnet und somit zum erklärten Gegner und Feind Gottes deklariert. Nun sind von Jesus die entscheidenden Grundfragen geklärt und die Fronten klar umrissen worden. 

Zieht man aber die grundsätzliche satanische Bosheit des Teufels in Betracht, darf man wohl kaum davon ausgehen, dass dieser sich mit seiner moralischen Niederlage abgefunden hat und sozusagen kampflos das Feld räumt. Wenn wir (in der Passions- und Karwoche in verstärkter Weise) der schmerzhaften Leiden und des furchbaren Sterbens Christi am Kreuz gedenken und sie aufrichtig beherzigen, vergessen wir bitte nicht, dass diese Ihm zugefügte leibliche Pein und seelische Schmach gewissermaßen auch Ausdruck der tobenden Wut und des abgrundtiefen Hasses des Diabolus gegen den menschgewordenen Gottessohn ist. Wenn es ihm schon nicht gelang, Jesus in seine Dienste zu stellen, so wollte er an Ihm offensichtlich „wenigstens“ insofern seinen Ärger, die gewaltige Enttäuschung über den am Beispiel Jesu erlittenen geistigen Schiffbruch, auslassen, als dass er Ihn äußerst spürbar marterte. Der laute Ruf Christi am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“, lässt uns entfernt erahnen, was Er da an physischen wie seelischen Qualen aushalten und durchmachen musste! 


Wenn aber der Teufel sogar an Jesus herantrat, um Ihn zum Abfall zu bewegen, um wie viel mehr müssen wir, sittlich schwache und zur Sünde neigende Menschen, auf der Hut vor den Versuchungen des Diabolus sein? Auch an uns spielt er sein ganzes Repertoire der teuflischen List und Verschlagenheit aus ...und verliert dabei nicht einen einzigen Gedanken daran, uns etwa mit Samthandschuhen anzufassen oder auf irgendeine Weise zu schonen. 

Wie er an Jesus herantrat, als es diesen “hungerte”, so setzt er auch bei uns an einer Stelle an, die er als das berühmte schwächste Glied in der Kette ausmacht. Denn ein jeder Mensch hat ja irgendwo eine Schwachstelle, an welcher er besonders gefährdet ist, und gerade da setzt der Teufel mit Vorliebe an, den Menschen zu Fall zu bringen. Oft genug wird diese Schwachstelle durch unsere Anhänglichkeit an das Zeitliche verursacht - wir nehmen halt unsere irdischen Bedürfnisse zu wichtig und ordnen sie gern der Wahrheit, die „aus dem Mund Gottes kommt”, über. 

Oft erliegen wir dabei in unserer Naivität der Illusion, dass es schon nicht so schlimm sei, bis zu einem bestimmten Grad der Versuchung nachzugeben. Wir meinen, es werde schon nicht so böse enden - Hauptsache, wir würden noch rechtzeitig die sprichwörtliche Reißleine ziehen und die Sache beenden. 

Aber wir unterschätzen dabei die Macht des Bösen, welche es ausübt, wenn man sich scheinbar nur ein kleinwenig in die Sünde verstrickt! Wie oft ist es denn schon vorgekommen, dass der Mensch im weiteren Prozess kaum bis keine Widerstandskraft mehr aufbrachte, wenn er zuvor “nur ein kleinwenig” der Versuchung nachgab und somit der Sünde zustimmte. Denn ein wie auch immer geartetes Zugeständnis an den Teufel lahmt zweifelsohne unsere sittlichen Kräfte bzw. die moralische Widerstandskraft. So bedingt der erste falsche Schritt in unserem Leben in der Folge oft den zweiten, der zweite den dritten usw. Man verstrickt sich immer mehr in die Fallstricke des Diabolus und findet keinen Ausweg - ein scheinbar kleiner Anfang nimmt ein übles Ende! 

Außerdem wird dadurch nicht nur unsere Willenskraft zunehmend geschwächt, sondern auch unser geistiges Auge getrübt. Trotz der sich einstellenden negativen Folgen hält es ein solcher Mensch oft paradoxerweise für immer weniger notwendig, mit der Sünde zu brechen - er sucht eher nach Ausreden für sein falsches Verhalten und versucht somit, dieses gegen alle Vernunft sogar ausdrücklich zu rechtfertigen. So wird man auch in grundsätzliche logisch-argumentative Widersprüchlichkeiten verstrickt, wenn man sich auf das böse Spielchen der Unterwelt einlässt - man wird vom Teufel sozusagen mit Haupt und Haar verschlungen! 

Auch gehört zur List des Teufels, uns eine so genannte heile Welt vorzugaukeln, wenn er an uns mit seiner Versuchung herantritt. Denn wir versprechen uns ja wirklich (irrtümlicherweise!), etwas Schönes zu erfahren oder etwas Angenehmes zu erleben, wenn wir trotz unseres schlechten Gewissens der einen oder anderen Versuchung nachgeben. Und dann kommt noch die Illusion hinzu, dass dieses gute Erlebnis die Sünde wenigstens irgendwie abschwäche. Aber danach merken wir im Prinzip jedes Mal erneut, dass der Teufel sein Versprechen letztendlich nicht (nachhaltig!) halten kann, dass die vorgegaukelte heile Welt ziemlich schnell wie eine Seifenblase zerplatzt und sich dann seelische Bitterniss breitmacht. 

Es verhält sich da im Prinzip genauso wie in der Anekdote, in welcher Josef Göbbels, Hitlers Propagandaminister, gefragt wurde, ob er denn in den Himmel oder in die Hölle wolle. Antwort: In den Himmel natürlich. Und als er da ankam, gefiel ihm alles sehr - es war wunderbar. Dann wagte er aber durch das Fenster einen Blick hinab in die Hölle - dort sah alles überraschenderweise noch schöner aus. Ob er denn in die Hölle wechseln könne - Ja, aber zurück gehe es dann aber nicht mehr. Sich dafür entschieden und kaum in der Hölle angekommen, wurde es da für ihn so richtig miserabel, ähnlich wie er es sich zuvor sonst immer vorgestellt hatte ...und ganz anders, als es von außen ausgesehen hatte. Warum denn so ein Betrug, fragte er den Teufel. Ja weißt du, Josef, meinte dieser, wir haben hier auch ein Propagandaministerium! 

Dabei ist die letzte Absicht des Teufels immer dieselbe: den Menschen von Gott abbringen! Mag er uns bisweilen auch als ein großer und uneigennütziger Menschenfreund erscheinen oder das angenehm anmutende Schafspelz eines frommen Christgläubigen anlegen, hinter der Fassade verbirgt sich immer seine pervers-böswillige Absicht, Unfrieden zu stiften zwischen Gott und dem (betreffenden) Menschen, die Menschen auf welche konkrete Weise auch immer von ihrem wahren und nachhaltigen Heil in Gott abzubringen und somit ins Verderben zu stürzen! 

Seien wir daher auch immer auf der Hut vor der mannigfachen List des Teufels ...und verharmlosen wir dabei nicht die Sünde samt ihrer schlimmen Folgen für unser Heil in Zeit und Ewigkeit! Denn wir nehmen ja diese oft genug gern auf die leichte Schulter und führen uns nicht deren schlimmen Folgen sowohl für unser Verhältnis zum Herrgott als auch im Hinblick auf unser ewiges wie zeitliches Seelenheil vor die Augen. Der Diabolus ist sicherlich auch in unserem Fall mit aller ihm zur Verfügung stehenden Macht und List bestrebt, der Sache Gottes einen nennenswerten und nachhaltigen Schaden zuzufügen und Ihn (nun auch und gerade in unseren Herzen) zu entmachten: „Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne. Widersteht ihm fest im Glauben!“ (1 Petr 5,8f.) 


Und ein klassisches Beispiel, wie der Teufel die Menschen im frommen Gewand eines gläubigen Theologen herumkriegen kann, haben wir anschaulich in der jüngeren Kirchengeschichte geliefert bekommen. Denn zum Wesen der modernistischen wie ökumenischen Bewegung, die in der “Kirche” des so genannten 2. Vatikanischen Konzils Einzug gehalten hat, gehört, die Begriffe von Gut und Böse, Richtig und Falsch in so mancher Hinsicht durcheinanderzubringen und die Gläubigen darin zu verunsichern. Ist es denn nicht oft genug vorgekommen, dass das, was früher von der Kirche eindeutig als schlecht und gotteswidrig eingestuft wurde, nach dem Tod von Papst Pius XII plötzlich für “gut”, “richtig” und vor allem “modern” gehalten wurde? Und Werte, die man im Laufe der gesamten Kirchengeschichte ausdrücklich als erstrebenswert erachtete, sind im Namen des Vatikanums II und des vermeintlichen „Fortschritts“ praktisch über die Nacht auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen worden? 

Hat man, um hier nur ein Beispiel anzuführen, seitens der katholischen Kirche im Laufe der Kirchengeschichte immer hervorgehoben und kompromisslos eingeschärft, dass das Heil nur in Jesus Christus, dem göttlichen Erlöser, erlangt werden kann (vgl. Apg 4,12; Joh 14,6), so werde heute nach der Auffassung der “Neuerer” Gott in allen Religionen verehrt (wohlgemerkt auf der Ebene der offiziellen Religionen selbst!), so dass das Glaubensbekenntnis zum Eingeborenen Sohn Gottes Jesus Christus, der die Offenbarung des Vaters ist (vgl. Joh 1,18), und der Empfang der christlichen Taufe nicht mehr unbedingt heilsnotwendig wären. War es immer richtig und gottgewollt, auch im Hinblick auf andere Inhalte unverkürzt an der Liturgie und am überlieferten Glauben der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche festzuhalten, so werden heute viele der wesentlichen Glaubensartikel relativiert und somit faktisch letztendlich auch aufgegeben (und dabei bisweilen auch wortwörtlich der Lächerlichkeit preisgegeben). Man berücksichtige in diesem Zusammenhang auch das große Gebiet der christlich-katholischen Morallehre... 

Und alles eben unter dem frommen Vorwand des besseren Verständnisses des katholischen Glaubens bzw. der getreueren Interpretation des biblischen Wortes! Diese modernistische Perversion erreicht auch und gerade darin ihren Höhepunkt, dass man sich von jener Instanz und jenem “Glauben”, welche heute als offiziell römisch-katholisch in Erscheinung treten, bewusst distanzieren und trennen muss, um eben den authentischen katholischen Glauben zu bewahren und der wahren katholischen Kirche anzugehören! Setzt denn der Modernismus hier im Prinzip nicht gerade dieselbe List ein wie der Teufel bei der zweiten Versuchung Jesu, die offenbarte christliche Wahrheit gegen dieselbe offenbarte christliche Wahrheit, die Liebe (zu Gott und dem Nächsten) gegen die dieselbe Liebe (zu Gott und dem Nächsten), die (Glaubens)Treue gegen dieselbe (Glaubens)Treue ausspielen zu wollen? Die erschreckende und weitverbreitete Orientierungslosigkeit vieler der formellen Katholiken in Fragen der einzelnen Glaubensinhalte und der Morallehre bestätigt diesen Verdacht. 

Nein, widerstehen wir allen Angriffen der in unserem Leben mannigfaltig und mannigfach in Erscheinung tretenden satanischen Macht in der göttlichen Klarheit der unveränderlichen Wahrheit Christi (“Jesus Christus bleibt derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. Lasst euch nicht durch allerlei fremde Lehren irreführen” - Hebr 13,8) und in der Kraft der am Kreuz erworbenen Erlösergnade Jesu Christi, welcher freiwillig Sein Leben hingab und Sein kostbares Blut vergoss, damit wir den Weg zurück zu Gott finden! Und beherzigen wir dabei, was Er uns im Anschluss an die dritte Versuchung als eine Art Programm in die Hand gibt: “Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und Ihm allein dienen!” Dann werden wir ebenfalls nicht nur die List des Teufels (rechtzeitig) durchschauen, sondern auch in der unbegreiflichen und ein jegliches menschliche Maß übersteigenden “Liebe (Christi) festgewurzelt und gegründet” sein (vgl. Eph 3,17)! - “Da verließ Ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herbei und bedienten Ihn” (Mt 4,11)! 


P. Eugen Rissling

 

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