Das Grabtuch von Turin - eine wahre Reliquie von Jesus?
 
 


Wem kann man glauben?

"Aber diese Berichte kamen ihnen wie ein Märchen vor, und sie glaubten ihnen nicht", heißt es im Evangelium, als die Frauen den Jüngern die Botschaft der Auferstehung und der Erscheinung der Engel den Aposteln verkündeten (Lk. 24, 11). Vielen modernen Menschen geht es ähnlich. Wie können wir denn Jesus heute noch begegnen, wo sollen wir die Wahrheit der Berichte des Evangeliums bestätigt finden?

Gerade Theologen "predigen" heute ein "neues" Verständnis der Schriften. Die Berichte über Jesu Wunder und über Seine Auferstehung seien nur eine nachträgliche Erfindung der Urgemeinde, welche damit ihre Verehrung für Jesus zum Ausdruck bringen wollte. Weithin wird heute behauptet, es wäre nicht ungewöhnlich oder dem "Glauben" widersprechend, wenn das Grab Jesu gar nicht leer gewesen wäre. Dieser neue "Glaube" gibt sich als "aufgeklärt" und "kritisch". Doch - ersetzt er nicht einfach den Glauben an die übernatürliche Offenbarung Gottes durch einen ziemlich unkritischen Glauben menschlichen Vermutungen und Theorien gegenüber, welche von Vorurteilen geprägt und meist nicht näher belegbar sind und somit eine "Glaubenskraft" erfordern, die wirklich "blind" ist und weit über das hinausgeht, was die Evangelien von uns an Glauben fordern? Und das, ohne zu bedenken, wie sich denn eine überzeugte und zum Zeugnis bis zum Tod bereite "Urgemeinde" bilden und trotz aller Verfolgungen ausbreiten hätte können, wenn Jesus nicht auferstanden, sondern lediglich wie ein Verbrecher gestorben und das Evangelium nur erfunden und seine Glaubwürdigkeit unbestätigt und nicht nachprüfbar gewesen wäre?

Gott verweigert dem ehrlich Suchenden die Antwort nicht. Wie dem heiligen Apostel Thomas, der sichtbare und fühlbare "Beweise" für die Auferstehung Jesu suchte (vgl. Joh. 20, 24ff.), schenkt Jesus auch uns heute notwendige und glaubwürdige Zeugnisse für die Wahrheit Seiner Botschaft und Seiner Nähe, auch wenn er uns wie den heiligen Apostel immer wieder darauf hinweist, dass die Glaubenserkenntnis weit über das bloß sinnliche Erkennen hinausweist und hinausreicht!
Entscheidend für die Möglichkeit von wahrer Erkenntnis ist und bleibt aber immer, dass wir die Wahrheit suchen und lieben und nicht bewusst unterdrücken, sondern das Licht Gottes annehmen! 

 

Die Geschichte des Grabtuches von Turin

Der Weg des Grabtuches, welches im Dom von Turin aufbewahrt wird, ist heute nicht mehr durch alle Jahrhunderte lückenlos bekannt. Dennoch erweist sich dieses Grabtuch - ob wir es wollen oder nicht - immer mehr als ein neues, mit außerordentlicher Glaubwürdigkeit ausgestattetes, Zeugnis von Jesu Tod und Auferstehung, gerade für unsere "wissenschaftshungrige" Zeit. In der Kirche wurde ihm allgemein seit jeher Hochachtung und Verehrung entgegengebracht. Dabei konnte man sich bis vor wenige Jahrzehnte hauptsächlich nur auf die mündliche Überlieferung berufen, weil es nicht möglich war, wissenschaftlich die Entstehung des Tuches und die Abbildungen darauf zu untersuchen und die darin enthaltenen Botschaften aus einer längst vergangenen Zeit zu entschlüsseln.

1389 untersagte der Bischof Peter von Arcis die Ausstellung des Tuches, welches sich zu jener Zeit in Lirey in Nordfrankreich (Champagne) befand, weil er es für lediglich "kunstvoll gemalt" hielt. Jedoch weiß man, dass es der Bischof nie selbst gesehen hat, und es ist auch nicht ganz klar, ob sich seine Verurteilung nur auf eine gemalte Kopie des Tuches bezog. Papst Klemens VII. gebot dem Bischof Stillschweigen und erlaubte die Ausstellung. Doch war es sehr schwierig, Klarheit bezüglich vieler Fragen zum Tuch zu erlangen.

Die Evangelien sprechen von einem Leinentuch, welches Josef von Arimatäa für die Grablegung Jesu besorgt hatte und in welches der Leichnam Jesu eingewickelt wurde (Mt.27,59; Mk. 15,46; Lk. 23,53). Über die Aufbewahrung dieses Leichentuches und der anderen Tücher nach Jesu Auferstehung wird jedoch nichts mehr berichtet, nur dies, dass sie im leeren Grab zusammengefaltet dalagen. Wer verwahrte diese Tücher? Das wissen wir heute nicht mehr. Fest steht, dass im jüdischen Kulturraum die Aufbewahrung eines Leichentuches als kultisch unrein gelten musste. Wahrscheinlich geschah sie deswegen - und wegen der Verfolgungen und der Gefahr des Raubes - auch geheim. Unter Kaiser Konstantin treten um 313 Gerüchte auf über die Existenz eines Bildes Christi "in sterblichem Fleisch". Papst Sylvester legte auf dem Provinzialkonzil von Rom 325 fest, dass das heilige Messopfer auf einem vom Bischof geweihten Leinentuch zelebriert werden soll, so als wäre es das reine Grabtuch Christi. Im 6. Jahrhundert wird aus Edessa, dem heutigen Urfa in der Osttürkei, von einem "nicht von Menschenhand gemachten" (acheiropoietos) Christusbild berichtet, dem Mandylion, welches von Byzantinern 944 von Edessa nach Konstantinopel gebracht wurde.

1204 verschwand das Mandylion aus Konstantinopel bei der Plünderung durch französische Kreuzfahrer, Mitte des 14. Jahrhunderts fand es sich in Lirey in Nordfrankreich wieder, 1452 kam es an das Herzogshaus von Savoyen und wurde in der Schlosskapelle von Chambéry aufbewahrt, 1578 endlich kam es nach Turin.

 

Bestätigung des Weges durch Pollenanalyse

Es ist nicht ganz klar, ob das Leichentuch mit dem oben genannten Mandylion identisch ist, jedoch ergaben Untersuchungen, dass sich auf dem Leichentuch verschiedene Blütenpollen finden, welche den Regionen entsprechen, an denen sich das Mandylion befunden hatte. Eine Pflanzenart findet sich nur der Gegend von Urfa (Edessa), eine nur in der Umgebung von Istanbul, 15 weitere können der Türkei zugeordnet werden, etwa 15 dem mitteleuropäischen Raum. Aber entscheidend ist, dass elf Pollenarten von Pflanzen stammen, die nur in der Jerusalemer Gegend wachsen! So kann der Weg des Tuches wissenschaftlich ziemlich genau rekonstruiert werden.

 

Ein Foto von Jesus?

Das Grabtuch von Turin ist ein Leinentuch von 4,36 m Länge und 1,10 m Breite und damit das größte erhaltene Stück Textil aus der Antike. Es ist etwas vergilbt und weist zwei der Länge nach verlaufende, dunkle Streifen auf, welche von einem Brand in der Schlosskapelle von Chambéry im Jahre 1532 herrühren, gleich wie einige Löschwasserflecken. Man kann auf dem Tuch eine sepiafarbene Abbildung einer Menschenfigur erkennen, die zwar immer als Abbild Jesu überliefert worden war, die jedoch nicht völlig fassbar erscheint.

Beinahe wäre das Tuch schon in Vergessenheit geraten, als am 25. Mai 1898 der Turiner Anwalt Secondo Pia eine merkwürdige Entdeckung machte. Er hatte erstmals das Tuch bei einer Ausstellung fotographiert. Als er die Fotoplatten entwickelte, konnte er erkennen, dass das, was man bisher auf dem Tuch gesehen hatte, lediglich das Negativ des wahren Bildes gewesen war, das sich nun klar zeigte: Das älteste authentische Abbild eines Menschen, entstanden lange vor der Erfindung der Fotographie! Wenn dieser Mensch wirklich Jesus Christus ist, haben wir von unserem Erlöser ein wahres Bild, ja eine Fotographie, die uns zudem auch das ganze Ausmaß Seines Leidens für uns offenbart!

 

Überraschende Entdeckungen

Diese Entdeckung war sensationell. Wissenschaftler aller Fachrichtungen gewannen plötzlich Interesse an dem Tuch. Wie konnte es zu einem solchen Bild kommen, woher war das Tuch, wer war der Mann auf dem Tuch? Das Tuch von Turin wurde in der Folge von Gerichtsmedizinern, Kriminologen, Physikern, Chemikern, Pathologen, Biologen, Palynologen, Textilkundlern usw. untersucht und ist zum besterforschten Stück Textil der Welt geworden. Dabei wurden beachtliche Ergebnisse erzielt und bemerkenswerte Erkenntnisse gewonnen.

 

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen

Man kann sagen, dass wir heute auf dem Grabtuch eigentlich drei Bilder finden. Zunächst ein Bild eines Mannes im Negativ, ohne Farben. Dann findet man darauf positiv sichtbare Flecken, die von Blut und von Verbrennungen herrühren. Erst in der jüngsten Zeit erschloss sich uns das dritte, Jahrhunderte und Jahrtausende lang unlesbare Bild. Was alle Generationen vor uns nicht wussten, höchstens vermuten konnten, haben wissenschaftliche Methoden heute ermöglicht: das nach und nach zu entziffern, was dieses Tuch über das darauf sinnlich Wahrnehmbare hinaus noch alles aussagt. Nur in aller Kürze können hier die wichtigsten Ergebnisse der Forschungen am Turiner Grabtuch wiedergegeben werden.

Die Analyse des Tuches bestätigt bis in die Einzelheiten die Leidensgeschichte Christi und die bisherigen Kenntnisse über die Weise einer römischen Kreuzigung im ersten Jahrhundert, ja liefert neue Aufschlüsse und Einzelheiten.

Die hohe Quantität von Bilirubin auf den leuchtend roten Blutflecken weisen darauf hin, dass die Person kurz vor dem Tod stark gefoltert worden war. Das Blut ist menschliches Blut, Bluttgruppe AB, die in Europa sehr selten vorkommt. Die Blutabdrücke sind medizinisch gesehen ganz präzis. Auf dem Rücken findet man ca. 100 - 120 längliche Spuren (jede ca. 4cm lang), wie sie die römische Bleigeißel hinterlässt. Das lässt (bei drei Enden an der Geißel) auf eine römische Geißelung von ca. 40 Schlägen schließen. Bei mehr Geißelschlägen hätte Lebensgefahr bestanden, weshalb bei einer jüdischen Geißelung überhaupt nur 39 Schläge erlaubt waren!

Alle weiteren Einzelheiten stimmen mit den Evangelien völlig überein: Die Spuren von der Dornenkrone, die Schulterwunde, die Seitenwunde, die Spuren der Kreuzigung... Zeugnis von schweren Stürzen geben Erdspuren, die Aragonit enthalten (eine seltene Kalksteinart, wie sie sich auch bei Ausgrabungen in Jerusalem beim Damaskustor fand), an der Ferse, am Knie, an der Nase...
Das Gesicht strahlt eine majestätische Erhabenheit aus, obwohl das rechte Augenlid eingerissen ist, Schlagwunden an den Augenbrauen Spuren hinterlassen haben, eine dreieckige Wunde auf der rechten Wange von einem Schlag mit einem stumpfen Gegenstand zeugt, die Spitzen der Dornenkrone Blutbäche an der Stirn hervorgerufen haben... Die Rinnsale bestätigen den Tod am Kreuz in aufrechter Körperhaltung, der ausgerissene Bart ist Zeichen für Gotteslästerung. Die Beine des Gekreuzigten sind nicht zerschlagen...

Besonders die Abbildungen bei den Händen lassen die Theorie einer Fälschung unmöglich erscheinen. Viele Einzelheiten einer Kreuzigung waren mittelalterlichen Malern gar nicht mehr bekannt, da Kaiser Konstantin 347 die Kreuzigung als Strafe abgeschafft hatte. Die Blutströme an den Händen verlaufen in leicht verschiedenen Richtungen schräg nach unten und sind damit ein Hinweis auf die typischen Bewegungen und Haltungen am Kreuz. (Der Gekreuzigte musste sich nach einer bestimmten Zeit immer wieder hoch ziehen, um überhaupt noch atmen zu können). Die Nägel an den Händen gingen nicht durch die Handflächen, wo sie den Körper gar nicht hätten tragen können, sondern durch die Knochen der Handwurzel. Die Daumen sind nach innen geklappt, medizinisch völlig korrekt bei Verletzung des Mittelnervs in der Handwurzel! Der Brustkorb ist herausgepresst und erhoben, ebenfalls ein Hinweis auf den Tod durch Kreuzigung. Das Blut ist gut konserviert und es lässt sich unterscheiden, ob es aus Arterien oder Venen oder vor oder nach dem Tod (Seitenwunde) floss.

Es zeigt sich auch, dass die Blutspuren anders verlaufen, als es die Abbildung des Gekreuzigten zunächst vermuten lässt, eben weil das Tuch nicht flach auf dem Leichnam aufgelegen ist! Die Blutspuren bezeugen auch einen anderen Entstehungszeitpunkt als das Bild. Auch sind keinerlei Spuren einer Verwesung festzustellen! Der Körper wurde wieder vom Grabtuch getrennt, bevor die Verwesung eingesetzt hätte, muss also weniger als drei Tage darin gelegen sein.

Überraschend: Das verkrustete, vom Leinen aufgesogene Blut weist keine Zeichen einer gewaltsamen Trennung auf, wie sie beim Lösen des Leichnams von dem Tuch hätte auftreten müssen. Auf beispiellose, unerklärliche Weise wurde der Körper aus dem Leinen entfernt! Die Blutkrusten und das Gewebe sind unverletzt! Ein Raub des Leichnams oder auch eine bloße "Umbettung" erscheint damit ausgeschlossen! Unversehrte Blutkrusten sind nur durch eine wunderbare Auferstehung erklärbar! Nicht nur die schon beschriebene Analyse von Pollen, welche nur in ganz bestimmten Gebieten vorkommen (Jerusalem - Anatolische Steppe - Konstantinopel usw.), sondern auch die Webart des Tuches verweist auf den Orient. Das Leinen ist fischgrätenartig gemustert in einem Drei-zu-eins-Leinenmuster (sog. Körperbindung). Dafür ist ein besonderer Webstuhl notwendig. Die Technik der Herstellung verweist auf ein Gewebe des ersten Jahrhunderts. Diese Art von Leinenkörper ist in Europa erst seit der zweiten Hälfte des 16 Jahrhunderts bekannt. Die besondere Drehung, welche der natürlichen Richtung der Faser beim Trocknen widerspricht, ist sehr selten, jedoch aus Palmyra, der Jüdischen Wüste und Ägypten bezeugt.

Solche Leinen waren in der Antike sehr kostspielig. Das Tuch ist in einem gewirkt und weist merkwürdigerweise auch Spuren von Baumwolle auf, die sich wohl auf dem Webstuhl befanden. Baumwolle kam in dieser Zeit nur aus Indien, wurde in Europa weder angebaut noch verbreitet. Auch dies weist auf den Orient als Entstehungsort des Tuches hin. Auch die Maße des Tuches entsprechen antiken jüdischen Ellen.

Sehr überraschend ist die Tatsache, dass sich auf dem Tuch keinerlei Spuren von Farben finden. Alle möglichen Tests wurden gemacht: Versuche mit dem Mikroskop, mit Röntgenstrahlen, Infrarotstrahlen, UV-Strahlen, Fluoreszenz, Reflektometrie, Chemie... Die Oberfläche weist lediglich - im Gegensatz zu einigen Blutspuren, die sich auch dort finden - eine Art "Versengung" auf, die aber - außer an den wirklichen Brandspuren, die von späteren Verbrennungen herrühren - nie tiefer als 40 Mikrons (= Tausendstel Millimeter) reicht. Nun wurde schon früh vermutet, dass dies vielleicht durch Aufsaugen von Aloe, Myrrhe, Schweiß und Wundflüssigkeit verursacht sein könnte. Dann aber hätten sich ganz andere Spuren ergeben müssen, wie verschiedene Tests bewiesen haben.

Überhaupt zeigt sich, dass es sich um kein Bild handelt, das durch irgendeinen "Abdruck" hätte entstehen können, denn beim Abdruck hätte das Tuch unbedingt Hoch-, Schräg- und Tiefstellen des Mannes berühren müssen. Wenn das Tuch dann wieder flach liegt, ergäbe sich ein völlig verzerrtes Bild eines Gesichtes mit einer überbreiten Nase usw. Auch aufsteigende Dämpfe vom Schweiß des gesalbten Leichnams auf ein mit Myrrhe oder Aloe getränktes Tuch ergaben ein völlig anderes, ganz diffuses Bild. Dem Bild konnten weder Brände noch Löschwasser etwas anhaben, auch ist es kein einfaches Fotonegativ, wie neuere Studien ergaben. Denn es liefert die Hell-Dunkel-Werte nicht einfach umgekehrt zur Helligkeit oder Dunkelheit auf dem Objekt, sondern lässt - was bei einer gewöhnlichen Fotographie nicht möglich ist - eine wirklichkeitsgetreue "Übersetzung" in eine dreidimensionale Darstellung im Raum zu! Dies deshalb, weil alle Körperstellen, die hervorstehen, wie Augenbrauen, Nasenspitze, Wangengeschulst, Kinnpartie usw. auf dem Tuch dunkler erscheinen, während weiter vom Tuch entfernte Teile schwächer oder gar nicht mehr abgebildet sind. Mit Hilfe einer Computer-Bildanalyse lässt sich so die dritte Dimension des Körpers darstellen!

Man kann so auch die abgewandten Daumen ausfindig machen, weil das Bild kein Abdruck, sondern ein Projektionsbild ist. Zugleich kann man so auch Münzen auf den Augen erkennen, was einen alten jüdischen Brauch bestätigt. Bei Untersuchungen dieser Münzen konnte man feststellen, dass eine einer besonderen Münzart entsprach, welche Pontius Pilatus in den Jahren 29 -31 n. Chr. prägen ließ, die andere über der linken Augenbraue war überhaupt nur zwischen 29 und 32 n. Chr. im Umlauf. Sie war die kleinste Münze der Juden. Damit ist eine überaus exakte Zeitbestimmung möglich! Es ergibt sich eine solche Fülle an gut abgesicherten und einander bestätigenden Informationen, dass das Tuch eigentlich nur dann verstanden und aufrichtig beschrieben werden kann, wenn man es als das Grabtuch Jesu anerkennt. Jede Fälschungshypothese ist bisher an der überwältigenden Fülle unbezweifelbarer Hinweise für die Echtheit gescheitert. Die Entstehung des Negativ-Bildes kann bis heute nicht wirklich erklärt werden. Nicht einmal die Nachahmung vieler beschriebenen Details ist bis heute möglich, geschweige denn ihre originäre Kombination.

 

Die Ergebnisse von 1988

Auf Grund der überraschenden Tatsachen, die bei der Erforschung des Grabtuches immer deutlicher zu Tage traten und wegen der außergewöhnlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die einzeln wie im Zusammenklang die Leidensgeschichte Jesu, wie sie uns das Evangelium berichtet, bis in die Details eindrucksvoll bestätigen, wurde dem Tuch von Turin in den letzten Jahrzehnten immer mehr Aufmerksamkeit zuteil. Das Bild auf dem Grabtuch ließ sich nicht als Menschenwerk, ja nicht einmal als Ergebnis bloß natürlicher Ursachen erklären. Eine Fälschung erschien unvorstellbar, das Grabtuch konnte eigentlich nur Jesus Christus zugeordnet werden.

Es erhob sich dann aber doch plötzlich ein heftiger Widerspruch: Am 13. Oktober 1988 wurde von Kardinal Anastasio Ballestrero von Turin das Ergebnis eines sogenannten Radio-Carbon-Tests veröffentlicht, welches allen bisher gewonnenen Erkenntnissen radikal widersprach und die Entstehung des Grabtuches auf 1260 - 1390 verlegte.

 

Die Fälschungshypothese

Die Welt staunte: Also doch ein Irrtum? Waren wir Menschen des 20. Jahrhunderts einem Kunstwerk aus dem Mittelalter auf den Leim gegangen?

Die neuen Ergebnisse legten einen solchen Schluss zunächst nahe, lieferten jedoch keine Erklärung. Wie hätte das Tuch mit seinen Spuren in solcher Perfektion im Mittelalter entstehen können, wenn es selbst heute mit den enorm gewachsenen technischen und wissenschaftlichen Mitteln nicht möglich wäre, ein solches Tuch hervorzubringen? Selbst wenn man annehmen wollte, dass das Bild nicht künstlich erzeugt, sondern einfach als eine unerklärliche Abbildung eines Leichnams auf einem Leichentuch des Mittelalters entstanden sei, bleibt unverständlich, wieso dann keine Verletzung der Blutkrusten und auch keinerlei Verwesungsspuren nachweisbar sind.

Aber auch viele andere Fragen könnten bei einer Datierung ins Mittelalter nicht beantwortet werden: Denn der Radio-Carbon-Test brachte ein Ergebnis, das den anderen wissenschaftlichen Ergebnissen völlig widersprach! Wie sollte dieses Ergebnis mit den früheren, gesicherten Erkenntnissen in Einklang gebracht werden? Die Ergebnisse der anderen wissenschaftlichen Disziplinen, der Medizin, der Pollenanalyse, der Fotographie, der Anthropologie, der Archäologie, der Biologie, der Chemie, der Geologie, der Ikonographie, der Numismatik, der Holographie, der Radiologie, der Röntgenologie, der Kunstgeschichte, der Geschichtsforschung usw., - konnte man sie wegen der Ergebnisse dieses einen Tests einfach ignorieren?

Jede Fälschungshypothese, aber auch jeder Versuch, die Entstehung des Grabtuches ins Mittelalter zu verlegen, scheiterte an vielen unlösbaren Fragen. Wenn wissenschaftliche Ergebnisse einander widersprechen, kann man nicht einfach einen Teil der bisherigen Erkenntnisse ausblenden, um einseitig eine Meinung zu vertreten. Das wäre Ideologie, nicht Wissenschaft. Wissenschaftliche Erklärungen müssen einsehbar und widerspruchsfrei sein. Andernfalls gilt es, im Angesicht der Wahrheit weiter nach der Ursache des Widerspruchs zu forschen, um ihn aufzuklären und eine wohlbegründete Erklärung und eine wahrheitsgerechte Antwort zu finden. Die vorschnelle Qualifizierung des Leichentuches als Fälschung des Mittelalters nach den Tests von 1988 war somit unwissenschaftlich.

 

Die wissenschaftliche Erörterung des Tests von 1988

Was war aber von den neuen "Ergebnissen" zu halten? Ein genaueres Hinsehen auf die Methoden des Tests von 1988 verursachte unter Fachgelehrten bald ernsthafte Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser neuen "Sensationsergebnisse", die von den Medien schnell in aller Welt verbreitet worden waren. Die Radio-Carbon-Methode ist auch innerhalb der zuständigen Spezialdisziplin nicht als ausreichend und wirklich zuverlässig anerkannt. Zahlreiche Fehleinschätzungen sind bekannt. Bei Messungen an lebenden Schnecken ergab sich beispielsweise ein Alter von 26.000 Jahren! Verunreinigungen, wie sie speziell bei Tüchern vorkommen, können zu erheblichen Messfehlern führen! Dr. Harry E. Gove, Physiker und Erfinder der modernen Carbon-Datierung, hat festgestellt, dass diese Methode zu Fehlergebnissen führt, wenn man Bakterienanhäufungen nicht berücksichtigt und beseitigt. Auch auf dem Leichentuch wurden solche Anhäufungen von Bakterien festgestellt (vgl. Bishop Pivarunas, M., in: Adsum, March 2000. Zu den Quellenangaben siehe auch Literaturverzeichnis). Das Grabtuch weist aber auch andere Verunreinigungen auf. 

Direktor Dimitri Kuznetsov, Leiter des Laboratoriums von Moskau und Leninpreisträger für Wissenschaft hat ein Stoffstück aus Leinen aus den archäologischen Funden von EnGedi (circa 100 vor bis 100 nach Christus) untersucht und mit der RC-Methode als Ergebnis 336 - 107 vor Christus festgestellt. Dann hat er es Bedingungen ausgesetzt, denen auch das Grabtuch von Turin beim Brand von Chambery unterworfen war, und mit derselben Radio-Carbon-Methode als Ergebnis 1044 - 1272 erhalten! Demnach kann eine Messung nur zuverlässig sein, wenn man - gerade bei Gewebe - auch äußere Einwirkungen in der Geschichte berücksichtigt, die zu einer Veränderung des Kohlenstoffgehaltes geführt haben können, und mögliche Verunreinigungen aus späterer Zeit ausschließen kann.

 

Ungenauigkeiten und Fehler

Die Proben, welche dem Bericht von 1988 zugrunde lagen, waren leider gerade in der Nähe von ehemaligen Brand- und Löschwasserflecken entnommen worden! Konnten die Ergebnisse unter solchen Umständen zuverlässig sein? Hatte die Untersuchung das gemessen, was sie zu messen vorgab?

Weitere Ungenauigkeiten, Unterlassungen, nicht eingehaltene Abmachungen, spärliche Informationsbereitschaft und anderes belasteten die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse noch mehr. Die Radio-Carbon-Untersuchung war nur als eine unter anderen Untersuchungen zur Feststellung des Alters des Grabtuches vorgesehen. Das STURP (Shroud of Turin Research Project), welches seit 1977 mit enormen technischen Mitteln und in Zusammenarbeit mit Gelehrten aus zahlreichen Fachbereichen die Untersuchung des Grabtuches mit großer wissenschaftlicher Redlichkeit vorantrieb, stellte 1984 einen Plan zur Radio-Carbon-Datierung des Leichentuches vor: Sechs Laboratorien sollten Proben des Leichentuches erhalten, welche genau dokumentierbar und von Wissenschaftlern des STURP überprüft sein sollten. Vier Labors sollten die Altersbestimmung nach der alten Radio-Carbon-Methode vornehmen, zwei nach einer neuen.

Dieses Protokoll wurde willkürlich nach und nach reduziert, das STURP und Persönlichkeiten mit großer Fachkompetenz zunehmend ausgeschaltet (vgl. Belmont, Hervé, L'Authenticité du Saint-Suaire, in: Belmont, Hervé, Brimborions, Bordeaux 1990, S. 132). Es blieben am Ende drei Labors übrig, welche alle nach derselben Methode arbeiteten und Proben erhielten, bei denen eine anderweitige Verschmutzung nicht ausgeschlossen werden konnte, weil sie vorher nicht analysiert worden waren! Die beiden Textil-Experten, welche die Entnahme beim Leichentuch am 21. April 1988 beglaubigen sollten, hatten das Leichentuch vorher noch nie gesehen (siehe Belmont, a.a.O.)! Die Proben wurden an einer Stelle entnommen, wo das Leichentuch nach Zeugnis desjenigen, welcher die Entnahme vorgenommen hat, mit Fäden anderer Natur durchsetzt war. Außerdem treten in den Berichten über die Entnahme der Proben große Unterschiede bezüglich des Gewichtes der Proben zu Tage (siehe a.a.O.).

Die Laboratorien arbeiteten nicht blind. Sie kannten die Proben des Leichentuches und die Daten der Referenzproben. Vor Mitteilung der Ergebnisse ihrer Analyse konnten sie miteinander in Kontakt treten (a.a.O., S. 133). Bei der Vorgehensweise der gesamten Untersuchung kann man sich bei nüchterner Betrachtung des Eindrucks nicht erwehren, dass schon vorher feststand, dass mit allen Mitteln als Ergebnis die Unechtheit des Grabtuches "nachgewiesen" werden sollte. "Prof. Edward Hall, damals noch Leiter des Institutes für Radio-Carbon-Datierung in Oxford, sagte: Wer die Echtheit des Grabtuches vertrete, erweise sich als 'pathologisch', und wer sich gegen die Carbondatierung wende, werde er 'totschießen'" (Madinger, Dr. Herbert, Briefe der Katholische Glaubensinformation 2000/3+4, Nr. 288, S. 10).

Ein Schlussbericht der Ergebnisse der fraglichen Radio-Carbon-Datierung wurden zwar in der Zeitschrift "Nature" veröffentlicht, die genaue Darstellung aller wissenschaftlichen Untersuchungen wurde aber nie vorgenommen. Die Experimente sind daher nicht wiederholbar, die Untersuchungen somit auch nicht wissenschaftlich. Die Veränderungen am Grabtuch nach dem Brand von Chambery und nach anderen äußeren Einwirkungen wurden nicht untersucht und blieben daher unberücksichtigt.

All dies musste dazu führen, dass der Datierung von 1988 keine wissenschaftliche Anerkennung zuteil werden konnte, ja dass die Fälschungstheorie schon 1989 wieder verworfen, vom Koordinator der Radio-Carbon-Forscher, Dr. Mike Tite, in einem Schreiben vom 14. September 1989 an Prof. Gonella, den Berater des damaligen Erzbischofs von Turin, auch offiziell wieder zurückgenommen wurde und die Echtheit des Grabtuches am 12. Juni 1993 auf Grund der Gesamtheit der Untersuchungen bei einem wissenschaftlichen Symposium in Rom wieder klar bestätigt wurde.

 

Vergleich des Grabtuch mit anderen Objekten

Nicht nur das Tuch selbst erscheint wunderbar, auch der Vergleich mit geschichtlichen Christusbildern und anderen Christusreliquien bringt auffallende Ergebnisse.

 

Literarische und künstlerische Zeugnisse für das Grabtuch

Eine Datierung auf das 13. oder 14. Jahrhundert, wie sie der Radio-Carbon-Test nahe legt, erscheint nicht zuletzt auch deshalb unmöglich, weil in Schrift und Bild schon viel früher klare Zeugnisse für das Tuch nachgewiesen sind. Sein Weg von Jerusalem über Konstantinopel, Edessa (Urfa) und wieder Konstantinopel (944) und Griechenland bis zu seiner Ankunft im Westen ist durch Schriften wie Pollenanalyse gut bezeugt. "Die schriftlichen Quellen, die das Tuch auf diesem Weg begleiten, sind von zwingender Überzeugungskraft" (Badde, Paul, in: Frankfurter Allgemeine Magazin, 9. April 1998) und entsprechen klar den Ergebnissen der Pollenanalyse.

440 berichtet der heilige Hieronymus von einem Grabtuch. Ein in St. Petersburg gefundenes Reliquienkästchen aus dem 6. Jahrhundert enthält eine Ganzkörperikone und Beweinungsszenen, wo der Leichnam Christi in der Haltung des Leichentuchs von Turin dargestellt ist, ähnlich wie auf Darstellungen des 12. Jahrhunderts. 

Auffallend: Nach dem Bekanntwerden eines nicht von Menschenhand gemachten Bildes auf dem Mandylion, von dem im 6. Jahrhundert berichtet wird, findet sich auch in der Kunst eine andere Darstellung Christi, die Vorbild für spätere Ikonen wurde und meist selbst die Stirnfalte des Grabtuches wiedergibt. Eine Abbildung auf der Tremissis-Münze des Kaisers Justinian II. Rinometo (685 - 695), der als erster byzantinischer Kaiser ein Christusbild auf Münzen prägen ließ, ist deckungsgleich mit dem Grabtuch. Sogar die Rille am Hals ist zu sehen. "Die Ikonen, die seit dem 6. Jahrhundert, (z.B. die enkaustische Pantokratorikone vom Sinai) auf das Antlitz des Grabtuches zurückgehen, weisen stereotype Merkmale auf, die sich mehr oder weniger bei allen Ikonen wiederfinden" (Wally, Traude, Die Frage der Echtheit des Grabtuches von Turin im Lichte der neuesten Forschung, Manuskript, S. 4).

"Gerichtsmediziner haben 145 Übereinstimmungspunkte mit dem Grabtuch gezählt. Bei allen Christus-Ikonen finden sich folgende Merkmale: eine Augenbraue ist höher als die andere - das Gesicht in einer strengen Frontalansicht - große offene Augen - die Nase ist lang und schmal - an der Nasenwurzel befindet sich ein auf die Spitze gestelltes Dreieck - lange Haare zu beiden Seiten des Gesichtes, in der Mitte gescheitelt - ein kurzes Haarbüschel, mit mehreren Spitzen auf der Stirn - großer Zwischenraum zwischen Backenknochen und Haaren - starke Backenknochen - unsymmetrische Gesichtszüge - Oberlippenbart nicht symmetrisch - kleiner Mund, nicht mit Schnurrbart verdeckt - ein nicht zu langer Bart am Kinn..." (Madinger, Dr. Herbert, in: Briefe der Katholischen Glaubensinformation, Wien 2000/3+4, S.9) 

Das Grabtuch muss also bekannt gewesen sein und auch ein Ansehen genossen haben, das weit über ein bloßes Kunstwerk hinausreicht. In einer Erzählung aus dem 8. Jahrhundert aus dem syrischen Raum wird berichtet, dass Christus einen Abdruck seines ganzen Körpers auf einem Tuch hinterlassen habe, das in der "Großen Kirche" von Edessa aufbewahrt werde (vgl. Wally, a.a.O.).

1192 findet sich eine großformatige Federzeichnung im Kodex Pray in Budapest, einer der wichtigsten Handschriften Ungarns, welche eindeutig als Abbildung des Tuches identifizierbar ist und ebenfalls nicht nur das Gesicht darstellt (vgl. Badde, a.a.O.). Auch die Brandlöcher scheinen hier schon auf, ebenfalls die versteckten Daumen, und das alles Jahrhunderte vor dem Datum, das die Radio-Carbon-Untersuchung als Entstehungszeit des Grabtuches vorschlägt!

 

Das Tuch von Oviedo

Gemäß einer Überlieferung aus dem fünften Jahrhundert wird in Oviedo in Spanien ein Schweißtuch aufbewahrt, welches das Haupt Jesu nach Seiner Kreuzigung einhüllte, was jüdischer Sitte entsprach, besonders wenn es sich um einen gewaltsam Getöteten handelte.

"In den 90-er Jahren durchgeführte mikroskopische Untersuchungen haben ergeben, dass mit dem Tuch ein Blutsturz aus der Nase eines Leichnams aufgefangen wurde. Dieser Blutsturz infolge eines Lungenödems lässt auf einen Tod durch Ersticken schließen. Die mit dem Mikroskop festgestellten Gesichtszüge auf dem Linnen sind deckungsgleich mit der 'Sindone' und weisen wie dieses ausgesprochen jüdische Merkmale auf" (Wally, Traude, a.a.O. S. 3). (Anm.: "Sindon" ist ein griechischer Ausdruck aus dem Urtext des Evangeliums für das Leinentuch, in welches Joseph von Arimathäa den Leichnam Jesu hüllte, vgl. Mt. 27,59 par.).

Die Blutspuren der beiden Tücher entsprechen einander in ihrem Verlauf. Wie beim Grabtuch von Turin wurde auch bei diesem Tuch in Oviedo die Blutgruppe AB (in Europa selten) festgestellt, die übrigens auch beim Hostienwunder von Lanciano/Italien nachgewiesen wurde. Auch beim Tuch von Oviedo konnte der Weg von Jerusalem über Ägypten und Nordafrika nach Spanien an Hand von Pollenanalysen glaubhaft bestätigt werden.

 

Neuere Entdeckungen

Viele andere Entdeckungen werden vorläufig noch genauer untersucht, um ein glaubwürdiges wissenschaftliches Ergebnis zu ermöglichen. So auch die merkwürdigen Bildspuren von Blüten auf dem Grabtuch, von denen mehrere botanisch identifiziert und eindeutig Palästina oder der Gegend von Jerusalem zugeordnet werden konnten (vgl. Scheuermann, Oswald, Natürlicher Abdruck auf dem Grabtuch? In: Das Grabtuch Jesu, Sonderausgabe PURmagazin, Kißlegg 1998, S. 17). Dr. Allen Whanger, Duke University in Durham (USA) konnte 28 solcher Pflanzen, die mit ins Grabtuch gelegt worden sein dürften, feststellen. Dabei fand er heraus, dass diese Blüten und Pflanzen im März oder April blühen, so dass letztlich auch Aussagen über die Jahreszeit möglich werden, in dem der Leichnam in das Grabtuch gelegt worden ist (vgl. Bischof Pivarunas, M., in: Adsum, March 2000).

Eine andere Entdeckung wird 1992 berichtet: "Als die Tuchrolle damals wieder einmal routinemäßig entrollt und überprüft wurde, war zunächst das Entsetzen groß. Das Bild war vollkommen verschwunden; nur die Brand- und Blutflecken waren zu sehen. Ganz allmählich trat es dann erst wieder im Licht und in der Luft in die Erscheinung des menschlichen Augenblicks" (Badde, Paul, in: Frankfurter Allgemeine Magazin, 9. April 1998). Sollte sich das Grabtuch vielleicht auch in der Geschichte erst allmählich gezeigt haben, so dass es für die ersten Jahrhunderte gar nicht so interessant erschien und auch nicht so gut bezeugt war? Dann wäre das Grabtuch aber noch mehr als Gnade Gottes für unsere Zeit anzusehen, welcher uns auch heute die Schlüssel zu seinem Verständnis an die Hand gibt.

 

Der Brand von 1997

Am 11. April 1997 fand im Königspalast zu Turin, der an den Dom angrenzt, ein Galadiner zu Ehren des UNO-Generalsekretärs Kofi Annan statt. "Geladene Gäste waren Lamberto Dini, Agnelli,... Dann brach das Feuer aus. Man spricht von einem Kurzschluss, der den Brand verursacht haben soll. Vittorio Messero spricht von einem Attentat. An fünf verschiedenen Brandherden in der Kapelle begann das Feuer. Wer steht dahinter? Die Feuerwehr war jedenfalls erst eine halbe Stunde nach der Verständigung am Ort" (Madinger, Dr. Herbert, Briefe der Katholische Glaubensinformation 2000/3+4, Nr. 288, S. 12). In letzter Minute konnte damals der Feuerwehrmann Mario Trematore durch sein beherztes Vorgehen das Grabtuch retten.

Wir wollen und können hier niemand anklagen. Wir wissen aber: Auch die Wahrheit selbst, wenn sie sich klar zeigt, wird angegriffen. Wie Jesus selbst, so werden auch Seine Spuren nie vor Angriffen verschont bleiben. Im Grabtuch von Turin offenbart sich eine beständige Anfrage an unsere Liebe zur Wahrheit und ein Aufruf, uns Christi Tod und Auferstehung immer wieder neu vor Augen zu stellen.

 

Jesus nur scheintot?

Auch auf diesen Einwand wollen wir noch kurz eingehen, weil manche damit das Wunder der Auferstehung und das Fehlen der Verwesungsspuren auf dem Grabtuch "natürlich" erklären wollen. Dieser Einwand ist eigentlich schon deshalb absurd, weil die schweren und schwersten Verletzungen, die auf dem Grabtuch sichtbar werden, ein Überleben aus medizinischer Sicht praktisch ausschließen. 
Jedoch auch aus anderen Gründen widerlegt das Grabtuch die Scheintod-Hypothese. Gerichtsmediziner haben nämlich auf dem Tuch prä- und postmortales Blut und Serumhöfe nachgewiesen! Der Tod Jesu kann also nicht geleugnet werden. Außerdem müssten die getrockneten Blutspuren auf dem Grabtuch bei einer bloßen "Auferstehung aus dem Scheintod" verletzt worden sein, was aber nicht der Fall ist!

 

Zusammenfassung

Niemand hat je ohne Konturen und ohne Farbe gemalt, kein Künstler hat bis heute ein Negativbild zustande gebracht, niemand kann frei ein Bild herstellen, das eine wirklichkeitsnahe dreidimensionale Entschlüsselung erlaubt.

Noch viel mehr gilt dies für ein Bild in der Perfektion des Tuches von Turin. Kein Künstler hätte alle medizinischen, physiologischen und physikalischen Gegebenheiten so exakt berücksichtigen können, wie das Bild auf dem Grabtuch von Turin sie uns offenbart. Die perspektivische Verkürzung der (etwas angezogenen) Beine, den genauen Verlauf des Blutes bei bestimmten Bewegungen, manche mit freiem Auge kaum sichtbaren, jedoch exakt den damaligen Gepflogenheiten entsprechenden Geißelspuren, die eingezogenen Daumen, die Wunden an den Handwurzeln statt in den Handflächen wie in der Kunst sonst bei Kreuzesdarstellungen üblich, die Blütenpollen und unzählige andere Einzelheiten weisen eine Vollkommenheit auf, die überzeugt.

In all diesen Einzelheiten gibt sich uns das Tuch als das Grabtuch Christi zu erkennen. Aber noch mehr als das: Es wird für uns ein Zeugnis Seines grauenhaften Todes, den Er für uns gelitten hat, aber auch Seiner glorreichen Auferstehung!

Wie wäre es einem Körper möglich gewesen, aus einem Grabtuch zu verschwinden, ohne dass die Blutkrusten verletzt worden wären und ohne dass Spuren von Verwesung zurückgeblieben sind?
Dieses Grabtuch kann eigentlich nur Jesus Christus sinnvoll zugeordnet werden, der uns in unserer Zeit in all Seiner Erhabenheit und Heiligkeit entgegentritt. Er gibt uns ein Zeichen Seiner Liebe, erinnert uns an Seinen Tod, zeigt uns, dass wir auch an die Auferstehung glauben dürfen. Das Grabtuch ist somit ein Tor zu einer besonderen Christusbegegnung. Es lädt uns ein, Sein Leben und Sterben wie auch Seine Auferstehung zu betrachten und uns in Seine Nachfolge zu begeben, um durch ein Leben in Seiner Liebe würdig zu werden, Ihn einst in Seiner vollen Schönheit von Angesicht zu Angesicht schauen zu dürfen!

 

Gebet der heiligen Theresia vom Kinde Jesus:

"In Deinem bitteren Leiden wurdest Du, lieber Jesus, der Spott der Menschen, der Mann der Schmerzen. Ich verehre Dein göttliches Antlitz. Einst strahlte daraus göttliche Schönheit und Anmut, jetzt gleicht es dem Antlitz eines Aussätzigen. Doch auch in den entstellten Zügen erkenne ich Deine unendliche Liebe. Sehnlichst verlange ich danach, Dich zu lieben und mitzuwirken, dass alle Menschen dich lieben.

Die Tränen, die so reichlich Deinen Augen entströmten, sind mir wie kostbare Perlen. Liebevoll möchte ich sie sammeln, um mit ihrem unendlichen Werte die Seelen der armen Sünder loszukaufen. Jesus, Dein anbetungswürdiges Antlitz zieht mich an. Ich bitte Dich, präge meinem Herzen das Bild Deiner Gottheit ein und schenke mir eine glühende Liebe zu Dir, damit ich einst Dein Antlitz in Seiner Verklärung schauen darf im Himmel. Amen."

 

Literatur:
Bulst, Werner, Das Grabtuch von Turin - Zugang zum historischen Jesus? Karlsruhe 1978
Bulst, Werner/ Pfeiffer, Heinrich, Das Turiner Grabtuch und das Christusbild, Frankfurt a. Main 1991.
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Martina, Graziella, La Sindone e Torino. Pinerolo 1998.
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Scheuermann, Otto, Das Tuch, Regensburg 1982
Siliato, Maria Grazia, Sindone, Casale Monferrato 1997.
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Upinsky, Arnaud-Aaron, La science à l'épreuve du Linceul, La crise épistémologique, la démonstration scientifique de l'authenticité, Paris 1990.
Wilson, Jan, Eine Spur von Jesus, Herkunft und Echtheit des Turiner Grabtuches, Freiburg i.Br. 1980
Artikel:
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Madinger, Herbert, Briefe der Katholische Glaubensinformation 2000/3+4, Nr. 288
Pivarunas, Bischof Mark, Letter from the Rector, in: Adsum, March 2000
Salet, Georges, De Rome et d'ailleurs n°91, novembre-décembre 1988
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Scheuermann, Oswald, Natürlicher Abdruck auf dem Grabtuch? In: Das Grabtuch Jesu, Sonderausgabe PURmagazin, Kißlegg 1998
Zeitschriften:
Revue internationale du Linceul de Turin (Centre international d'ètudes sur le Linceul de Turin)
Sindon (Centro Internazionale di Sindonologia, Torino)


 

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