Gespräche Rom – Priesterbruderschaft St. Pius X.
Wo um den wahren Glauben gerungen wird, kann kein Katholik als unbeteiligter Zuseher abseits stehen. So sind auch die Gespräche der Priesterbruderschaft St. Pius X. mit Rom, die im Oktober beginnen sollen, selbst wenn man aus bestimmten Gründen sehr skeptisch sein muss, für den Rest der Katholiken nicht einfach belanglos.
Jeder von uns muss sich dafür interessieren, dass der wahre Glaube, den uns Jesus Christus geoffenbart hat, unter den Menschen bekannt und angenommen wird. In diesem Sinn wollen wir auch jede Auseinandersetzung um den wahren Glauben nicht nur mit der eigenen Bemühung um Klarheit, sondern auch mit unseren Gebeten begleiten, damit der Hl. Geist in den Herzen wirksam werden kann und damit die Angriffe gegen die Wahrheit zurückgeworfen werden können.
Dies gilt natürlich besonders jetzt im Rosenkranzmonat Oktober, in dem die katholische Kirche daran erinnert, wie viele Gefahren für die katholische Kirche schon mit Hilfe dieses Sturmgebetes der Christenheit gebannt werden konnten! Mit Hilfe dieses Gebetes, das uns wie kaum ein anderes mit Jesu Leben verbindet und uns in Seiner Nachfolge erhält! Das uns deshalb auch Maria bei ihren Erscheinungen immer wieder so innig ans Herz gelegt hat, um die Feinde des Glaubens und Christi zu besiegen!
Besonders sollen wir um die ehrliche Treue zu Christus beten, nicht nur für uns, sondern vor allem auch vor allem auch für jene, die für andere und für das kirchliche Leben Verantwortung tragen!
Es kann ja nicht verschleiert werden, dass sich die katholische Kirche Christi heute in einer großen Notlage befindet, die nicht durch diejenigen ausgelöst wurde, die am apostolischen Glauben festhalten, sondern durch jene, welche den Glauben der Diktatur des Zeitgeistes unterwerfen wollen. Diese Diktatur führte unter dem Deckmantel des Schlagwortes von einer „Einheit in der Vielfalt“, die in Wirklichkeit nur in der Treue zu Christus möglich ist, ohne diese Treue schließlich dazu, den einen katholischen Glauben und die eine katholische Liturgie aller Zeiten aus den Kirchen zu verbannen, was die Grundlagen der Einheit zerstört und jedes Gerede von angeblich modernistischer „Toleranz“ der Lüge überführt! An die Stelle Christi tritt dann der „Diabolos“, der „Durcheinanderwerfer“, der alle, die ihm folgen, in den Tod und ins Chaos führt. (Ähnliche Tendenzen sind heuteauch im politischen Bereich zu beobachten).
Es ist deshalb durchaus bemerkenswert, wenn heute wieder auf die Vernunftgemäßheit des Glaubens und damit auf seine Wahrheit Bezug genommen und wenn die apostolische „Kontinuität“ des Glaubens wieder betont wird, was beides vom Modernismus geleugnet wird!
Allerdings betonten frühere Päpste immer wieder, dass es ein Wesensmerkmal der Modernisten ist (und das gilt damals wie heute), sich nach außen hin ein „katholisches“ Mäntelchen umzuhängen, das sie je nach Umständen dann wieder ablegen, da es für sie ja zwischen den Wahrheiten des Glaubens und der übrigen Vernunft keinen Zusammenhang gibt!
Die Betonung der Vernünftigkeit des Glaubens ist für jeden, der an der Wahrheit und damit an Gott interessiert ist, unverzichtbar. Sie findet sich praktisch auch nur in der katholischen Kirche, von falschen Lehren, auch z.B. den protestantischen Bekenntnissen, wird sie immer mehr oder weniger verneint. Die Anerkennung der Vernünftigkeit des Glaubens und der Offenbarung ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass überhaupt über den Glauben Gespräche geführt werden können!
So kommt alles darauf an, dass Vernünftigkeit und Apostolizität des Glaubens nicht nur mit Worten, sondern auch in der Tat bekannt werden!
Prof. Martin Rohnheimer (Universität Santa Croce Rom) weist im Versuch, das umstrittene Dekret über die Religionsfreiheit einzuordnen, darauf hin, dass „Papst Benedikt ... in der erwähnten Ansprache der verfehlten Hermeneutik der Diskontinuität keinesfalls eine 'Hermeneutik der Kontinuität'“ entgegenstelle. „Vielmehr erklärte er: 'Der Hermeneutik der Diskontinuität steht die Hermeneutik der Reform gegenüber …'. Worin liegt die 'Natur der wahren Reform'? Sie liegt, erklärt der Heilige Vater, 'im Zusammenspiel von Kontinuität und Diskontinuität auf verschiedenen Ebenen'“ (Die „Hermeneutik der Reform“ und die Religionsfreiheit in „Die Tagespost“ vom 26. September 2009, Seite 14.).
Wenn man diese Aussagen im katholischen Sinn verstehen will, so wird man von Wesentlichem und Unwesentlichem sprechen. Doch schon einmal wurde in der Liturgiekonstitution betont, dass nur „Unwesentliches“ verändert werden solle und die alten Riten geschützt werden sollen – und am Ende hat man sogar die in Schrift und Tradition überlieferten Worte Jesu bei der hl. Wandlung verändert (das bekannte „für alle“) und zugleich die überlieferte Liturgie – oft zusammen mit dem apostolischen Glauben – aus den Kirchen ausgesperrt!
Schon an diesem Beispiel sieht man, wie wesentlich das Gebet zum Heiligen Geist ist, um das Herz wirklich in der Treue zu Christus zu bewahren!
Wo nicht wirklich Christus und der apostolische Glaube anerkannt werden, da kann man nicht einfach wie Bischof Williamson (und mit ihm die offizielle Priesterbruderschaft St. Pius X.) sagen: „Wenn der Papst kraft seines gottgegebenen freien Willens beschließt, sich von der katholischen Lehre zu entfernen, hat er in dem Maß - er ist immer noch der Papst - seinen päpstlichen Status auf die Seite gelegt...”1
Kann es einen Papst ohne päpstlichen Status geben? Durch solche Aussagen, die durch die katholische Lehre (und auch durch die bloße Logik) nicht gedeckt sind, erhöht man die Verwirrung der Gläubigen, ohne dem Hirtenamt und der wahren Einheit in der Kirche zu nützen, ja man zerstört sie vielmehr!
Ein wahrer Papst (und jeder andere Hirte) muss sich als Hirte der Kirche dadurch erweisen, dass er den apostolischen Glauben verteidigt! Das muss man betonen, nur darin kann auch die wahre Einheit der Kirche gefunden und verteidigt werden!
In einer so schwerwiegenden Situation wie wir sie heute erleben, muss man auch darauf hinweisen: Der Autoritäts- oder Amtsverlust von „Hirten“ auf Grund von Abfall vom katholischen Glauben ist möglich und entspricht durchaus der katholischen Amtsauffassung:
„Ein Papst, der einer notorischen, öffentlich verbreiteten Häresie und damit dem Schisma anheimfallen würde, würde damit ipso facto aufhören, Glied und Haupt der Kirche zu sein. Dass es bei den Wechselfällen der Geschichte auch in Zukunft zu Pseudo- od. Putativ-Päpsten kommen kann, ist durchaus möglich“ (Lexikon für Theologie und Kirche, Freiburg i.Br. 1957 – 1968, Neuauflage 1986, Stichwort „Schisma“, Bd. 9, Sp. 405ff.).
„Die Amtsvollmacht des rechtmäßig gewählten Papstes (Denzinger 652 664) wird durch persönliche Sündhaftigkeit nicht aufgehoben (Denzinger 588 637ff. 646-650) (wohl aber durch öffentl. Häresie oder Schisma von seiner Seite, da er nur als Glied der Kirche ihr Haupt sein kann)“ (a.a.O., Stichwort „Papst“, Bd. 8, Sp. 45).
„Papst ist natürlich nur der, der rechtmäßig gewählt ist (wobei die Rechtmäßigkeit der Wahl mit genügender Deutlichkeit ein öffentliches Faktum in der Kirche sein muß), der die Wahl angenommen hat, also nicht durch offenkundige Häresie oder Schisma sich von ihr trennt, und der handlungs- und zurechnungsfähig ist. Eine Feststellung des Vorhandenseins oder Fehlens dieser Voraussetzungen (vorausgesetzt, dass ihr Fehlen eine reale Möglichkeit ist, worüber keine Einhelligkeit in der Theologie herrscht) kann durch die Kirche (Kardinäle, Konzil usw.) getroffen werden, ohne dass dadurch eine rechtliche Superiorität einer anderen Instanz über den Papst gegeben ist …
Die alte theol. Durchdenkung dieser Möglichkeiten kann entsprechend den Zeitverhältnissen durchaus reale Bedeutung haben und hat heute wieder begonnen“ (a.a.O., Bd. 8, Sp. 47f.).
Das Bekenntnis zu Vernunft und Apostolizität darf also nicht nur eine theoretische Veranstaltung sein, um die „Traditionalisten“ einzuschläfern, sondern es muss auch der praktische Ernst vorhanden sein, der sich auch in der kritischen, im apostolischen Glauben begründeten, Prüfung der „Aktionen“ von nachkonziliaren „Hirten“ zeigen muss, angefangen vom Aufruf zum Gebet zu fremden Göttern, wie sie (seit den „interreligiösen Gebeten“ Joh. Pauls II. in Assisi 1986) üblich geworden sind, über die Verfälschung der Wandlungsworte („für alle“) bis hin zur Verneinung der universalen Mission der Kirche (z.B. Ablehnung der Judenmission usw.). Angesichts des nachkonziliaren Chaos genügt es nicht einmal mehr, nur die überlieferte Liturgie wieder einzuführen, sondern es muss auch die Gültigkeit von Weihehandlungen und von anderen Sakramenten, deren Form ja oft in zweifelhafter Richtung verändert wurden, nach eindeutigen apostolischen Kriterien nachgewiesen (- und, falls notwendig, für die nachträgliche Gültigmachung gesorgt) werden.
Erst dann kann von einem wirklichen Willen zur Vernunft und zur Apostolizität gesprochen werden, erst dann ist wirklich der Grundstein zur Überwindung der aktuellen Krise der Kirche gelegt, auf dem weiter aufgebaut werden kann!
Wie man sieht, geht es nicht um die Sehnsucht nach einer unvernünftigen Sicherheit, ohne welche „Traditionalisten“ angeblich nicht leben können, sondern um die Liebe und um die Treue zu Christus, welche die Modernisten verraten, um die Menschen dann in Unvernunft und in einem diktatorischen „Gehorsamsverständnis“ von Gott und der Wahrheit abzuwenden, um sie ideologisch zu manipulieren und in irrationaler Weise zu versklaven!
Gespräche sind wichtig, vor allem, wenn auch nur ein Körnchen guter Wille vorhanden ist, sie dürfen aber nicht ohne die vollkommene Liebe zur Wahrheit und ohne das Gebet zum Heiligen Geist geführt werden!
Im Heiligen Geist und durch das Gebet aller Katholiken in Vereinigung mit allen Engeln und Heiligen, möge die Liebe Christi alle gottfeindlichen Mächte überwinden! Um diese Gnade beten wir, geschart um unsere liebe himmlische Mutter Maria: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder – und hilf uns allen aus dieser großen Not der Kirche heute!“
Thomas Ehrenberger
1 http://www.kreuz.net/article.9899.html
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