Vatikanum II. - Wird im Islam derselbe Gott angebetet wie im Christentum?
■ Nach dem Tod von Papst Pius XII., der sich dieses Jahr im Oktober zum 60. Mal jähren wird, hat ja in Rom auf offizieller Ebene ein ganz anderer Wind zu wehen begonnen. Die wichtigste Parole, die dann von Johannes XXIII. ausgegeben worden ist, lautete „Aggiornamento“, worunter sich die Forderung nach der Öffnung der Kirche bzw. nach der Anpassung kirchlicher Verhältnisse an die moderne Welt verbirgt.
Diese sog. „Anpassung“ wurde dann auf formaler Ebene auf dem 1962-1965 stattgefundenen „2. Vatikanischen Konzil“ durchgeführt, wie diese Bischofssynode offiziell genannt wird. Das Paradoxe danach (in einer bestimmten Hinsicht) bestand dann darin, dass man sich zwar in vielen wesentlichen Fragen von der geheiligten Tradition der katholischen Kirche distanziert und verabschiedet hatte, dafür aber gewissermaßen eine neue „Tradition“ ins Leben gerufen hatte – die des betreffenden Vatikanums II. (V2)! Denn seitdem wird in der offiziellen Kirche fast nur noch Bezug auf diese oder jene Verlautbarung und Entscheidung des V2 genommen und damit dann auch diese oder jene „Neuerung“ rechtfertigt.
Auf der anderen Seite können und dürfen wir uns über dieses Phänomen dann aber auch nicht wirklich wundern, denn mit den vor dem V2 gelehrten und gepredigten Glaubensinhalten und theologischen Grundsätzen kann man die betreffenden modernistischen „Neuerungen“ nicht begründen und legitimieren. Hat ja das „2. Vatikanischen Konzil“ in formeller Hinsicht praktisch tatsächlich eine neue kirchliche Organisation begründet – die sogenannte „Konzilskirche“, die sich nämlich in vielen fundamentalen Fragen von unserer geistigen Mutter, der wahren und eigentlichen „Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche“, wesentlich unterscheidet!
■ Aus verschiedenen Gründen wird es heute ja immer dringender und notwendiger, sich mit dem Islam geistig auseinanderzusetzen. Besonders und vor allem fällt da ins Gewicht der wegen der besonders seit 2015 stark angestiegenen Masseneinwanderung von Menschen aus moslemischen Ländern nach Europa immer weiter steigende Einfluss des Islam im gesellschaftlichen Leben vieler europäischer Länder mit genuin christlichen Wurzeln und einer komplett unislamischen Geschichte.
Welche Haltung zum Islam besitzt also das V2 bzw. wie verhält sich dann die betreffende „Konzilskirche“ in solchen Fragen?
Zu dieser Frage finden wir zunächst in der Konstitution „Lumen Gentium“ des V2 (LG 16) entsprechende Ausführungen: „Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird.“ (Zitiert nach www.vatican.va).
Zunächst stellt sich die Frage, wozu denn hier mit dem Verweis auf den allgemeinen Heilswillen Gottes eingeleitet wird. Denn er umfasst ja alle Menschen und zwar völlig unterschiedslos – Seiner grundsätzlichen Intention nach will Gott, dass natürlich möglichst alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen und gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4). So hat auch Jesus durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben am Kreuz vom Prinzip her unendlich viel Sühne geleistet, dass deswegen theoretisch kein einziger Mensch von der Erlösung ausgeschlossen werden müsste. Selbstverständlich muss dann der Mensch aber auch selbst etwas tun (Glaube, Taufe, entsprechender Lebenswandel), um erst tatsächlich ein Jünger Jesu zu werden und so dann wirklich Anteil an der Gnade der Erlösung erhalten zu können!
Wenn also gesagt wird, der Heilswille Gottes umfasse „besonders die Muslime“, dann klingt das so, als wollte jemand argumentieren: An sich, auf der grundsätzlichen Schöpfungsebene nämlich, kann theoretisch jede Frau Mutter werden; besonders treffe dies aber auf die deutschen oder argentinischen oder australischen Frauen zu. Als Katholiken, die wir nämlich bereits genug Erfahrung mit der List der Modernisten sammeln konnten, mit welcher sie ihre „Neuerungen“ unter das Volk gebracht haben, wird man angesichts einer solchen seltsamen Argumentation vorsichtig und wittert geradezu eine gewisse dahinter steckende List.
■ Was sagt aber der betreffende Text theologisch-objektiv aus? Da wird eine aus christlicher Sicht gänzlich inakzeptable Aussage getätigt, die Moslems würden „mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird“ – „mit uns“, das heißt mit den Christen! Das sind Worte, die eindeutig den religiösen Synkretismus fördern, und somit sogar in den Bereich der Apostasie hinüberreichen, da hier ja indirekt die Leugnung der Gottheit Christi und Seines Erlösungswerkes bzw. auch des Absolutheitsanspruches des christlichen Glaubens legitimiert wird.
Wozu denn die Notwendigkeit des Glaubens an Jesus Christus als den Göttlichen Erlöser und der christlichen Taufe, wie sie von Jesus selbst ganz klar und unmissverständlich als essentielle Bedingungen für die Teilhabe an den rettenden Gnaden der Erlösung und dem ewigen Leben genannt worden sind (vgl. Mk 16,16), wenn man doch als Moslem sehr wohl die Gottheit und das Erlösungswerk Jesu ausdrücklich leugnen „dürfte“ und dennoch genauso wie die Christen (auf der generellen Ebene der Religion!) „den einen Gott anbeten“ würde? Und wenn man „den einen Gott“ bereits in dem Stadium habe, weil man ihn eben „anbeten“ würde (auf der generellen Ebene der islamischen Religion), dann wird es nicht verständlich, weshalb man denn das Christentum dann überhaupt noch annehmen sollte.
Manche wenden dagegen ein, man müsse diese Stelle nicht mit „den einen Gott anbeten“, sondern mit „einen einzigen Gott anbeten“ übersetzen. So wird dann argumentiert, der Konzilstext wollte lediglich die Tatsache feststellen, dass im Islam wie im Christentum zahlenmäßig nur ein Gott angenommen werde, eben im Unterschied zu manchen anderen heidnischen Religionen, die in ihrem theologischen System von mehreren sog. Gottheiten ausgehen.
Nun steht aber auf der offiziellen Seite des Vatikans eben „den einen Gott anbeten“! Hätte man dies als eine nicht korrekte und Anlass zu Fehldeutungen gebende Übersetzung angesehen, hätte man die betreffende Stelle in den letzten mehr als 50 Jahren längst entsprechend ändern können, zumal ein Deutscher, Joseph Ratzinger, seit März 1982 Präfekt der Glaubenskongregation (und somit offiziell für die Reinhaltung des Glaubens zuständig) war und seit April 2005 (bis Ende Februar 2013) sogar das höchste Amt innerhalb seiner „Konzilskirche“ innehatte, eben dort „Papst“ war!
Bezeichnenderweise wird auch der englische Text auf der offiziellen Internetseite des Vatikans wie in Deutsch übersetzt: „But the plan of salvation also includes those who acknowledge the Creator. In the first place amongst these there are the Muslims, who, professing to hold the faith of Abraham, along with us adore the one and merciful God, who on the last day will judge mankind.“ Und sogar auch der wohl ursprüngliche lateinische Text lautet entsprechend: “Sed propositum salutis et eos amplectitur, qui Creatorem agnoscunt, inter quos imprimis Musulmanos, qui fidem Abrahae se tenere profitentes, nobiscum Deum adorant unicum, misericordem, homines die novissimo iudicaturum”!
Wenn man z.B. die grundsätzliche Feststellung tätigt, jemand würde „mit uns die Wahrheit sagen“, dann konstatiert man eben, dass jener andere Mensch ebenso wie wir die Wahrheit sagen und keinesfalls lügen würde. Einen so formulierten Satz könnte man dann ebenso wenig so interpretieren, als ob man lediglich sagen wollte, jener Mensch würde behaupten, er sage die Wahrheit – man selbst wiederhole nur, was er behauptet, wolle dies aber keinesfalls bestätigen und somit selbst aktiv behaupten. Gegebenenfalls müsste man es schlicht und ergreifend anders formulieren.
Somit entbehrt der vorhin genannte Übersetzungsvorschlag einer jeglichen objektiven Grundlage und stellt eher den Versuch dar, etwas künstlich „gesundzubeten“, was offensichtlich falsch ist!
■ Allerdings finden wir in derselben Konstitution „Lumen Gentium“ (LG 14) auch Sätze, die sehr katholisch klingen und geradezu das Gegenteil davon darstellen, was in LG 16 behauptet wird. Denn dort wird sehr richtig die „Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont“: „Den katholischen Gläubigen wendet die Heilige Synode besonders ihre Aufmerksamkeit zu. Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt sie, daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten.“
Was gilt nun? Brauchen die Moslems den christlichen Glauben und die Taufe auf den Namen des Dreifaltigen Gottes zur Erlangung der beseligenden Gemeinschaft mit dem einen wahren Gott in der Gnade Christi (LG 16)? Oder besitzen sie diese Gemeinschaft an sich auch schon ohne diesen christlichen Glauben und die Taufe, da sie ja bereits als Moslems angeblich „mit uns den einen“, sprich denselben „Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird“ (LG 14)?
Am besten lässt sich diese Frage mit Blick auf die entsprechende Praxis der „Konzilskirche“ beantworten – in Anwendung des alten und sich im Lauf der Kirchengeschichte bestens bewährten kirchlichen Prinzips: „Lex orandi - lex credendi“. Dieses besagt, dass sich der Inhalt des Glaubens eines Menschen oder einer Gemeinschaft am besten und zutreffendsten nämlich an dem ablesen lässt, was entsprechend gebetet bzw. wie in theologisch-relevanter Hinsicht praktisch gehandelt wird!
■ Am meisten wird dann wohl ins Gewicht fallen, dass es in dieser religiösen Gemeinschaft praktisch keine missionarische Tätigkeit mehr gibt, wie sie nämlich in Mt 28,19f. von Jesus ausdrücklich und unmissverständlich Seiner Kirche aufgetragen worden ist: „Geht hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was Ich euch geboten habe“! Eine solche Intention der systematisch geplanten und durchgeführten christlichen Glaubensvermittlung ist heute im offiziellen Bereich der „Konzilskirche“ praktisch nirgendwo anzutreffen.
Sicher gibt es auch innerhalb dieser Gemeinschaft höchst erfreuliche Fälle von Bekehrungen und Taufen von Nichtchristen und hier speziell von Moslems. Aber diese geschehen dann in der Regel aufgrund der persönlichen Initiative der betreffenden Konvertiten. Ein religiös motiviertes Sendungsbewusstsein, den christlich-katholischen Glauben anderen Personen und Völkern zum Zweck der Rettung ihrer Seelen in der Gnade Christi bringen zu wollen, ist dagegen in der „Konzilskirche“ praktisch weitestgehend zum Erlöschen gebracht worden!
Zwar mag da in manchen offiziellen Dokumenten sehr wohl noch von der Wichtigkeit oder sogar Notwendigkeit des Glaubens an Jesus Christus und der christlichen Taufe gesprochen werden. Entscheidend aber ist, wie man auf der praktisch-konkreten Ebene den Nicht-Christen begegnet – ob man sie nämlich wirklich deutlich und unmissverständlich auf das Besondere der wahren Offenbarung Gottes in Jesus Christus und somit des wahren Glaubens anspricht – sicher auch auf eine kluge und diplomatische Art und Weise! – und ihnen somit die Konversion zum Christentum sowohl persönlich wünscht als auch konkret nahezulegen versucht!
Und gerade dies geschieht auf der offiziellen praktischen Ebene der „Konzilskirche“ leider nicht mehr! So manche Stellungnahmen hochrangiger Würdenträger belegen eher das Gegenteil, dass man sich nämlich von authentisch katholisch verstandenen Missionsbemühungen unter Nicht-Christen bewusst distanziere und verabschiede! Stattdessen bekommen neben den Juden auch die Moslems immer nur zu hören, welche „Hochachtung“ und welchen „Respekt“ man denn in der „Konzilskirche“ ihren Religionen als solchen gegenüber empfinde. Die modernen Bischöfe und Päpste überbieten sich ja geradezu darin, wer lauter und stärker seine „tiefe Wertschätzung“ vor dem Judentum und Islam zum Ausdruck bringe.
Sicher kann man auch eine Hochachtung vor einem konkreten Menschen haben, ob auch Jude oder Moslem, berücksichtigt man jedenfalls die auf persönlicher Ebene eventuell an den Tag gelegte Suche nach Gott und Sehnsucht nach der höheren Wahrheit. Lehrt ja die katholische Kirche ausdrücklich, dass jeder Mensch, ob Christ oder Heide, auf der Ebene der Schöpfung in seinem Herzen und Gewissen den generellen Ruf Gottes vernehmen kann, sich für Ihn zu öffnen (vgl. Röm 1,20)!
Ebenfalls kann man diese Menschen manchmal sogar auch bewundern wegen ihrer Bemühung, ihre Überzeugungen und religiösen Prinzipien konsequent zu leben, ohne dass sie sich dafür etwa vor anderen Menschen schämen würden. So gesehen können sie wegen dieses Eifers unter Umständen sogar auch uns, den heutigen Christen, etwas Wichtiges in Erinnerung rufen.
Hier im Rahmen unseres Themas reden wir aber von der generellen Ebene der Religionen, ob nämlich die betreffenden nichtchristlichen Religionen als solche prinzipiell den Weg zu Gott weisen und konkret die Erlösung anbieten (können) – ob sie als solche nämlich und somit auf dem ordentlichen Weg die Offenbarung des wahren und lebendigen Gottes darstellen! Und das muss sowohl in Bezug auf das Judentum (nach der Geburt und dem Heilswirken Jesu) als auch auf den Islam verneint werden – gemäß dem Wort Jesu Christi selbst, der unmissverständlich lehrte: „Alle sollen den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch nicht den Vater, der Ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist schon vom Tod zum Leben übergegangen.“ (Joh 5,23f.) So stellt dann auch der Apostel Johannes kurz und bündig fest: „Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ (1 Joh 5,12.)
Wer aber wie die modernistischen Autoritäten nicht müde wird, immer und immer wieder z.B. seine „Wert-schätzung“ und „Hoch-achtung“ vor dem Islam auszudrücken, kann diese Religion wohl kaum als in entscheidender heilsvermittelnder Hinsicht für falsch halten. Genauso wenig kann man ja jemand, der z.B. vor der offiziellen Zunft der Diebe oder Lügner auftritt und diesen Vereinigungen bei solchen Gelegenheiten ständig nur seine „Wertschätzung“ und „Hochachtung“ ausspricht, Glauben schenken, dass er das Stehlen und Lügen für eine schwere Sünde und moralische Verderbnis halte!
Auf eine solche Weise wird eher der betreffenden Gleichwertigkeit und Austauschbarkeit der christlichen und moslemischen Religionen in Bezug auf die Gotteserkenntnis und die Vermittlung des Heils das Wort geredet! Denn wenn z.B. die Anhänger des falschen Propheten Mohammed von den hohen Vertretern der „Konzilskirche“ im direkten Kontakt immer nur zu hören bekommen, welche Hochachtung diese letzteren denn ihnen entgegenbringen würden, und dabei nie ein Wort der Ermahnung vernehmen (können), sich doch bitte unbedingt wenigstens mit den geistigen Reichtümern des Christentums auseinanderzusetzen, dann können sie dies nur als eine Bestätigung der vermeintlichen Richtigkeit ihrer falschen Religion auffassen!
Auf diese Weise steht dann aber gerade die Gottheit Jesu Christi und die Einzigartigkeit der von Ihm gewirkten Erlösung auf dem Spiel. Denn wenn jeder in seiner Religion und ohne Bezug zu Jesus Christus zum einen und wahren Gott und dem ewigen Heil finden kann (und man nicht der Irrlehre der Allerlösung Vorschub leisten möchte), dann verliert das stellvertretende Sühneleiden Jesu Christi und Sein Tod am Kreuz seine entscheidende Bedeutung im Heilsplan Gottes. Das Heilswirken Jesu erscheint dann überflüssig und somit nichtig in seiner entscheidenden heilsrelevanten Wirkung! Die essentielle und berühmte „To be or not to be“-Frage ist eben, ob Jesus Christus wirklich der einzige Göttliche Erlöser ist, der das Heil gewirkt hat, oder eben nicht unbedingt und somit dann logischerweise generell nicht!
■ Exemplarisch für diese gesamte tragische Entwicklung kann z.B. das entsprechende desaströse Verhalten von Benedikt XVI. während seiner im Mai 2009 stattgefundenen Reise ins Heilige Land stehen („Beiträge“/86, S. 7-16)! Vor Vertretern nichtchristlicher Religionen gab es da von ihm nur eine einzige Lobhudelei auf diese Religionen zu hören …und kein einziges Wort der Hochachtung des Heilswirkens Jesu Christi!
Bezeichnenderweise hieß es schon auf dem Vatikanum II. selbst in der Erklärung „Nostra Aetate“ (NA 3) in Bezug auf den Islam analog: „Mit Hochachtung („cum aestimatione“) betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten („qui unicum Deum adorant“), den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.“ Hätte man da nur darauf hinweisen wollen, dass im Islam als solchem in numerischer Hinsicht nur ein Gott angenommen werde (im Unterschied zur Vielgötterei mancher heidnischer Religionen), hätte man es sehr wohl auch entsprechend formulieren können. So aber drückt dieser Konzilstext die Meinung aus, im Islam werde insofern „der alleinige Gott“ angebetet, dass es sich hierbei um den einen und alleinigen und somit einzigen Gott handele, den es überhaupt gibt!
Als ein weiteres Beispiel für das betreffende neue Verständnis des Verhältnisses der „Konzilskirche“ zum Islam kann auch speziell das erste interreligiöse Treffen in Assisi im Oktober 1986 angeführt werden, zu welchem bezeichnenderweise niemand anders als Johannes Paul II. aufgerufen hatte. Sicher ist es gut, wenn man die Menschen zum Gebet für den Frieden aufruft, auch wenn sich dann dadurch indirekt auch die Nicht-Christen angesprochen fühlen. Etwas ganz anderes ist es aber, wenn Nicht-Christen über den persönlichen Bereich der eigenen Suche nach Gott hinaus ausdrücklich auch und speziell auf der generellen Ebene ihrer nichtchristlichen Religionen zu einem solchen Gebet aufgerufen werden, als ob Frieden ohne Christus, das Lamm Gottes, bzw. sogar unter ausdrücklicher Leugnung der Gottheit Jesu möglich sei, was ja für den Islam als Religion zweifelsohne zutrifft!
Hat man ja dann während der Durchführung dieser Veranstaltung seitens der katholischen Organisatoren peinlichst darauf geachtet, unbedingt auch das Christentum als keinesfalls wertvoller im Vergleich zu anderen Religionen geschweige denn als sogar einzigartig im Hinblick auf die Frage nach der Erlösung darzustellen – eben auf der generellen Ebene der Religionen!
Zudem hat Johannes Paul II. wiederholt öffentlich behauptet, Christen und Moslems würden (als solche) „an denselben Gott“ glauben (in Marokko am 20.08.1985; vgl. den Appell an die Muslime vom 07.09.1985), sie seien „im wahrsten Sinn des Wortes Brüder und Schwestern im Glauben an den einen Gott“ (in Kenia am 14.02.1982), „auch wenn sie (zusammen mit den Hindus) nicht die gleiche Verehrungsform haben“ (in Kenia am 18.08.1985). Wird denn der Islam als eine falsche Religion durch solche Worte eines „Papstes“ nicht zu einer Art christlicher Konfession hochgejubelt (wie es z.B. die orthodoxen und protestantischen Christen sind) und somit unerträglich aufgewertet?
Derselbe Karol Wojtyla hat öffentlich den Koran geküsst! Ein katholischer Priester küsst sowohl den Altar als die heilige Stätte des neutestamentarischen liturgischen Opfers bzw. als das Symbol Christi als auch das Evangelium als das Buch der Wahrheit. Wenn aber ein Mann, der behauptet, Papst zu sein, vor Kameras öffentlich den Koran küsst, dann drückt er damit nichts Geringeres aus, als dass der Koran für ihn ebenfalls ein Buch der göttlichen Wahrheit sei!
Ebenso ließ sich derselbe Joh. Paul II. in einem Stadium in Neu-Delhi und somit vor zig-Tausenden von Menschen ein religiöses Zeichen einer buddhistischen Priesterin auf die Stirn malen! Ebenso ließ er sich von einer Indianerin in Entsprechung zu ihrer heidnischen Religion beweihräuchern! (Sie war definitiv keine katholische Diakonin!) Man muss doch wohl nicht erklären, dass diese Akte einer aktiven Teilnahme an heidnischen religiösen Zeremonien gleichkommen und somit diese Religionen als solche auf eine unmögliche Weise heilsrelevant aufwerten!
Jedenfalls sehen wir da, in welche konkrete Richtung die „Konzilskirche“ die entsprechenden Texte aus „Lumen Gentium“ offensichtlich interpretiert und verstanden wissen will. Klar, in irgendwelchen Dokumenten stehen auch richtige Worte. Aber in der Praxis wird eben Bezug auf andere, dem widersprechende Worte Bezug genommen bzw. diesen letzteren der entscheidende Vorzug gegeben. Irgendwie entspricht diese Methode auch dem Grundprinzip der hegelianischen Dialektik, bei welcher einander frontal widersprechende und sich gegenseitig sogar entschieden ausschließende Inhalte dennoch als gleichwertig geltend präsentiert werden …und somit die Wahrheit als solche generell geleugnet werde!
■ Jesus Christus ist der Inbegriff der Liebe zu bzw. des Mitgefühls mit denen, die sich in welcher Hinsicht auch immer vielleicht sogar gewaltig verirrt haben. Ebenso befanden sich damals neben dem Judentum wenigstens noch das griechische wie das römische Heidentum und auch so manche weiter aus dem Osten und Süden stammende religiöse Vorstellungen im Spektrum der vorherrschenden Religionen. Aber wir können auch beim sehr aufmerksamen Lesen der Evangelien bzw. des gesamten Neuen Testamentes absolut nichts darüber finden, als ob Jesus (und dann auch die Apostel) etwa jemals behauptet hätte, Er würde „mit Hochachtung“ die Anhänger der griechischen, römischen, ägyptischen heidnischen Religion „betrachten“, die ja „den alleinigen Gott anbeten (würden), den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.“
Ebenso wenig hat Jesus die Behauptung aufgestellt, alle diese Leute würden „mit uns“, mit Jesus und Seinen Jüngern nämlich, „den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird“! Ebenso rief Er kein interreligiöses Gebetstreffen aus, bei welchem jeder nach seiner eigenen religiösen Art für den Frieden in der Welt beten sollte, und küsste keine heidnischen „heiligen Bücher“ bzw. ließ sich von deren Religionsdienern nicht irgendwelche Zeichen auf die Stirn malen!
Nein, statt alledem formulierte Er in Seiner ergreifenden Erlöserliebe (!) ganz freimütig solche andere Religionen nach dem heutigen liberal-modernistischen Verständnis höchst „diskriminierende“ Sätze aus: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ (Mk 16,16); „Freilich habt ihr Seine Stimme nie vernommen, Seine Gestalt nie gesehen und Sein Wort in euch nicht festgehalten, weil ihr ja Dem nicht glaubt, den jener gesandt hat. Ihr forscht in den Schriften, weil ihr in ihnen ewiges Leben zu haben meint. Gerade sie sind es, die für mich Zeugnis geben. Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, um Leben zu haben“ (Joh 5,37-40).
Das Vatikanum II. hat sowohl mit seinen entsprechenden und hier behandelten Texten als auch mit deren entsprechenden Anwendung auf die eigene Praxis des Umgangs mit Nicht-Christen („lex orandi – lex credendi“) nicht nur irgendeine angeblich nebensächliche Lehre in Frage gestellt oder lediglich unbedeutend anders interpretiert, sondern aus authentisch christlicher Sicht sogar eine richtige tektonische Bewegung ausgelöst, indem sie nämlich ein geistiges Attentat auf die Gottheit Jesu Christi und die von Ihm gewirkte Erlösung vollzog und auch weiterhin vollzieht!
P. Eugen Rissling
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