Nochmals: Keine Umkehr und keine Taufe mehr?

Nochmals wollen wir gegen eine dem apostolischen Glauben und der apostolischen Praxis widersprechende Auffassung protestieren, die sich erschreckenderweise heute unter vielen Theologen verbreitet. Zu ihr hatte sich am 28. Okt. 2005 selbst der „Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kard. Lehmann“ bekannt. Anlässlich des 40. Jahrestages der Konzilserklärung „Nostra Aetate“ betonte er, dass es heute „keine ‚judenmissionarischen‘ Aktivitäten der katholischen Kirche mehr“ gebe. In diesem Zusammenhang behauptete er auch eine „zweifache“, „je für sich berechtigte Lesart alttestamentlicher Traditionen in Judentum und Christentum“ (Siehe: „Beiträge“ 65, Dez. 2005). Und auch die „päpstliche Bibelkommission“ hat offenbar im Jahre 2001 Ähnliches mehr oder weniger deutlich vertreten (siehe unten in der Erklärung Lehmanns), wodurch aber die Bedeutung der endgültigen Offenbarung Gottes in Jesus Christus - auch für das rechte Verständnis der Offenbarung des Alten Testaments - praktisch geleugnet wird.

Um nochmals das Problem aufzuzeigen und um auch andere zu ermuntern, durch Gebet und Tat für das Evangelium Christi einzutreten, veröffentlichen wir ein Protestschreiben, das schon von vielen Seiten begrüßt wurde, zu dem aber Lehmann selbst und viele hohe Amtsträger, einschließlich des Nuntius, bisher leider schwiegen!

Den Protest trotzdem weiter vorzutragen, ist nicht überflüssig oder naiv, sondern ein notwendiger Einsatz für die Wahrheit, der nie vom unmittelbar zu erwartenden Erfolg abhängig gemacht werden darf.


Gelobt sei Jesus Christus!

Mit Schmerz müssen wir als Katholiken heute auf dem Neuen Testament widersprechende Aussagen hinweisen, die wegen der gesamtkirchlichen Bedeutung dringend eine Klärung erforderlich machen. Diese Zeilen wurden aus Sorge für die katholische Kirche und für das geistliche Wohl der Kinder Israels, zu denen Jesus Christus Seine Apostel ja zuerst gesandt hat, geschrieben, nicht aus irgend einem anderen Interesse oder irgend einer Voreingenommenheit!

Auf der Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz erscheint ein Text von Ihnen zum 40. Jahrestag der Konzilserklärung zum Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen (http://dbk.de, "Nostra Aetate – ein folgenreicher Konzilstext").

Dort wird erklärt, die Kirche habe „ über ihre lange vertretene Überzeugung selbstkritisch nachgedacht, Juden müssten, um das Heil erlangen zu können, getauft werden. Es wurde zunehmend bewusst, dass Mission als Ruf zur Umkehr vom Götzendienst zum lebendigen und wahren Gott (1 Thess 1,9) nicht auf Juden angewandt werden kann. Hierin gründet das Faktum, dass es heute keine "judenmissionarischen" Aktivitäten der katholischen Kirche mehr gibt. Zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk geht es um die Begegnung "auf der Ebene ihrer je eigenen religiösen Identität" (Papst Johannes Paul II., 12. März 1979). Einzelne Konversionen, die auf Grund einer sehr persönlichen Entscheidung erfolgen, sind darum nicht ausgeschlossen."

Das widerspricht aber dem Auftrag Jesu und der Praxis der katholischen Kirche seit den Tagen der Apostel! Der heilige Petrus sagt vor den versammelten Juden am Pfingstfest klar:
„‚So erkenne denn das ganze Haus Israel mit Sicherheit: Eben den Jesus, den ihr gekreuzigt habt, hat Gott zum Herrn und Messias gemacht! ... Bekehrt euch, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden; so werdet ihr den Heiligen Geist als Gabe empfangen.‘ ... Noch mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: ‚Rettet euch aus diesem verderbten Geschlecht!‘" (Apg.2,36ff.).

Das Neue Testament sagt klar, dass nur ein Rest von Israel geblieben ist (vgl. Röm.11) und dass nur durch Jesus Christus „die Vergebung der Sünden“ möglich ist, dass hingegen niemand durch „das Gesetz des Moses ... gerechtfertigt werden“ kann (Apg. 13,38).

Und Jesus sagt: „Der Messias muss leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen. In Seinem Namen soll bei allen Völkern, angefangen von Jerusalem, Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden!" (Lk.24,46f.).

Sie führten weiter aus:„Von besonderer Bedeutung für die religiöse Verhältnisbestimmung zwischen Judentum und Christentum ist es, wenn ... (im Dokument "Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel" der Päpstlichen Bibelkommission aus dem Jahr 2001 herausstellt = Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 152) der zweifache Ausgang des Alten Testaments herausgestellt wird, also die je eigenständige, aber in unterschiedliche Lebenszusammenhänge eingebundene und von daher je für sich berechtigte Lesart alttestamentlicher Traditionen in Judentum und Christentum: ‚Christen können und müssen zugeben, dass die jüdische Lesung der Bibel eine mögliche Leseweise darstellt, die sich organisch aus der jüdischen Heiligen Schrift der Zeit des Zweiten Tempels ergibt, in Analogie zur christlichen Leseweise, die sich parallel dazu entwickelte. Jede dieser beiden Leseweisen bleibt der jeweiligen Glaubenssicht treu, deren Frucht und Ausdruck sie ist. So ist die eine nicht auf die andere rückführbar‘."

Auch hier müssen wir leider feststellen: Wenn es angeblich objektiv berechtigt ist, einfach bei einer „Leseweise" des Alten Testaments zu bleiben, die ohne Christus, ohne Erlösung und ohne die Offenbarung Gottes in Seinem Sohn auskommt, und wenn es nur subjektive Gründe gibt, die zur Taufe veranlassen, aber keine objektive Notwendigkeit, dann widerspricht das der Aussage Jesu: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden" (Mk.16,16)!

Wenn Judenmission überflüssig sein sollte, warum war dann Jesus gerade zu den Juden gesandt? Wo bleibt für die Juden die Bedeutung des Neuen Bundes?

Ist es nicht offensichtlich, dass das Alte Testament noch nicht die Vollendung bietet? Leidet das jüdische Volk bis heute nicht gerade an diesem Mangel, dass Jerusalem nicht erkannt hat, was ihm „zum Frieden dient" (Lk.19,41f.), worüber Jesus sogar Tränen vergießt?

Ist es deshalb nicht wahr, was der heilige Paulus schreibt, dass bei denen, die Jesus als den von Gott gesandten und bestätigten Erlöser ablehnen, das wahre Verständnis des Willens Gottes fehlt, dass gleichsam noch eine „Hülle über der Verlesung des Alten Bundes liegt" - der doch „in Christus sein Ende gefunden hat" (2.Kor. 3,14)! -, die erst dann „weggenommen" ist, „wenn sich" das Herz der Kinder Israels in Wahrheit wieder „dem Herrn zuwendet" (2.Kor. 3,16)?

Wie aber sollen sie glauben, wenn ihnen niemand (mehr) Christus verkündet? (vgl. Röm. 10,14).

Mit zahlreichen anderen besorgten Katholiken bitten wir Sie daher im Namen Jesu Christi - der ja keineswegs aus Judenfeindlichkeit so gesprochen hat! - eindringlich, das Ärgernis, das dieser Text gegeben hat, durch eine Korrektur zu beseitigen, die nur in der unvoreingenommenen Besinnung auf die Worte und die Handlungsweise Jesu und der Apostel geschehen kann und von wahren Nachfolgern der Apostel auch geschehen muss (Im Widerspruch zu Jesus und zu den Aposteln könnte ja niemand hier auf Erden ihr Nachfolger oder Stellvertreter Jesu Christi sein)!

Wir alle beten in diesem Anliegen, für die Kinder des Volkes Israel und für die katholische Kirche, und bitten im Namen Jesu Christi, unseres Herrn und Erlösers, eindringlich um eine klärende Stellungnahme!

Thomas Ehrenberger


 

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