Ist Joseph Ratzinger wirklich „konservativ“?


Am 19. April 2005 wurde der vormalige deutsche Kurienkardinal Josef Ratzinger beim Konklave in Rom zum „Papst“ der offiziellen „Konzilskirche“ gewählt. Er legte sich den offiziellen Namen Benedikt XVI. bei. Und schon im Vorfeld dieser Wahl war man sich sowohl in den sämtlichen Medien als auch unter den einfachen Gläubigen darüber weitestgehend einig, dass Ratzinger „konservativ“ sei. Und diese Charakteristik seiner Person und seiner theologischen Haltung führte dann nach der betreffenden Wahl auch dazu, dass gerade deshalb vielfach Kritik an ihm geübt wurde. Ist nun Ratzinger wirklich konservativ? Was ist von ihm zu halten? Ist er wirklich als ein rechtmäßiger katholischer Papst anzusehen?

Nun, der Begriff „konservativ“ kommt vom lateinischen „conservare“ - bewahren, erhalten. Der, der „konservativ“ sei, wolle also etwas erhalten und vor Veränderungen bewahren. Was soll nun Ratzinger bewahren wollen? Was will er unbedingt erhalten?

Wollen wir hier zur besseren Beleuchtung dieses gesamten Zusammenhangs zunächst das Beispiel Martin Luthers anführen. Dieser ehemalige und dann eben abgefallene katholische Mönch und Priester hat mit seinen neuen Thesen einen gewaltigen Bruch mit der gesamten kirchlichen Glaubenstradition (in West und Ost) vollzogen, indem er anstelle der geheiligten apostolischen Überlieferung, der Überlieferung der Väter und der Allgemeinen Konzilien, seine eigene menschliche und eindeutig unzulängliche Denkweise setzte und somit den überlieferten Glauben der christlich-katholischen Offenbarung in einer ganzen Reihe von zentralen und somit wesentlichen Fragen aufgab.

So hat Luther zuallererst in der Rechtfertigungslehre neue Grundsätze und Prinzipien aufgestellt, die bei ihm nicht nur am Fundament der genuin christlich-katholischen Glaubenswahrheit rüttelten, sondern diese schlussendlich auch zum völligen Einsturz brachten! Auf einmal sollte also ein Christ nicht mehr durch den sich in der Tat bewährenden Glauben, durch die von der göttlichen Liebe geformte Glaubenhaltung (vgl. Gal 5,6!) die Rechtfertigung vor Gott erhalten, sondern durch eine Art Autosuggestion, durch das vom praktischen Leben völlig abgewandte Selbsteinreden, man sei ja durch Christus erlöst worden (und müsse somit nicht unbedingt entsprechen leben).

Und nachdem die Lawine erst ins Rollen gebracht wurde, folgte eine ganze Reihe weiterer „Neuerungen“ wie z.B. die Abschaffung des hl. Messopfers, des Beichtsakramentes, des Weihepriestertum usw., so dass sich dieser Protestantismus letztendlich meilenweit von der katholischen und apostolischen Offenbarungsreligion entfernte!

Nun gab es aber im 16. Jahrhundert noch andere protestantische „Reformatoren“, die auf den häretischen Grundideen Luthers aufbauend noch einige Schritte weiter (!) gegangen sind als der Wittenberger Theologe. So hat z.B. der Genfer Johann Kalvin die absolute Prädestination gelehrt, die Luther in der Weise explizit nicht vertrat. Es handelt sich dabei um die gewaltige Verirrung, Gott habe vor aller Zeit endgültig und unwiderruflich entschieden, ob der einzelnen Mensch in den Himmel oder in die Hölle komme, und dass der Mensch nun weder durch seinen Glauben noch durch seinen christlichen oder unchristlichen Lebenswandeln irgendetwas daran ändern könne. Somit leugnete Kalvin eine jegliche Moral, und zwar bereits in ihren Wurzeln, und stellte Gott als ein furchtbares moralisches Monstrum dar, der bereit wäre, sich über jegliches Recht oder Unrecht hinwegzusetzen!

Somit könnte man Luther im Vergleich zu Kalvin in gewissem Sinn als durchaus „konservativ“ bezeichnen, da er ja diesen Schritt Kalvins nicht mitmachte und somit in einer bestimmten Frage ein bisschen weniger häretisch war. Auch könnte man Luther im Hinblick auf die niederrheinischen Wiedertäufer als „konservativ“ einordnen, die ja in Abkehr von der uralten und bereits im apostolischen Zeitalter geübten kirchlichen Praxis die Kindertaufe ablehnten und nur Erwachsene zur Taufe zuließen. Da sich aber Luther gegen diese Schwärmer auflehnte, wollte er ja gewissermaßen noch einen der letzten Reste der Übereinstimmung mit der kirchlichen Glaubenspraxis erhalten und vor dem Verschwinden bewahren. Dennoch wird wohl niemand auf die abwegige Idee kommen, Luther wegen dieser zwei so genannten „Konservatismen“ als rechtgläubig und katholisch einzustufen!

Also sollten wir sehr vorsichtig sein mit der Zuteilung des Begriffs „konservativ“ bzw. ganz genau hinschauen, was damit im konkreten Fall ausgesagt werden soll bzw. klären, welche theologische Inhalte damit abgedeckt werden. Denn heute ist für die die öffentliche Meinung weitestgehend prägenden Massenmedien schon jeder „konservativ“ bzw. „erzkonservativ“, der nur ein bisschen an katholischem Glauben besitzt bzw. an genuinen christlich-katholischen moralischen Prinzipien vertritt! Daher stellt sich umso dringender die Frage, was denn Ratzinger ganz genau „bewahren“ und „erhalten“ wolle bzw. in welcher Hinsicht er, sofern überhaupt, als „konservativ“ bezeichnet werden könnte.


Nun, Josef Ratzinger war während des so genannten 2. Vatikanischen Konzils (1962-1965) junger Theologieprofessor und hat auf diesem Konzil (u.a. neben Küng und Rahner) als ein Peritus, als ein theologischer Berater fungiert. Diese Periti standen den teilnehmenden Bischöfen bei wichtigen theologischen Fragen als eine Art Experten bei. Und Ratzinger war Peritus des damaligen Kölner Erzbischof Kardinal Joseph Frings (+1978).

Von Frings aber ist bekannt, dass er auf dem Konzil zu der Partei der so genannten „Progressiven“ zählte und auch in der Zeit danach zu denen gehörte, die als führende Kräfte die unglückseligen modernistischen „Reformen“ in Deutschland einführten.

Erläuternd sei hinzugefügt, dass mein Weihebischof, S.E. Bischof Günther Storck, es für sich abgelehnt hatte, sich von Frings zum Priester weihen zu lassen, als für ihn 1967/1968 u.a. auch diese Möglichkeit durchaus bestand. Diese Weihe wäre in jedem Fall gültig gewesen, da ja die neuen Weiheriten noch nicht eingeführt waren. Aber Bischof Storck lehnte für sich auch diese Alternative mit der Begründung ab, er wolle nicht von einem Modernisten geweiht werden, der auf dem Konzil aktiv zur Zerstörung der Kirche beigetragen hat. ...Und Ratzinger war Frings` theologischer Berater!

Und jetzt nach Ratzingers Wahl findet ja in den Medien auch tatsächlich Erwähnung, dass Ratzinger während des Vatikanums II. „liberal war“. Hans Küng, der ja damals ebenfalls ein Peritus war, bestätigt, dass er und Ratzinger dieselbe Linie vertreten hatten! Und wie kürzlich in den Nachrichten berichtet wurde, habe Ratzinger 1970 die „Demokratisierung der Kirche“ gefordert, also genau das, was Küng auch heute noch lautstark auf seine Fahnen schreibt. Und in der Schrift „Die sakramentale Begründung der christlichen Existenz“ vertrat Ratzinger 1968 Thesen, die nicht nur typisch modernistisch-verschwommen klingen, sondern aus denen gefolgert werden muss, dass deren Verfasser die ganz spezielle Gegenwart Jesu Christi, des Gottessohnes, im Allerheiligsten Sakrament des Altares leugnet!

Und es ist nicht bekannt, dass Ratzinger diese ganzen Thesen widerrufen hätte. Und solange also jemand seine öffentlich geäußerten und dem katholischen Glauben klar widersprechenden Thesen nicht ebenfalls öffentlich zurücknimmt, muss davon ausgegangen werden, dass er sich von ihnen nicht distanziert hat.

Bezeichnenderweise ist jetzt von Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der ja auch bei den Medien keinesfalls im Rufe steht, wie auch immer „konservativ“ zu sein, zu vernehmen, dass Ratzinger ein brillanter Theologe sei und seine Theologie nicht geändert habe! Außerdem gibt er vielsagend (!) zu bedenken, wie ich es kürzlich ebenfalls selbst in einem Fernsehinterview mit ihm gesehen habe, dass die Kardinäle ihn, Ratzinger, ja sonst nicht gewählt hätten...!!!

Und der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, der ja in den Medien ebenfalls nicht im Entferntesten zu den so genannten „Konservativen“ gerechnet wird, sagte ebenfalls kürzlich in einem Fernsehinterview auf die Frage, ob Ratzinger konservativ sei, man würde mit solchen Behauptungen ihn, Ratzinger, ungerecht in eine Schublade stecken!


Bezeichnenderweise beeilte sich ja auch Ratzinger, gleich am Tag nach seiner Wahl, der Öffentlichkeit mit Nachdruck zu versichern, dass er selbstverständlich zum Vatikanum II., zur Ökumene und zum interreligiösen Dialog stehe! In der Südwest Presse vom 21.04.05 heißt es dazu: „Dialog mit anderen Kirchen und Religionen nannte Ratzinger in seiner Regierungserklärung als Schwerpunkte. Das Zweite Vatikanische Konzil liegt zwar schon 40 Jahre zurück, aber dessen Reformen findet er so aktuell wie je. Vor allem für die Ökumene wolle er sich einsetzen. ´Das ist Pflicht´, sagte Benedikt XVI. in seiner bekannt deutlichen Art.“ Und wir wissen ja zur Genüge, was mit solchen Parolen in den letzten 40 Jahren an geistigem Elend angerichtet wurde!

Karol Wojtyla, der ja als Johannes Paul II. Ratzingers Vorgänger war, galt ja auch als „konservativ“. Und trotzdem hat ihn dies nicht daran gehindert, öffentlich den Koran zu küssen, das Zeichen der hinduistischen Göttin Shiva auf die Stirn zu empfangen, sich in Togo an heidnischen Opfern zu beteiligen, 1986 in Assisi das apostatische so genannte interreligiöse Gebetstreffen zu organisieren, wiederholt zu behaupten, die Christen, Juden und Moslems würden (auf der Ebene der Religion!) den wahren Gott verehren usw. Niemals hätten der hl. Apostel Petrus und seine rechtmäßigen Nachfolger bis Papst Pius XII. (+1958) so etwas gesagt und gemacht! Im Gegenteil, sie hätten sofort jeden als einen Apostaten, Glaubensleugner und schlimmsten Feind des Christentums bezeichnet, der solches reden und tun wollte!

Nicht unbedeutend ist dabei der Umstand, dass Ratzinger von Wojtyla nach Rom geholt und seit 1981, also 24 Jahre lang, der Präfekt der Glaubenskongregation war. Zu seinen Aufgaben hätte also gehört, für die Reinheit des Glaubens einzutreten und somit u. a. auch Wojtyla - und zwar öffentlich und in aller Deutlichkeit! - auf die Unvereinbarkeit dessen Kurses der christliche Glaubensinhalte aufgebenden „Verbrüderung“ mit allen nichtchristlichen Religionen aufmerksam zu machen. Die 24 Jahre hätten in jedem Fall dazu reichen müssen.

Und war davon in all dieser langen Zeit etwas zu vernehmen? Nein, im Gegenteil. Ratzinger sprach Johannes Paul II. schon in der Predigt bei dessen Beerdigung praktisch heilig, indem er in unerhörter Anmaßung göttlichen Wissens (!) feststellte, man könne „sicher sein“ (!), dass jener vom Fenster des himmlischen Vaterhauses auf die an dem betreffenden Tag auf dem Petersplatz Versammelten herabschaue und sie segne. Und als (vermeintlicher) Benedikt XVI. betonte er sofort, er wolle den Kurs von Johannes Paul II. fortsetzen! Zugleich lobte er diesen bei jeder sich bietenden Gelegenheit äußerst emotionsgeladen über alles, indem er u. a. auch anführte, er fühle sich von dessen Hand geführt!

Und wie zum konkreten Beleg für seine Worte hieß es dann in seiner Predigt am Sonntag, den 24. April, auf dem Petersplatz in völliger Übereinstimmung zu seinem Vorgänger, „das jüdische Volk“ habe „unwiderruflich“ die göttlichen Verheißungen erhalten. Und zwar klangen diese Worte so, als ob der Alte Bund bis in unsere Gegenwart hinein bestehen würde! Somit steht Ratzinger bei dieser häretischen Verfälschung des biblischen Wortes zwar in völliger theologischer Kontinuität zu Wojtyla, aber im klaren Gegensatz zur christlichen Offenbarungsreligion: sowohl zu den Schriften des Neuen Testamentes als auch zur gesamten 2000-jährigen katholischen Glaubenstradition! Wenn also das Heil auch im gegenwärtigen Judentum vermittelt werde, welches ja nach wie vor Jesus Christus als den göttlichen Erlöser ablehnt (!), wozu bedarf es dann noch Seines Heilswirkens, des christlichen Glaubensbekenntnisses, der Taufe, der Sakramente...???

Also drückt Ratzinger selbst deutlich aus, wofür er stehen, was er „bewahrt“ wissen will! Es ist jedenfalls nicht - und zwar ohne Wenn und Aber - der überlieferte Glaube der katholischen Kirche samt der überlieferten Liturgie und kanonischen Ordnung, sondern das Vatikanum II., dessen häretischen „Anregungen“ sowie die Apostasie Karol Wojtylas!!! Wer - um nur ein einziges Beispiel zu geben - die Erklärung des Vatikanums II. über die Religionsfreiheit gutheißt und mitträgt, der greift frontal die christlich-katholische Glaubenslehre an und versucht, die katholische Kirche in ihren Grundfesten zu erschüttern!

Auch fällt auf, mit welcher Geschwindigkeit und mit welchem Eifer sich Ratzinger beeilte, sein in der Öffentlichkeit entstandenes Bild zu korrigieren. Wenn also jemand einen so großen Wert darauf zu legen scheint, in der modern-liberalen Welt und modernistischen Öffentlichkeit anzukommen, wie Ratzinger dies gleich in der ersten Woche seines „Pontifikates“ an den Tag legte, dann sagt schon allein dies viel aus, wessen Geistes Kind er offensichtlich sein möchte! Lassen wir uns durch seine gelegentlich anders lautenden und katholisch anmutenden Worte nicht irreführen - das Papier ist ja bekanntlich geduldig!


Bei der Begründung der Charakterisierung Ratzingers als „konservativ“ wird von der liberalen Presse gern angeführt, Ratzinger spräche sich gegen die Abtreibung, gegen die so genannte Homo-Ehe und gegen die Frauenordination aus. Dies schient in der Vergangenheit tatsächlich gestimmt zu haben. Und wenn er nun unter dem Namen Benedikt XVI. diese Positionen beibehalten sollte, dann ist es um der eigentlichen Sachfrage willen richtig so.

Allerdings darf nicht vergessen werden, dass es unter den heutigen so genannten Evangelikalen, den freikirchlichen Protestanten, sehr viele gibt, die sich unter Berufung auf die christliche Morallehre ganz entschieden gegen die Abtreibung aussprechen. Darin können wir, die Katholiken, sie nur unterstützen. Dennoch würde uns doch nicht in den Sinn kommen, diesen Personenkreis schon deshalb als katholisch zu bezeichnen. Und auch in der Tat fallen diese Evangelikalen häufig durch ihre eindeutig aggressiv anti-katholische Grundhaltung auf und vertreten teilweise Glaubensinhalte, die wir, da sie Häresien darstellen, unter keinen Umständen akzeptieren können.

Und bei den Anglikanern in England und in der so genannten Episkopal Church in den USA gibt es zur Zeit eine äußerst heftige Debatte darüber, ob Homosexuelle in diesen Gemeinschaften „Bischöfe“ werden können (gültige Weihen besitzen diese Gruppen ja nicht). Und kürzlich ist es wegen dieser Auseinandersetzung fast zu einem Bruch innerhalb des Anglikanismus gekommen. Praktisch im letzten Moment hat man sich geeinigt, vorläufig keine Homosexuellen mehr zu „Bischöfen“ zu befördern.

Also stimmen jene Anglikaner, die sowohl homosexuelle Praktiken als auch die „Weihen“ von Homosexuellen ablehnen, in diesen beiden Fragen vollkommen mit der wahren katholischen Kirche, der Kirche aller Jahrhunderte, überein. Darin stimmen wir ihnen ja auch zu. Und dennoch besteht kein Zweifel daran, dass diese Anglikaner trotz dieser teilweisen Deckung derer Glaubensinhalte mit dem katholischen Glauben sonst noch weit davon entfernt sind, für uns als rechtgläubig zu gelten.

Ähnliches gilt auch für die Frage der Frauenordination. Es gibt heutzutage so manche sektiererische Gemeinschaft (es sei hier nur der so genannte Altkatholizismus als Stichwort genannt), die den sonst vorhandenen Trend in ihren Kreisen nicht mitmacht und auf dem Prinzip bestehen bleiben, dass grundsätzlich nur ein Mann zum Priester geweiht werden kann und darf. Und wiederum beweist das noch lange nicht, dass sie alles in allem katholisch wären.

Also reicht es bei weitem noch nicht aus, gewisse „Konservatismen“ zu vertreten, wenn man sich sonst der katholischen Lehre in zentralen Fragen widersetzt und sie unmissverständlich ablehnt! Unter Wojtyla wurde ja die Frauenordination auch nicht zugelassen, die Abtreibung und Homosexualität ebenfalls als Sünde bezeichnet. Und trotzdem wurde praktisch nicht nur nichts besser, sondern vieles ging noch weiter den Bach runter! Also wäre es jetzt äußerst naiv, ja richtig blauäugig zu erwarten, unter Ratzinger würde alles nur noch besser werden, und man würde liturgisch und dogmatisch zu den Zeiten vor 1958 zurückkehren. Zumal Ratzinger ja selbst einen jeglichen Zweifel energisch zu zerstreuen versucht, er würde nicht fest genug hinter dem Vatikanum II. und seinen „Reformen“ stehen!

Der hl. Apostel Jakobus schreibt im Hinblick auf eine Sünde: „Mag einer auch das ganze Gesetz beobachten, lässt es aber in einem Punkt fehlen, so versündigt er sich gegen das Ganze“ (Jak 2,10). Die modernistische „Konzilskirche“ mit ihren sämtlichen „Päpsten“ von Roncalli (Johannes XXIII.) angefangen bis jetzt gegenwärtig Ratzinger (Benedikt XVI.) versündigt sich aber nicht nur gegen irgendein (einziges) Gebot Gottes, sondern stellt mit ihren theologischen „Neuerungen“ und liturgischen „Reformen“ den ganzen überlieferten katholischen und apostolischen Glauben in Frage, indem sie sich gänzlich den gewaltigen Irrtümern des Modernismus verschrieben haben! Daran ändert sich auch nichts, wenn hier und da auch einmal gewisse „Konservatismen“ geäußert werden.

Und wer weiß, vielleicht wird diese Taktik der gelegentlichen „Konservatismen“ absichtlich angewandt, um den „konservativ-fühlenden“ Gläubigen Sand in die Augen zu streuen, um sie über die wahren Absichten ihrer Führer zu täuschen, um schlussendlich auch sie auf einem kleinen Umweg sicher in den Hafen des Modernismus und Liberalismus zu führen.


Wenn man bei der Charakterisierung der gegenwärtigen Situation des Katholizismus ein Bild aus der Medizin heranziehen wollte, so müsste man feststellen, dass das Problem der offiziellen „Konzilskirche“ nicht bloß in einem kleinen Schnupfen oder auch sogar in einer mittelschweren Erkältung oder Entzündung besteht, sondern schon eher einem äußerst aggressiven und lebensbedrohlichen Krebsleiden gleichkommt! Und nun nimmt sich Ratzinger als eine Art Arzt sozusagen des kranken Patienten an, untersucht ihn ...und diagnostiziert höchstens ein gewisses Unwohlsein. (Man erinnere sich nur daran, in welchen höchsten Tönen er sich über den gegenwärtigen Zustand der Amtskirche in der Predigt bei seiner „Amtseinführung“ äußerte: die Kirche sei jung und lebendig!)

Dabei übersieht er aber (oder ignoriert bewusst?) den Krebs, die eigentliche Ursache für den miserablen Zustandes des Patienten, und verschreibt ihm als eine Art Therapie ...lediglich Aspirin! Nun, jeder vernunftbegabte Mensch weiß, was geschieht, wenn man Krebs mit Aspirin oder auch vielleicht sogar mit irgendeinem Antibiotikum behandeln wollte. Nicht nur gilt da der Arzt als völlig desinteressiert, inkompetent und unter Umständen sogar als Schwindler und Kurpfuscher, sondern v. a. wird bei einer solchen Lage der Dinge der Patient leider ganz sicher sterben!

Jesus sagt im Evangelium: „So bringt jeder gute Baum gute Früchte; ein schlechter Baum aber bringt schlechte Früchte. ...ein schlechter Baum (kann) keine guten Früchte tragen“ (Mt 7,17f.) Auf die „Konzilskirche“ eines Johannes XXIII., eines Paul VI., eines Johannes Paul II. oder auch eines Benedikt XVI. angewandt, muss gesagt werden, dass bei diesem ganz konkreten „Baum“ - durch die Übernahme und Verbreitung modernistisch-liberaler und protestantischer Grundsätze in Theologie, Liturgie, kanonisches Recht und Moral - bereits die Wurzeln vergiftet sind!!! Wie kann da ein in jeglicher Hinsicht rechtgläubiger und somit gesunder katholischer Glaubensgeist entstehen?! Wie kann unter diesen ganz konkreten und vor allem bitter-traurigen historischen Umständen irgendein Vertreter dieser „Konzilskirche“ jemals ein rechtmäßiger katholischer Papst (oder Bischof) werden!?

Mag nach Karol Wojtyla nun auch Joseph Ratzinger gelegentlich gewisse „Konservatismen“ an den Tag legen (und dies wird er höchstwahrscheinlich tun), ändert dies dennoch nichts an der Tatsache, dass wir es hier mit einer Art Anti-Kirche zu tun haben, derer letztendlicher Zweck offensichtlich darin besteht, die wahre katholische Kirche (ihren Glauben, ihre Liturgie, ihr kanonisches Recht, ihre Morallehre) zu verdrängen und zu vernichten und die Menschen dem verderblichen liberal-modernistischen und somit unchristlichen Geist zuzuführen. Und da ist die Überlegung, ob nun Ratzinger zu 10, zu 20 oder auch „sogar“ zu 24,3 % „konservativ“ ist, völlig unbedeutend und unnütz!


P. Eugen Rissling
 

 

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