Predigt von S.E. Bischof Mark Pivarunas zur Priesterweihe am 7. Oktober 2008 in Spokane

Zunächst möchte ich unseren zwei neugeweihten Priestern gratulieren, P. Bernard Welp und P. Alexander Kryssov, und auch der Familie Welp und den Verwandten und Freunden von P. Alexander Kryssov. Dies ist eine besondere, einmalige Begebenheit. Heute wurden diese zwei jungen Männer „Alter Christus“- andere Christus. Sie haben das ehrfurchtgebietende Privileg, Brot und Wein in den Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus zu verwandeln. Sie werden die sehr ernstzunehmende Verantwortung haben, Beichte zu hören und Sünden zu vergeben gemäß den Worten Jesu an Seine Apostel: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten“. Unser göttlicher Erlöser hat in Seiner unendlichen Weisheit verfügt, dass Sein Erlösungswerk hier auf Erden bis zum Ende der Zeiten fortgeführt wird. Er selber ist in den Himmel aufgefahren und sitzt dort zur Rechten des Vaters, Sein Werk aber soll weitergeführt werden. Jesus sagte zu Seinen Aposteln: „Wie der Vater Mich gesandt hat, so sende Ich euch.“ „So geht denn hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was Ich euch geboten habe“. Dies ist also die wunderbare Mission des Priesters.
Wie schön, dass wir heute gleichzeitig das Fest des Heiligen Rosenkranzes feiern. Das Fest dieser starken Waffe, die Unsere Liebe Frau dem hl. Dominikus gegeben hat, um die Häresie der Albigenser zu bekämpfen.
Ich möchte in dieser Predigt einfach einmal aus meinem Herzen zu allen unseren Priestern sprechen. Das Priestertum ist voll Freuden und voll Schmerz. Wenn wir an die Geheimnisse des Rosenkranzes denken, dann meditieren wir über das Leben, den Tod und die Auferstehung unseres Herrn und Erlösers und seiner heiligen Mutter. Und jedes Geheimnis enthält etwas, das wir als Priester uns ganz besonders zu Herzen nehmen können. Denken wir an Mariä Verkündigung, wie der Erzengel Gabriel Maria die Botschaft gebracht hat, dass sie die Mutter Gottes werden sollte. „Freue dich, du Gnadenvolle! Der Herr ist mit dir ... Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast Gnade gefunden bei Gott. Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären. Dem sollst du den Namen Jesus geben.“ Und Maria antwortet voll Demut und mit vollständiger Ergebung in den Willen Gottes: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort.“
Wir Priester müssen in besonderer Weise die Selige Jungfrau nachahmen. Auch wir müssen uns dessen bewusst sein, dass wir nichts als Knechte Gottes sind. Und dass es daher nur billig und recht ist, dass wir in unserem Leben den Willen Gottes tun. Wie wichtig ist es dabei, dass wir diese unermesslich wichtige Tugend der Demut üben. Ich denke, dass ein demütiger Priester große Dinge für Gott tun wird. Wenn wir zulassen, dass Stolz, Eigenwille, Ehrgeiz und all die anderen Fehler, Schwächen und Sünden unserem Priestertum im Wege stehen, dann können wir nicht wahre Werkzeuge der Gnade Gottes sein. Dann kann unsere Arbeit als Priester nicht seine volle Frucht entfalten. Ja, wir spenden die Sakramente – und sie sind gültig. Aber wenn wir predigen, in unserer apostolischen Arbeit, wenn wir die Mission Christi erfüllen – all diese Arbeit wird von Gott nicht gesegnet sein, wenn wir nicht Demut üben. Der hl. Paulus sagt: „So laufe auch ich nicht aufs Geratewohl; so kämpfe auch ich, aber nicht, um bloß Luftstreiche zu machen.“ So werden auch wir Priester, wenn wir das Geheimnis der Verkündigung betrachten, daran erinnert, wie wichtig es ist, dass auch wir demütig sind, dass auch wir unseren Willen immer dem Willen Gottes gleichförmig machen. Denken wir daran: „Baut der Herr nicht das Haus, so müh'n sich umsonst, die dran bauen. Hütet der Herr nicht die Stadt, so wacht vergeblich der Wächter“. Und unser Herr sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben... Ohne Mich könnt ihr nichts tun.“ Das ist etwas, woran ich mich jeden Tag erinnere. Wenn Gott nicht mit mir ist, dann wird die Arbeit, die ich vollbringe, nicht wirklich fruchtbar sein.
Denken wir an das zweite freudenreiche Geheimnis, Mariä Heimsuchung, dann werden wir nicht nur an das Vorbild unserer heiligen Mutter erinnert, sondern wir denken auch an Jesus beim Letzten Abendmahl, wie er seinen Aposteln die Füße wäscht. Er, der ihr Herr und Meister ist, wurde wie ihr Diener. Denken wir daran, dass wir gekommen sind, nicht um uns bedienen zu lassen, sondern zu dienen. Denken wir auch an den Titel des Papstes: Diener der Diener Gottes! Maria hatte die größte Würde, die Würde, Mutter Gottes zu sein. Und dennoch hat sie sich erniedrigt und ihrer Cousine Elizabeth unter die Arme gegriffen.
Wenn wir über die Geburt unseres Erlösers im bescheidenen Stall von Bethlehem meditieren, dann werden wir daran erinnert, dass wir uns lossagen sollen von den Dingen dieser Welt. Unser Herr wurde in Armut geboren. Er starb am Kreuz und wurde Seiner Kleider beraubt. Während Seines öffentlichen Lebens hatte Er nichts, wohin er Sein Haupt hätte legen können. Wie wichtig ist es, dass auch wir, da wir ja „andere Christus“ sind, unseren Herrn nachahmen in Seiner Loslösung von irdischen Gütern und irdischem Besitz.
Das gleiche gilt für alle anderen freudenreichen Geheimnisse. Denken wir nur daran, wie Maria und Joseph Jesus im Tempel wiedergefunden haben. Auch wir müssen, wie Jesus gesagt hat, in dem sein, was unseres Vaters ist. Als Priester wissen wir, es gibt viele Kreuze. Oft besteht unser Kreuz darin, dass wir unser Leben nicht für uns selber haben. Dass wir von den verschiedensten Verantwortungen aufgezehrt werden, immer beansprucht sind. Ich denke da bloß an einen ganz normalen Sonntag. Einige unserer Priester fahren an einem Wochenende 20 Stunden (mit dem Auto), feiern drei Messen. Kommen erst um 6 Uhr morgens wieder zurück ins Pfarrhaus. Dann ein Krankenbesuch – jemand stirbt im Krankenhaus – auch diesem Ruf muss man folgen. Und dann unterrichten wir noch. Es geht non-stop 24-7 (24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche). Man ist immer in Bereitschaft. Aber wir müssen in dem sein, was unseres Vaters ist!
Denken wir auch an die Priester, die vor uns gegangen sind. Der hl. Johannes Maria Vianney, der stundenlang ohne Unterbrechung im Beichtstuhl verbrachte. Oder die Missionare, die hier in unserem Land die Indianer missionierten und ihr Blut für ihren Glauben vergossen. Denken wir an die Opfer, die sie gebracht haben. Und Angesichts dieser Opfer, schauen wir auch auf unseren göttlichen Erlöser. Gegeißelt und mit Dornen gekrönt trägt Er Sein Kreuz nach Kalvaria und wird schließlich ans Kreuz geschlagen. Auch wir müssen in unserem Leben unser Kreuz geduldig tragen und unserem Priestertum treu sein. Wir müssen mit dem hl. Paulus sagen: „Ich bin mit Christus gekreuzigt. Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir“.
Vergessen wir auch nicht: wenn wir unser Kreuz nach Kalvaria tragen, wenn wir uns selber täglich mit Christus kreuzigen, dann vereinen wir uns mit Ihm und werden am Ende der Welt wahrhaftig zu einem neuen Leben der Gnade und Glorie auferstehen. Denken wir daran, dass Gott sich in Seiner Großherzigkeit nicht übertreffen lässt. Unser Herr hat gesagt: „Niemand verlässt um des Reiches Gottes willen Haus, Frau, Bruder, Eltern oder Kinder, ohne dass er dafür ein Vielfaches in dieser Welt empfängt und in der zukünftigen Welt ewiges Leben“. Was ist aber dieses Vielfache in dieser Welt? Es ist die Freude, die Erfüllung, das Glück und der Friede, den die Welt nicht geben kann, den aber der Priester erfährt, der sein Priestertum heilig lebt. Schauen wir die Dinge an mit den Augen des Glaubens! Jedes Mal, wenn der Priester seine Hand hebt, um einen Sünder loszusprechen – wie Wunderbares geschieht da! Dieser Sünder ist wieder ausgesöhnt mit Gott!
Es wird Geschichten geben im Leben dieser zwei jungen Priester, die sie daran erinnern wird, dass es eine göttliche Vorsehung gibt. Es werden Sachen passieren, die aussehen, wie wenn sie reiner Zufall wären. Aber wenn wir einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen sind, um einem Sterbenden die Sakramente zu spenden, dann sehen wir, dass Gott allwissend ist – er kennt die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Es wird Gelegenheiten geben – wenn man da auch nur eine Sekunde früher oder später gewesen wäre, hätte man die Gelegenheit verpasst und die entsprechende Person hätte nie die Sakramente empfangen. Aber du warst genau jetzt genau hier – wie beeindruckend!
Wenn wir unser heiliges Priestertum leben, wenn wir der Kirche Gottes dienen, wenn wir das heilige Messopfer, die Vergegenwärtigung des Opfers Jesu am Kreuz, darbringen und täglich Seinen Leib und Sein Blut empfangen, wenn wir Sünden vergeben, wenn wie die Sakramente spenden, dann denken wir auch daran, nah bei unserer Himmlischen Mutter zu stehen – dem Beispiel Jesu Christi folgend. Unser Herr lebte 33 Jahre sichtbar hier auf Erden, vor etwa 2000 Jahren. 30 dieser Jahre verbrachte Er mit Seiner Heiligen Mutter. Wie wichtig ist es, dass wir uns an Maria, die Mutter Gottes und unsere Mutter, wenden und sie bitten, uns zu helfen, gute Priester zu sein. Dass wir sie bitten, uns zu helfen, Christus in uns zu bilden. Dann wird jeder, der uns sieht, der uns hört, der mit uns in Kontakt kommt, Christus in uns gespiegelt sehen. Und da wir heute das Fest des Heiligen Rosenkranzes feiern, vergessen wir nicht, welch’ starkes Mittel er ist, nicht nur für unsere eigene Heiligung, sondern auch dafür, andere zu einem Leben in der Gnade zu führen.
Der hl. Dominikus hat den Rosenkranz von Maria empfangen und wir wissen, wie oft er über den Rosenkranz gepredigt hat. Wir wissen wie er seinen Rosenkranz gebetet hat, um sich für eine Predigt vorzubereiten, und wie ihm dann Maria erschienen ist und gesagt hat: „Dominikus, mein Sohn, das ist es, worüber du sprechen sollst“.
Wenn wir den Rosenkranz beten, dann denken wir daran, dass wir nichts anderes tun als über die Heilige Schrift zu meditieren. Die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt in Bethlehem, die Aufopferung im Tempel, die Auffindung im Tempel. Das meiste wissen wir aus dem Evangelium des hl. Lukas, das ja auch Marias Evangelium genannt wird, weil Lukas diese Dinge direkt von ihr erfahren hat. Wer sonst wusste, was der Engel Gabriel zu Maria sprach, wer sonst wusste um die Geschehnisse bei der Heimsuchung, wer hat diese Dinge in seinem Herzen bewahrt, in dem Unbefleckten Herzen, um sie nie wieder zu vergessen? All die wunderbaren Ereignisse bei der Geburt unseres Herrn? Wer hätte sich an die Worte erinnert, die Jesus Seinen Eltern erwiderte, als sie Ihn im Tempel wiederfanden: „Wusstet ihr nicht, dass Ich in dem sein muss, was Meines Vaters ist?“ Wer wusste um die Worte des greisen Simeon: „Siehe, dieser ist bestimmt zum Fall und zur Auferstehung vieler in Israel und zum Zeichen des Widerspruchs“?
Wenn wir über die schmerzhaften Geheimnisse nachdenken, dann ziehen auch hier die Berichte der vier Evangelien an uns vorüber. Wir erinnern uns des kostbaren Blutes, das Jesus für unsere Seelen und die Seelen derer, die wir retten sollen, vergoss. Und schlussendlich denken wir an Pfingsten. Die Apostel waren schwache, unwissende Männer. Doch welch’ wunderbare Veränderung ging in ihnen vor, als der Heilige Geist auf sie herabkam. Sie wurden erleuchtet und gestärkt, sie begannen zu predigen und bestärkten ihre Botschaft dadurch, dass sie ihr Blut vergossen.
Welch’ starke Waffe haben wir im Rosenkranz. Wollen wir nicht nur selber den Rosenkranz andächtig beten, sondern ihn auch verbreiten in unserem priesterlichen Leben, in unseren Predigten, in unseren Ermunterungen und der geistigen Führung.
Wir möchten nochmals unseren zwei neugeweihten Priestern gratulieren. Nach dem Credo und dem Offertoriumsvers werden sie gemeinsam mit mir diese Messe konzelebrieren. Dies wird die erste Messe sein, die sie darbringen. Sie werden sich anschließen dem Offertoriumsgebet, dem Canon, der Konsekration.
Wir bitten auch Sie alle, für unsere Priester zu beten! Der Teufel weiß um das Gute, das der Priester wirken kann. Unterschätzen Sie nicht die Bemühungen des Teufels, die Berufung der Priester zu unterminieren. Er wird versuchen, sie durch Entmutigung zu Fall zu bringen, sie dazu zu verleiten, selbstsicher zu sein oder in ihren Gebeten und anderen geistigen Verpflichtungen nachlässig zu werden. Er wird versuchen, sie dazu zu bringen, frustriert und verärgert zu sein, anstatt ihr Kreuz zu tragen. Er wird versuchen, sie ihr Joch als Last empfinden zu lassen, als etwas, das einen versauern lässt - anstatt als etwas, was süß und leicht ist. Der Teufel kennt die menschliche Natur, er wusste, wie er selbst Judas, einen der Apostel unseres Herrn, zu Fall bringen konnte! Beten wir, dass unsere Priester ausharren bis zum Ende, denn sie tragen eine ehrfurchtgebietende Verantwortung.
Abschließend möchte ich meine Wertschätzung ausdrücken für alle unsere Priester. Sie scheuen wahrlich keine Mühe und gehen bereitwillig eine zweite Meile mit, wenn sie um eine gebeten wurden. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich weiß, man hat mir vorgeworfen, dass ich unsere Priester überbeanspruche. Ich sage ihnen immer, das wichtigste ist, dass sie ihr geistliches Leben pflegen. Solange die Gesundheit es zulässt, sollen sie so viel tun, wie sie können. Wenn sie dann älter werden, müssen sie selbstverständlich etwas zurücktreten.
Aber denken wir an die Worte unseres Herrn und Erlösers an Seine Apostel: „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige“. Wie wichtig ist es, dass Gott Arbeiter beruft. Aber nicht nur das, sondern auch, dass wir uns wahrhaft verzehren nach den Worten des Apostels Paulus: „Ich will mit Freuden Opfer bringen, ja mich selbst für eure Seelen aufopfern“. Und dass wir dem Beispiel unseres Herrn und Erlösers folgen: „Der gute Hirt gibt sein Leben hin für seine Schafe“.
Ich bin mir dessen bewusst, dass unsere Priester nicht vollkommen sind, ich bin mir dessen bewusst, dass ich nicht vollkommen bin. Wir alle haben unsere Fehler und Schwächen, aber wir tun unser bestes und für unsere Fehler bitten wir Sie um Vergebung und Nachsicht – und um ihr Gebet. Aber unsere Priester brauchen auch Ihre Unterstützung. Unsere Kongregation von Priestern, Priestern mit Gelübden und Schwestern ist durch zahlreiche Kreuze gegangen, hat über die Jahre zahlreiche Stürme erlebt. Es war jeweils nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein. Auch in normalen Zeiten gab es Kreuze und Prüfungen dieser Art und wir sollten nicht erwarten, dass es in diesen außerordentlichen Zeiten in der Kirchengeschichte anders sein wird. Aber gedenken wir immer wieder der Worte unseres Herrn, die Er mit Blick auf diese Zeiten sprach: „Wer ausharrt bis ans Ende wird gerettet werden“.
Liebe Freunde in Christus, ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihr Gebet für alle unsere Priester und Ordensleute. Denken wir immer daran: der Priester ist Christi Stellvertreter und als solcher verdient er unseren Respekt und braucht unsere Gebete!
Möge der Segen des Dreifaltigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes auf euch herabkommen und immer mit euch sein. Amen.

(übersetzt von P. Johannes Heyne)

 



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