Gibt es noch Hoffnung für die Zukunft?

  ■ Wenn wir nicht blind sind, dann nehmen wir ja sehr wohl die schwere Lage wahr, in welcher sich heute die wahre katholische Kirche befindet, die in Treue zur kirchlichen Glaubensüberlieferung steht. In Folge der modernistischen “Reformen” und “Neuerungen”, welche innerhalb der “Konzilskirche” offiziell seit 1958 stattgefunden haben, sind ja viele der katholischen Prinzipien und überlieferten theologischen wie moralischen Glaubenslehren in Frage gestellt und geleugnet worden. Oft hat das, was heute im offiziellen Bereich vor allem auf der Ebene der Gemeinden, das heißt praktisch (!), als “katholisch” ausgegeben wird, nicht das Geringste mit dem überlieferten apostolisch-katholischen Glauben zu tun, sondern stellt eher etwas dar, wogegen sich die katholische Kirche früher ausdrücklich ausgesprochen bzw. was sie sogar feierlich als Irrlehre verurteilt hatte.
Und diese negative Entwicklung ist in der Zwischenzeit schon so weit fortgeschritten und hat sich so stark in den Köpfen zahlreicher offizieller Katholiken zementiert, dass sie - menschlich betrachtet - unumkehrbar zu sein scheint. Wie sollen denn jene Katholiken, welche ohne falsche Kompromisse zur Tradition der Kirche stehen und vergleichsweise ein kleines und kaum wahrzunehmendes Häufchen darstellen, gegen die gewaltige Maschinerie der modernistischen “Konzilskirche” ankommen, welche hinter sich die enorme Macht der Medien, nennenswerte gesellschaftliche Verbindungen samt der Anerkennung durch die Mächtigen und Einflussreichen dieser Welt und nicht zuletzt auch eine wesentlich höhere finanzielle Kraft vereint sieht? Was soll man denn mit den eigenen höchst bescheidenen Mitteln dagegen überhaupt ausrichten, um jenen Prozess der "Modernisierung", Liberalisierung und Profanierung der offiziellen "Kirche", der teilweise bereits schreckliche Dimensionen angenommen hat, noch aufzuhalten bzw. zum Guten zu wenden?
Hinzu kommt dann ja auch noch der allgemeine Glaubensverlust und Sittenverfall in breiten Schichten unserer Gesellschaft. Die Lehren des Evangeliums und der katholischen Kirche in Bezug auf die christliche Moral zählen ja auch kaum in unseren Breitengraden. Es seien hier nur die Abtreibung, die Förderung und Verherrlichung von homosexuellen Praktiken oder auch “nur” die allgemeine Verrohung der Sitten erwähnt, um den negativen “Fortschritt” dieser Entwicklung zu veranschaulichen.
So wundert es nicht, wenn man angesichts dieser Sachlage bei frommen Seelen immer wieder einmal gewisse Tendenzen der Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit wahrnimmt bzw. damit konfrontiert wird. Vielleicht stellt man sich auch selbst bisweilen die Frage, ob es denn überhaupt noch einen Sinn mache, aufzubegehren und sich ausdrücklich und öffentlich gegen die negative Entwicklung zu positionieren? Stelle dies denn nicht eine unnötige Kräfteverschwendung dar, da man ja sowieso kaum etwas bewirken könne? Mache unser öffentliches Bekenntnis zum und der Einsatz für den überlieferten Glauben der Kirche und die genuine Morallehre der christlichen Offenbarungsreligion überhaupt noch einen Sinn?
Soll man statt dessen - den traurigen Realitäten ins Auge schauend - nicht lieber sowohl die Hoffnung auf die Überwindung der modernistischen Häresien als auch auf die Rückkehr breiter Schichten unserer Völker zum überlieferten katholischen Glauben aufgeben? Es scheine ja wirklich gegen die Vernunft zu sein, sowohl anzunehmen, dass die “Konzilskirche” ihre Häresie aufgeben und den überlieferten katholischen Glauben annehmen würde, als auch zu erwarten, dass unsere inzwischen zutiefst liberale und gottlose Gesellschaft die moralische Wende schaffen und sich (demnächst?) auf die sittlichen Lehren des Evangeliums Jesu Christi zurückbesinnen werde.
Wäre es denn - angesichts der bestehenden Macht- und Kräfteverhältnisse - nicht klüger, den so genannten Kirchenkampf einzustellen und sich mit der leider bestehenden Situation einfach abzufinden? Denn man werde da ja überwiegend nur Enttäuschungen ernten... Wie soll man denn da noch das Vertrauen in die göttliche Führung aufrecht erhalten bzw. die Hoffnung auf bessere Zeiten beibehalten? Denn die Perspektiven auf diesem gesamten Gebiet sehen ja wirklich alles andere als rosig aus. Worauf soll man denn da überhaupt noch hoffen?
■ Nun, solche Überlegungen scheinen auf den ersten Blick plausibel zu sein. Dennoch weisen sie einen wesentlichen Mangel auf, und zwar an einer entscheidenden Stelle. Denn ihnen liegt eine Denkweise zugrunde, welche ja hauptsächlich und vordergründig auf die Frage nach dem äußeren Erfolg oder Misserfolg in dieser Welt ausgerichtet ist. Wir wissen ja, wie die allzu gebrechliche menschliche Logik oft denkt: Wessen Ansichten zahlreiche bzw. (zahlreichere) Anhänger findet, der sei halt erfolgreich; wer zahlenmäßig eine eher kleinere Gefolgschaft aufzuweisen habe, der wird so eingestuft, als ob er grundsätzlich gescheitert sei und sich daher auf keinen Fall des Segens Gottes erfreuen könne.
Selbstverständlich ist ein Christ sehr daran interessiert, dass die Wahrheit Jesu Christi in dieser Welt Gehör findet und die Menschen danach leben - darüber muss man ja nicht lang diskutieren. Denn der Missionsauftrag Christi erging ja an Seine Kirche gerade dazu, dass möglichst alle Menschen Seine Jünger würden und auf den Namen des Dreifaltigen Gottes getauft würden (vgl. Mt 28,18-20). So blieb ja auch die katholische Kirche im Lauf der Jahrhunderte diesem Missionsauftrag treu und kümmerte sich mit Hingabe um die Verbreitung des Evangeliums Christi auf allen Kontinenten.
Nichtsdestoweniger stellen nicht die Menschen die eigentliche moralische Instanz dar, vor welcher wir uns alle letztendlich zu verantworten haben, sondern der ewige, allmächtige und barmherzige Gott! Seine Gerichtsbarkeit ist die entscheidende, der wir unterstehen, und bei weitem nicht die der rein menschlichen Mehrheiten oder des relativ kurzlebigen gesellschaftlichen Dafürhaltens. Der Mensch hat in seinem Gewissen vor dem höheren Gericht Gottes zu bestehen und nicht vor irgendeinem menschlichen Gremium!
Der Herrgott hat uns in der hl. Taufe berufen, Ihn von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit allen unseren Kräften zu lieben und Ihm allein zu dienen! Und wenn Er dann am Ende unseres irdischen Daseins von uns Rechenschaft verlangen wird über unser Denken, Tun und Lassen, wird Er uns sicher nicht fragen, was denn die anderen Menschen über dies oder jenes gedacht oder gesagt haben, sondern ob wir, Seine Wahrheit erkennend, bereit waren, Ihm kompromisslos zu folgen und Seinen Willen zu erfüllen, und zwar unabhängig davon, wie sich denn die Menschen um uns herum dazu verhielten. Die menschlichen Meinungen, Moden und Mehrheiten kommen und gehen, sie ändern sich andauernd. Gott allein ist heilig, nur Sein Wille ist unabänderlich und überdauert alle Zeiten!
Daher sollten wir als katholische Christen uns in unserem täglichen sittlichen Kampf zunächst bemühen, den Willen Gottes zu erkennen, uns in die Wahrheiten des (überlieferten) katholischen Glaubens zu vertiefen und möglichst konsequent unser Leben danach auszurichten. Diese Besinnung auf den Herrgott und den heiligen, katholischen und apostolischen Glauben wird uns dann ihrerseits unter anderem auch helfen, die doch relativ stark ausgeprägte Tendenz der menschlichen Natur zur Menschenfurcht zu überwinden und uns immer mehr von der Abhängigkeit von der Meinung und dem Urteil unserer Mitmenschen zu lösen.
Wenn die Mehrheit der Gesellschaft, in der man lebt, oder wenigstens viele der eigenen Zeitgenossen den katholischen Glauben und die christlichen Werte bejahen, dann ist es in der Regel auch viel leichter, sich ebenfalls dazu zu bekennen. Umso schwieriger wird dies aber, wenn man dabei nennenswerten Widerspruch erfährt oder einem vielleicht sogar ein starker bis stürmischer Wind entgegen bläst. Dann wird man noch mehr veranlasst, sich umso bewusster die Frage nach der Wahrheit und den christlichen Werten zu stellen und sich darauf nicht nur oberflächlich zu besinnen.
Und je mehr Hindernisse man bei der Übung des Guten und Richtigen überwinden muss, desto mehr wächst einem - wenn man nämlich ausharrt - das Rechte und Gottgewollte auch ans Herz, desto stärker lernt man es auch zu schätzen. Je größer, echter, reiner und intensiver schlussendlich die Liebe des menschlichen Herzens zu Gott und Seinem Wort wird, desto mehr kann sich in seinem Inneren auch die erlösende Kraft der göttlichen Gnade entfalten, die ihn nach und nach von der allzu erbärmlichen Menschenfurcht befreit bzw. von der negativen Anziehungskraft der (gegebenenfalls gegenteiligen) Meinung der Masse löst! So wollen wir uns also um die Erkenntnis des Willens Gottes bemühen und auf dessen Erfüllung konzentrieren. Denn nicht die Meinung der menschlichen Mehrheiten hat für uns letzten Endes zu zählen, sondern der heilige Wille des zu uns in Seinem Eingeborenen Sohn Jesus Christus sprechenden Gottes!
■ Ja, es gibt heute nicht viele Katholiken, die an der geheiligten Glaubensüberlieferung der katholischen Kirche festhalten und somit auch die modernistischen “Neuerungen” als gefährliche Irrlehre ablehnen. Aber die Wahrheit Gottes gilt völlig unabhängig davon, ob ihr viele Folge leisten oder wenige, ob sie von den jeweiligen Gesellschaften anerkannt wird oder nicht, ob die Medien ihr ihren Zuspruch aussprechen oder sie belächeln und verschmähen.
Wir stehen vor dem Herrgott und müssen Ihm eine Antwort geben, ob wir in unserem Gewissen schlussendlich Seinem Ruf folgen oder oft sogar das dumme Geschwätz der Mitmenschen als ausschlaggebend für unser Denken und Handeln ansehen. Jesus Christus erwartet von uns auch unter erschwerten Umständen eine eindeutige Entscheidung zu Seinen Gunsten. Die Tugend der Treue bedeutet, dass man sich weder durch die innere Angst vor dem Ruf in der Familie oder Nachbarschaft noch durch irgendwelche äußeren Zwänge bzw. durch den Druck der öffentlichen Meinung von dem rechten Weg abbringen lässt.
Ja, manchmal könnte es - auf der rein menschlichen Ebene - taktisch klüger erscheinen, die Wahrheit nicht ganz so genau anzusprechen bzw. sie teilweise etwas zu verschweigen. Auch unter den so genannten “Konservativen” und “Traditionalisten” gibt es entsprechende traurige Beispiele, in welche faulen und somit unzulässigen Kompromisse da bisweilen eingegangen werden. Die einen verschweigen entweder bestimmte wichtige Details der erkannten Wahrheit oder sprechen etwa vor der eigenen Gefolgschaft bewusst nicht deren eindeutige Folgen an, um die eigenen Anhänger zum Beispiel nicht zu “verärgern” und auf diese Weise keinen statistischen oder finanziellen Nachteil in Kauf nehmen zu müssen. Die anderen wollen einfach einer größeren oder namhafteren Organisation angehören, um des so genannten lieben Friedens willen nicht von der Umgebung sonst kritisiert oder angefeindet zu werden. Die dritten wiederum ahnen zwar, dass an ihren bisherigen Ansichten bezüglich der katholischen Lehre oder Kirche wohl etwas nicht in Ordnung ist, aus reiner Bequemlichkeit forschen sie dann aber doch lieber nicht weiter nach bzw. stellen keine notwendigen Fragen, um den betreffenden Sachverhalt zu klären. Man lässt sich da von der im bayrischen Dialekt folgendermaßen formulierten Devise leiten: “Mei Ruha will i habn!”
Wie verschieden auch immer die Ursachen und Gründe dafür sein mögen, dass trotz besseren eigenen Wissens solche oder ähnliche Kompromisse eingegangen werden, sie alle stellen letzten Endes dennoch ein unsittliches und somit kompromittierendes Spielchen mit der Wahrheit dar bzw. kommen wegen der in ihnen liegenden Verlogenheit mehr oder weniger dem Verleugnen der Wahrheit gleich! Ja, man mag sich dadurch gewisse taktische Vorteile erarbeiten. Aber die Gnade Gottes - sowohl in übernatürlicher als auch auf die lange Sicht - verliert man!
Denn bei Gott zählen weder die geschäftstüchtige Cleverness noch das Geschachere dieser Welt, sondern der ehrliche und aufrichtige Wille, Seinen Willen treu zu befolgen und gewissenhaft zu erfüllen. Und nur der, der bereit ist, konsequent und kompromisslos nach dem Willen Gottes und in unverbrüchlicher Treue zu den Lehren der von Ihm gestifteten katholischen Kirche zu leben, darf sich Seiner beglückenden Gnade erfreuen und den tiefen Frieden Gottes verkosten! Wenn man bisher noch keine eigene Erfahrung dieser Art gemacht hat, mag man es vielleicht überhaupt nicht glauben. Aber das Wissen um die kompromisslose Liebe zur Wahrheit und das Befolgen Seines Willens entschädigt in übernatürlicher Hinsicht bei weitem für alle Entbehrungen, welche man um jener kompromisslosen Liebe zur Wahrheit willen auf sich genommen hat und vielleicht auch noch weiterhin (er)tragen muss.
Ein Mensch dagegen, der welchem Druck auch immer nachgebend einen faulen Kompromiss mit der Lüge oder dem Unrecht eingeht, mag zwar zunächst irgendeinen äußeren taktischen Vorteil erzielen. Aber er entfernt sich ja dadurch innerlich sehr wohl von Gott, denn er hat Ihn ja auf irgendeine Weise eigentlich sogar verraten und verleugnet. Mag man dann zwar nach den Kriterien dieser Welt vielleicht sogar als sehr erfolgreich dastehen, das eigene schlechte Gewissen quält einen aber dennoch und ruft einem in Erinnerung, etwas Falsches und Gottwidriges getan zu haben. Und wie viel Platz kann da für Gott und Seinen Segen sein...?
Davon ausgehend, dass die Taten der Menschen oft auch in dieser Welt offenbar werden, verliert ein solcher Mensch auf die lange Sicht auch in dieser Welt. Denn einem Opportunisten, der sich wenigstens einiges zu eigenen Gunsten zurechtzubiegen weiß, vertraut man wohl niemals wirklich, auch nicht in den Reihen der eigenen Gesinnungsgenossen. Denn man muss ja immer die Angst haben, von ihm auch selbst einmal ausgespielt und hintergangen zu werden! Und geht einmal die Glaubwürdigkeit eines Menschen verloren, leidet auch die Sache, für die er eintritt, darunter! Da bleibt einem solchen Menschen oft nur noch die pure Macht bzw. die Einschüchterung als das einzige Mittel übrig, das eigene “Ansehen” zu “garantieren”. Und ob das mit Gott etwas zu tun hat, muss ja wohl ebenfalls nicht lang erörtert werden...
■ Ja, der Einfluss der unchristlichen Kräfte bzw. antikatholischen Mächte in der gegenwärtigen Politik und Gesellschaft ist sehr groß. Da kann man als einzelner Mensch oder auch als eine kleine Gruppe nach rein menschlichem Ermessen praktisch nichts dagegen ausrichten - man fühlt sich so machtlos. Leider ist auch zu befürchten, dass der Verlust des gesunden Glaubens und das Schwinden der authentischen christlichen Moral in unseren Breitengraden eher weiterhin zunehmen als abnehmen werden - die schlimmen Folgen für die geistige Gesundheit bzw. das sittliche Wohlergehen weiter Schichten der Bevölkerung eingeschlossen! So gesehen gibt es wirklich nicht viel bzw. keine Hoffnung für die Zukunft.
Denn wer wagt anzunehmen, er könne mit seinem bescheidenen Wirken den verstockten Unglauben des Modernismus aufbrechen und die Massen zum katholischen Glauben zurückführen? Und wer glaubt ernsthaft aus sich in der Lage zu sein, die massive Verknüpfung der “Konzilskirche” mit zutiefst liberalen bzw. ausdrücklich antikatholischen Kräften dieser Welt überwinden und wesentlich bessere Zeiten für die wahre katholische Kirche herbeiführen zu können? Spricht nicht alles dafür, die Segel lieber gleich sprichwörtlich streichen zu lassen und die Koffer zu packen?
In der Kirchengeschichte gab es bereits einige konkrete Situationen, in welchen die Lage fast gänzlich aussichtslos zu sein schien. Betrachten wir zum Beispiel nur die äußerst blutige Verfolgung der jungen Kirche in den ersten Jahrhunderten des Christentums durch das heidnische Rom oder auch die weite Verbreitung der arianischen Häresie im 4. Jahrhundert, als nur ganz wenige rechtgläubige Bischöfe übrig geblieben waren, die kompromisslos der Irrlehre gegenüber standen.
Was hat da Rettung für die katholische Kirche gebracht bzw. das Ruder für die gesamte Christenheit in die positive Richtung herumreißen lassen? Waren es etwa die allzu taktischen Spielchen mancher schlauer und cleverer Köpfe, welche irgendwelche faulen Kompromisse mit einer falschen Lehre eingegangen sind oder sich aus “Klugheit” wie auch immer mit den Irrlehrern eingelassen haben? War es etwa der Drang der Versuchung, den Mächtigen und Einflussreichen dieser Welt zu schmeicheln oder sie durch Willfährigkeit für die eigenen Anliegen günstig zu stimmen?
Nein, die Überwindung des gewaltigen Übels der Verfolgung und der die Christenheit an der Substanz treffenden Häresie haben wir - neben der Gnade Gottes natürlich - keinen politischen Machenschaften oder taktischen Spielchen zu verdanken, sondern letztendlich einzig und allein der unerschütterlichen Treue edler Christenseelen Jesus Christus, dem göttlichen Erlöser, gegenüber und ihrer ausdauernden Beharrlichkeit im Festhalten an Seiner befreienden Lehre! Denn durch dieses eigene Lebensbeispiel haben sie nicht nur ungeachtet alles Spottes und der Anfeindungen der Gegner Christi getreu unter Seinem Kreuz ausgeharrt und so Seinen reichen göttlichen Segen “verdient” bzw. auch für die anderen Menschen erfleht, sondern ebenfalls ein markantes Zeichen für diese Welt gesetzt, welchem sich letztendlich wohl niemand entziehen konnte.
Denn dieses lebendige Beispiel der vorbildlich handelnden Jünger hat nicht nur den anderen, vielleicht etwas wankenden Christen Mut zugespochen und sie ebenfalls zur unerschütterlichen Treue Christus und der unverfälschten katholischen Lehre gegenüber ermuntert, sondern auch ihren Gegnern und Verfolgern Respekt und bisweilen sogar Bewunderung abverlangt. Und auf diese Weise - unter ihrer aktiven Hilfe und tätigen Mitwirkung nämlich - wurde das Samenkorn des Evangeliums weiterhin ausgestreut und in die Herzen der Menschen gesät! Und man darf wohl davon ausgehen, dass das Blut und die Unerschrockenheit der Märtyrer und der Mut und die Standfestigkeit der Bekenner zu jenem Boden und Fundament wurden, auf welchem künftige Generationen sowohl selbst wachsen und gedeihen als auch ihrerseits ihre Nachkommen im Glauben aufbauen konnten!
Ja, Gott lässt Seine Jünger nach Seinem unergründlichen Ratschluss auch in der Gegenwart bisweilen sogar bis aufs Äußerste prüfen und den sprichwörtlichen Leidenskelch bis zur Neige trinken. Er nimmt uns gelegentlich hart heran und prüft uns anscheinend auf Herz und Nieren. Da ist es allzu natürlich, sich unter einem solchen schweren Kreuz sein Leid einzugestehen und bessere Zeiten herbeizusehnen.
Aber vielleicht lässt Er uns deshalb so schwer prüfen, weil Er von uns die Ganzhingabe erwartet, weil Er sehen möchte, ob wir auch in einer extremen Krisensituation fähig sind, unsere Liebe zu Ihm aufrecht zu erhalten und die Treue zu erweisen. Vielleicht sollten wir wie Gold im Feuer geläutert werden, damit wir in übernatürlicher Hinsicht von allen überflüssigen, uns ablenkenden, belastenden und zu Boden ziehenden Elementen befreit würden. Von einem solchen schlussendlich sogar schadhaften Ballast erlöst, würden wir dann wohl zu einer noch reineren Liebe zu Ihm fähig sein ...und so unter anderem nicht nur klare Zeichen der Gottes- und Wahrheitsliebe für diese Welt setzen, die heute doch so arm an entsprechenden eindeutigen Zeugnissen geworden ist, sondern auch Segen für sie herabflehen!
So würden wir nicht nur akustisch unser Bekenntnis zu Jesus Christus ablegen, sondern mit entsprechenden Taten, die oft noch effektiver sind als Worte. Jedenfalls hat uns unser göttlicher Heiland eingeschärft: “Der Jünger steht nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn. Der Jünger muss zufrieden sein, wenn es ihm geht wie seinem Meister, und der Knecht, wenn es ihm geht wie seinem Herrn. Hat man den Hausherrn Beelzebub geschmäht, um wie viel mehr seine Hausgenossen” (Mt 10,24f); “Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und Mir nicht nachfolgt, ist Meiner nicht wert” (Mt 10,38).
Nein, wir wollen die Hoffnung und die Zuversicht nicht verlieren! Jesus Christus ist unsere Hoffnung, der für uns als unschuldiges Lamm Gottes in den Kreuzestod gegangen ist und uns so die Erlösung bereitet hat. Wir wollen Seiner Stimme folgen und Seinen Willen tun - das ist unsere erste Pflicht und hauptsächliche Aufgabe als katholische Christen! Bei dieser konsequenten Nachfolge Christi wollen wir uns auch nicht durch die Stimmen des Unmuts oder der Kritik irritieren lassen, von welchen Menschen auch immer sie kommen mögen. Denn wenn uns jemand tadelt, aber dabei inhaltlich dem Willen Gottes widerspricht, dürfen wir an seine Adresse sehr wohl die Worte der Apostel richten: “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen” (Apg 5,29)!
Auch wenn wir uns nicht einbilden, dadurch einen großen Erfolg im Sinne dieser Welt erzielen zu können, vertrauen wir dennoch auf das Wort Jesu, welcher sagte, dass jede positive Tat einen unendlichen Wert in den Augen Gottes hat, wenn sie nur ehrlich und aus aufrichtiger Liebe getan wird (vgl. Mt 10,42). So vertrauen wir Ihm alle unsere Gebete, Sorgen und Seufzer an und hoffen zuversichtlich, dass Er keines davon unbeachtet lässt, sondern sie alle an Sein erbarmendes Ohr gelangen. Wir legen auch alle unsere größeren Opfer wie kleineren Entbehrungen in Seine Hand, welche wir in Seinem treuen Dienst bei der Bewahrung und Verteidigung unseres heiligen katholischen Glaubens und der überlieferten hl. Messe bereitwillig auf uns nehmen. Wir bieten Ihm in Demut großherzig ebenfalls alle Anfeindungen und Benachteiligungen an, welche uns bei der notwendigen sachlichen Kritik an den bestehenden traurigen Zuständen in der “Konzilskirche” und der Gott vergessenden Gesellschaft bisweilen entstehen.
Wir überlassen es dem Herrgott, wie und auf welche Weise er damit umgeht bzw. wem und wann Er einen geistigen Nutzen daraus entstehen lässt - das weiß nämlich Er allein am besten. Wir wollen und sollen Ihm zwar unsere bescheidene Bitte unterbreiten, wollen aber nicht in Sein Handwerk pfuschen. Wir bitten Ihn in diesem Zusammenhang nur inständig, Er möge uns stets die Gnade der Beharrlichkeit im Guten gewähren, damit wir in unserem Leben niemals falsche Kompromisse eingehen, sondern uns stets als Seine treuen Diener erweisen können! Das wird dann sowohl unser bester Beitrag bei der Bewältigung der heutigen großen bestehenden Probleme sein als auch in uns die christliche Hoffnung lebendig erhalten, dass auf jeden Karfreitag immer irgendwann auch der Ostersonntag folgen wird!

P. Eugen Rissling


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