Kirche - der mystische Leib Christi

 ■ Wenn jemand Medizin zu studieren beginnt, dann muss er zuerst unbedingt die naturwissenschaftlichen Grundlagen dessen in Erfahrung bringen, wie der menschliche Körper überhaupt funktioniert. Und auch wenn wir, sofern wir keine Mediziner sind, entweder wegen eines eigenen Leidens oder aufgrund eines entsprechenden Falles in der Familie oder im Freundes- und Bekanntenkreis mit einer schon etwas ernsthafteren Erkrankung in Berührung kommen, lernen auch wir kennen, woher die Krankheit kommt, wie sie verläuft und auf welche Weise sie behandelt werden könnte.
Und in einem solchen Zusammenhang erfahren wir dann auch - bisweilen sogar mit Staunen! -, wie komplex der menschliche Körper ist, wie normalerweise harmonisch die einzelnen Organe miteinander und ineinander wirken und wie sehr von uns auch Rücksicht auf viele andere wichtige Faktoren genommen werden müsste. Wenn alle Organe auf zufriedenstellende Weise ihre jeweiligen Funktionen ausüben, ist der Mensch gesund, ist aber eins angeschlagen und bringt somit nicht die sonst übliche und notwendige Leistung, ist der ganze Organismus davon betroffen, ist der Körper insgesamt krank.
Selbstverständlich gibt es in unserem Organismus Organe, die als zentral und somit wichtiger als die anderen bezeichnet werden können. So zählen zu diesen zum Beispiel das Herz, die Lunge, das Gehirn. Wenn diese in der Weise von einer (ernsthaften) Krankheit betroffen sind, dass sie in ihrer Funktion stark eingeschränkt sind, so sprechen wir von einer lebensbedrohlichen Erkrankung, so gilt der Mensch als schwerkrank.
Nichts desto weniger dürfen aber auch die anderen Organe des menschlichen Körpers nicht ungebührlich vernachlässigt werden. Denn sie erfüllen ebenfalls ihre Aufgabe und tragen ihren entsprechenden Beitrag zur Gesamtheit bei. Deswegen sollten sie nicht etwa als gänzlich unwichtig eingestuft werden. Sicherlich gilt zum Beispiel der kleine Zeh keinesfalls zu den wichtigsten Organen. Aber dennoch vergisst der Mensch augenblicklich alles um ihn herum, wenn ihm dieser Zeh aus welchem Grund auch immer so genannte höllische Schmerzen verursachen sollte!
■ Nun gibt es noch einen anderen, geistigen Organismus, in welchem es sich in mancherlei Hinsicht ähnlich wie beim menschlichen Körper verhält: die katholische Kirche als Stiftung Jesu Christi, des göttlichen Erlösers! Dort gibt es ebenfalls mehrere einzelne “Organe”, die in den Ständen und verschiedensten Berufen und Aufgaben bestehen, damit die Kirche sozusagen leben und sich wohl entwickeln kann.
Zu den Ständen zählen der geistliche und der weltliche Stand, dort gibt es den Klerus, die Ordensleute und die Laien. Und die erwähnten Aufgaben sollen erfüllt werden durch die verschiedenen Leistungen des Klerus und der Laien, derer es bedarf, damit zum Beispiel das hl. Messopfer gefeiert und die hl. Sakramente gespendet werden, damit die Kinder im Glauben erzogen und dann vielleicht selbst entweder Priester bzw. Ordensleute werden oder gute katholische Familien gründen, damit auch christlich-katholische Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Erneuerung der Gesellschaft im Geiste Jesu Christi geleistet werde usw.
Selbstverständlich spielt das Priestertum als solches eine ganz besondere, herausragende Rolle im Leben der Kirche. Wenn es den Priester nicht geben würde, würde z. B. kein hl. Messopfer dargebracht werden, würden keine Beichten gehört werden und würde kein Sterbender mit der übernatürlichen Stärkung der hl. Ölung den Weg in die Ewigkeit antreten können! Somit bedarf es des sakralen Standes und der liturgischen Amtsausübung eines katholischen Priesters, damit die Gläubigen die überreichen Gnadenquellen Christi überhaupt erschließen und somit geistig am Leben erhalten werden können. Also wird ein Priester als Glied der Kirche in dieser bestimmten Hinsicht zu Recht als wichtiger und bedeutsamer für das Fortleben der Kirche eingestuft als zum Beispiel der Ministrant oder die Person, die den Kirchenraum reinigt und schmückt.
Aber dennoch stellen die Priester weder allein die katholische Kirche dar noch dürften die verschiedensten anderen Leistungen, die von den Laien erbracht werden müssen, damit die Kirche in mancherlei anderer Hinsicht sozusagen “am Laufen gehalten” werde, vernachlässigt werden! Natürlich kann die hl. Messe im Bedarfsfall zum Beispiel auch ohne einen Ministranten oder auf einem nicht geschmückten Altar gefeiert werden. Aber die Anwesenheit der Altardiener und ein sauberer und schön geschmückter Kirchenraum heben die Feierlichkeit und tragen auf ihre Weise ebenfalls zur Würde des Gottesdienstes bei!
Oder wenn z. B. die Eltern als gewissenhafte Erzieher (und ernsthaft besorgte Religionslehrer!) ihrer Kinder versagen würden, dann würde oft auch der beste Priester nicht viel “retten” können. Hier sehen wir, dass letztendlich jedes “Organ” der Kirche auf die jeweilige Weise eine nicht unbedeutende Rolle im Leben der Kirche spielt. Wir sollen alle, ob nun Priester, Eltern, Lehrer, Erzieher, Ministranten oder auch “nur” die Putzkraft in der Kirche unseren jeweiligen eigenen Beitrag zum Wohl der Kirche, der Gläubigen und der Gemeinschaft erbringen. Es soll sich hierbei niemand ausgenommen oder unberücksichtigt fühlen, der in christlicher Gesinnung einem ehrbaren Beruf nachgeht, gewissenhaft seine Pflichten Gott und der Gesellschaft gegenüber erfüllt und uneigennützig dem geistigen wie leiblichen Wohl seiner Mitmenschen dienen will! Jedes dieser “Organe” erfüllt eine wertvolle Aufgabe und wird vom gerechten Gott weder vergessen werden noch unbelohnt bleiben.
Wir alle wissen, dass man zum Priestertum von Gott berufen werden muss (wobei die entsprechende Eignung natürlich von der rechtmäßigen kirchlichen Obrigkeit festgestellt werden muss!). Aber dieses Prinzip der Berufung gilt in ähnlicher Weise auch im Hinblick auf alle anderen kirchlichen “Organe” bzw. jene Aufgaben, die wir im Einklang mit dem Willen Gottes zu verrichten haben. Entweder werden uns also diese Aufgaben durch die kirchliche Obrigkeit übertragen oder sie resultieren insofern aus den konkreten geschichtlichen Ereignissen heraus, dass man darin einen klaren Wink Gottes erkennt (die göttliche Vorsehung!), oder das geschärfte eigene Gewissen gebietet einem, dies oder jenes zu tun, um Gott uneigennützig zu dienen und für den Nächsten Gutes zu bewirken.
Betrachten wir also unsere jeweilige Aufgabe und Tätigkeit bewusst als einen ganz persönlichen Ruf Gottes, dem wir aufrichtigen Herzens folgen wollen! Worin auch immer diese Aufgabe im einzelnen bestehen mag, wenn wir bei ihrer Erfüllung nur die gute Absicht erwecken und sie mit voller Hingabe vollbringen, wird dies zwar ein ganz bescheidener, aber dennoch unser konkreter Beitrag zum geistigen und leiblichen Wohl der Gesamtheit des kirchlichen Organismus sein. Somit konzentriere sich ein jedes Glied der Kirche auf seine jeweilige Aufgabe, die ihm von Gott übertragen worden ist - (nur) so können wir Seinen Willen erfüllen und Ihm treu dienen!
■ So gesehen müssen wir dann aber auch einem jeglichen Gedanken des Neides, der Missgunst oder des ungeordneten Strebens nach Mehr widerstreiten! “Warum wird der andere mehr geachtet, beachtet und gelobt als ich?”, “Warum findet er mehr Anerkennung und wird mit höheren Verantwortlichkeiten und Würden bedacht als ich?”, “Ich könnte dies oder jenes doch viel besser erledigen als er!”, “Ich will auch Erwähnung finden, im Mittelpunkt stehen, als wichtig gelten!” - solche oder ähnliche Fragen, Überlegungen oder vermeintliche Feststellungen würden nicht nur fehlende Bescheidenheit des Urhebers offenbaren, sondern auch seinen falschen Blick auf das Gesamtgebilde verraten. Und wie viel Unruhe, Unfriede, falscher Konkurrenzkampf und bisweilen sogar Streit entstehen dann daraus, die sich ja alle nur negativ auf die Gesamtheit der Kirche auswirken?!
Bedenken wir, “dem einen“ gibt der Herr “fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins”. Dabei handelt Er nicht ungerecht, sondern verteilt diese Talente “jedem nach seiner besonderen Tüchtigkeit”. Gott weiß also am besten, welches Maß Seiner Gaben für den Einzelnen von uns gut ist ...und welches eben über unsere Kräfte und Fähigkeiten gehen würde! Und die menschliche Weisheit besteht dann darin, die Grenzen und die Beschränktheit der eigenen Natur und Person zu erkennen, vor Gott und den Mitmenschen in Demut anzuerkennen und dann mit den eigenen “Talenten” nicht nur zufrieden zu sein, sondern dem Herrgott darüber hinaus auch noch ausdrücklich dankbar!
“Ihr seid der Leib Christi und, als Teile betrachtet, seine Glieder. Die einen hat Gott in der Kirche zunächst zu Aposteln bestimmt, andere zu Propheten, wieder andere zu Lehrern, ferner für Wundertaten, für Krankenheilungen, für Verwaltungsaufgaben, für allerlei Sprachen (und Auslegung der Sprachen). Sind nun alle Apostel? Alle Propheten, alle Lehrer, alle Wundertäter? Haben alle die Gabe der Heilung? Reden alle in Sprachen? Haben alle die Gabe der Auslegung?” (1 Kor 12,27-30)
Der Herr erwartet von uns in erster Linie, dass wir mit unseren uns von Ihm anvertrauten Gaben “arbeiten” und auf diese Weise möglichst viele neue “Talente” hinzugewinnen, das heißt dass unser ganzheitliches Denken und Wirken möglichst reiche Frucht im Hinblick auf die Ewigkeit bringt! Und wer sich also zunächst und hauptsächlich auf seine eigene Aufgabe konzentriert und sich somit darin bewährt, wird ebenfalls die Worte vernehmen: “Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges bist du treu gewesen, über vieles will Ich dich setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn.”
Ein solcher Mensch wird dann auch fähig sein, nicht nur nicht traurig, betrübt und niedergeschlagen zu sein, wenn sein Mitmensch etwas besser kann oder mehr erreicht hat als er selbst oder von den anderen mehr geachtet wird, sondern er wird sich über den Erfolg des betreffenden Mitmenschen sogar ausdrücklich freuen, weil er nämlich sich und den anderen als einen Teil der gesamten guten Sache sieht und betrachtet, für welche sein Herz schlägt!
Wer aber statt dessen in Neid und Griesgrämigkeit mehr auf die “Talente” des Mitmenschen schielt und sich derentwegen eben unglücklich wähnt, offenbart mangelnde Konzentration auf Gott und vernachlässigt schlussendlich seine eigene ihm letztendlich von Gott zugewiesene Aufgabe als Glied am Organismus der Kirche - eine solche Haltung wäre offenkundig sowohl als grober Undank Gott gegenüber als auch als eine gewisse Eigensucht einzustufen! Dann dürfte man sich auch nicht wundern, wenn einem in der Folge vom Herrgott auch das eine, fundamentale “Talent” (der besonderen übernatürlichen Gottesgemeinschaft) weggenommen werden würde: “Denn jedem, der hat, wird gegeben werden, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird noch genommen, was er hat” (Vgl. dazu Mt 25,14-30).
In den folgenden Worten des hl. Apostels Paulus wird auf eine wunderbar zutreffende Weise die Kirche als Stiftung Christi und Gemeinschaft der Gläubigen beschrieben: “So bestimmte Er die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, wieder andere zu Glaubensboten oder zu Hirten und Lehrern. Sie sollen die Heiligen zur Ausübung des Dienstes heranbilden, zum Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur Mannesreife, zum Vollmaß des Alters Christi.” (Eph 4,11-13) Es geht also um die gemeinsame Leistung aller Glieder der Kirche, die alle auf die eine oder andere Weise aufeinander angewiesen sind bzw. voneinander abhängen - wir alle sollen auf die jeweilige Art und Weise, wie sie uns nämlich von oben zugewiesen worden sind, Gott die Ehre geben und einander auf dem Weg ins himmlische Heimatland beistehen!
■ Ein Bekannter hatte vom vielen Sitzen immer wieder Rückenschmerzen. Als er aber dann eines Tages in einer etwas komplizierteren OP zwei seiner Weisheitszähne gezogen bekam, stellten sich, wie in solchen Fällen zu erwarten ist, entsprechend starke Backen- und Kieferschmerzen ein. Und solang diese quälenden Schmerzen andauerten, spürte er seinen Rücken überhaupt nicht mehr! Und erst als dann (nach mehreren Wochen) die Wunden im Mundbereich endlich verheilten, stellten sich wieder die sonst üblichen Rückenschmerzen ein.
Was sagt uns dieser etwas lustige Vergleich? Die einzelnen Organe des menschlichen Körpers hängen alle eng miteinander zusammen. Und wenn ein Organ überdurchschnittlich leidet, konzentriert der gesamte Organismus seine ganze Kraft und Energie auf die Bewältigung und Überwindung der betreffenden schweren Erkrankung oder schmerzhaften Angelegenheit.
So ähnlich sind auch die einzelnen Glieder am mystischen Leib Christi, der katholischen Kirche, miteinander verbunden bzw. so sollen sie füreinander empfinden! Wenn ein Glied der Kirche krank wird an Leib oder Seele, mögen die anderen ihre eigenen Wehwehchen etwas in den Hintergrund schieben und sich auf irgend eine Weise, wie für sie überhaupt möglich, daran beteiligen, dass das kranke bzw. leidende “Organ” wieder genest. So ermahnt uns ja auch der Völkerapostel bezeichnenderweise, sich nicht nur “mit den Freuenden” zu freuen (was wir sonst ja gern tun), sondern auch “mit den Weinenden” zu weinen (Röm 12,15)! Besondere Erwähnung mögen in diesem Zusammenhang die je 7 Werke der leiblichen und geistigen Barmherzigkeit finden!
Und auch wenn man dabei oft nicht viel mehr wird tun können als nur des Kranken oder des Sünders zu gedenken und ihn bewusst bzw. ausdrücklich in das eigene Gebet einzuschließen, so wäre dies ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Hilfe. Man denke ebenfalls daran, für ihn oder in den betreffenden wichtigen Anliegen auch einmal eine hl. Messe lesen zu lassen! Denn so würden wir dem leidenden Glied der Kirche nicht nur unsere Solidarität und moralische Unterstützung signalisieren, die für ihn in seiner schweren Lage nicht selten ebenfalls schon viel wert sind, sondern ihn durch unsere Gebete und das hl. Messopfer der Barmherzigkeit des Dreifaltigen Gottes anempfehlen!
■ Eine besondere Erwähnung möge in diesem gesamten Zusammenhang finden, dass bei aller notwendigen Berücksichtigung und gebührenden Wertschätzung der einzelnen Glieder der Kirche diese immer noch hierarchisch strukturiert ist und bleibt! Auch wenn die offizielle postkonziliare Hierarchie (die Päpste, Bischöfe und Priester) in der jüngeren Vergangenheit jämmerlich versagt hat, obwohl die glaubenstreuen Laien heute bisweilen sogar viel leisten müssen, um zum Beispiel entsprechende Räumlichkeiten für die Zelebration des überlieferten hl. Messopfers zu organisieren, herzurichten und zu erhalten, darf dennoch nicht an der Position des rechtmäßigen katholischen Priesters gerüttelt werden, die ihm von der Kirche (Kirchenrecht und Tradition) verbürgt ist!
Wie ein kluger Priester niemals z. B. insofern die Autorität der Eltern vor deren Kindern untergraben würde, dass er ihnen in der Gegenwart derer Kinder direkt und frontal widerspricht oder sie auf diese oder ähnliche Weise öffentlich rügt, so darf auch seitens der Laien nicht in das sprichwörtliche “Handwerk” des Priesters “hineingepfuscht” werden!
Es wäre ein klarer Missstand und gegen die heilige Ordnung der Kirche, wenn die Laien einem Priester z. B. direkt oder indirekt verbieten wollten, über dies oder jenes zu reden und zu predigen, oder ihn durch noch so subtile Arten von Zwang veranlassen wollten, die eine oder andere Sache, die im direkten Zusammenhang mit der gesunden Seelsorge steht, zu tun oder zu lassen! Ebenfalls ungebührlich wäre es, sich so sehr eigenmächtig in die Belange des Klerus einzumischen, dass man die eine oder andere (vielleicht auch personelle) Entscheidung, die eben dem Klerus vorbehalten ist, herbeiführen wollte. Man bedenke in diesem Zusammenhang bitte auch, dass dem Priester wegen seiner Stellung (als Vertrauensperson) und Position (als Beichtvater) vielleicht Informationsquellen zugänglich sind, die den anderen in der Regel oft verborgen bleiben...
Selbstverständlich darf man einem Priester oder Bischof in gesunder und zurückhaltender Weise manche Fragen stellen und in aller gebührende Bescheidenheit wohlgemeinte Ratschläge erteilen. Versteht man etwas nicht, was einen betrifft ...und auch wirklich angeht (!), bitte man mit Anstand um entsprechende Erläuterungen.
Aber niemals darf man die Kontrolle über einen Priester erlangen oder über ihn bestimmen wollen! Denn wenn die Gläubigen berechtigten Grund haben anzunehmen, dass der Priester nicht selbstständig denkt (und der Priester dazu vielleicht noch selbst allen Anlass bietet!), sondern eher unter der sprichwörtlichen “Fuchtel” mancher Laien steht, verliert er das Vertrauen bei den Gläubigen, worunter dann notwendigerweise sowohl seine Autorität und sein Ansehen als auch seine pastorale Tätigkeit leiden.
Wie kein Priester seine Nase hochheben und sich im Sinne des Klerikalismus für etwas Besseres oder Besonderes halten und dabei die anderen, etwa die Laien, verachten dürfe, so achte und respektiere man auch die rechtmäßigen katholischen Priester. Zumal sie sich mit ihrer Entscheidung, dem Ruf Christi zur Arbeit in Seinem Weinberg zu folgen, in der heutigen Zeit der Kirchenkrise und des Verrates so vieler anderer modernistisch gesinnter “Priester” und “Katholiken” sowohl in finanzieller als auch in mancherlei anderer Hinsicht großen Unsicherheiten aussetzen und somit ziemlich viel auf sich nehmen. (Unsere Priester beziehen ja kein Gehalt aus der staatlichen Kirchensteuer und leben in der Regel von den Gaben der Gläubigen.) Das soll auch einmal gesagt und bedacht werden!
Umso mehr mögen die Gläubigen ihren Seelsorgern und Hirten, die ja für sie da sind, gesundes Vertrauen entgegenbringen ...und viel für sie beten (dass sie nämlich ihrer großen Verantwortung gerecht werden und immer richtige Entscheidungen treffen)! Nicht umsonst sagt man, dass jede Gemeinde den Priester bekommt, den sie verdient.
Und man vergesse bitte nicht, auch für das finanzielle Auskommen des Priesters (und der eigenen Gemeinde!) zu sorgen. Auch wenn der römisch-katholische Priester nicht verheiratet ist und somit wesentlich weniger an Einkommen braucht als ein Mensch mit Familie, muss er dennoch ein gewisses Auskommen im Hinblick auf die Gegenwart und Zukunft haben, um überhaupt bzw. ganzheitlich als Priester tätig sein zu können. Denn wenn die Gläubigen ihrer ausdrücklichen Pflicht, auch für den finanziellen Unterhalt des Priesters zu sorgen, in fahrlässiger Weise nicht oder nicht genügend nachkommen würden (obwohl und sofern sie dazu in der Lage wären!), dürften sie sich auch nicht beklagen, wenn ihnen die Priester, was Gott natürlich verhüten möge, eines guten Tages “abhanden kommen” würden, weil sie sich bei ihnen (etwa finanziell oder mangels moralischer Unterstützung) nicht halten können. Besonders mögen dies bitte jene Gläubigen bedenken, die nicht jeden Sonntag zur hl. Messe erscheinen und sich somit nicht regelmäßig am Spendenaufkommen einer Gemeinde beteiligen.
■ Insgesamt wollen wir uns alle als Glieder an dem einen mystischen Leib Christi betrachten und möglichst gewissenhaft unsere jeweiligen Pflichten erfüllen. Wenn wir dies dann mit regelmäßigem und inständigem Gebet und gesundem Gottvertrauen verbinden, dürfen wir auch hoffen, dass Gott uns nicht verlassen, sondern weiterhin auf dem rechten Weg führen wird, auch wenn wir dabei durch so manches Tal der Tränen wandern müssen oder mittels verschiedener anderer Widerwärtigkeiten in unserer Treue zu Ihm geprüft werden!
“Kraft der Gnade, die mir verliehen ist, sage ich einem jeden von euch: er soll nicht höher von sich denken, als recht ist. Vielmehr denke er bescheiden von sich, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat. Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder den gleichen Dienst verrichten, so bilden wir viele zusammen einen Leib in Christus, einzeln aber sind wir Glieder untereinander. Je nach der Gnade, die uns verliehen ist, sind wir verschieden begabt. Wer die Prophetengabe hat, gebrauche sie in Übereinstimmung mit dem Glauben. Wer ein Amt hat, widme sich dem Amt. Wer die Lehrgabe hat, der lehre. Wer die Gabe hat zu ermahnen, der ermahne. Wer Almosen spendet, tue es in schlichter Gesinnung. Wer Vorsteher ist, sei es mit Sorgfalt. Wer Barmherzigkeit übt, tue es mit frohem Sinn.” (Röm 12,3-8)

P. Eugen Rissling


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