Die Aufnahme Mariens in den Himmel
 


Der heilige Don Bosco begann an einem Marienfeiertag einmal seine Predigt mit den Worten: “Wenn ich an diesem Tage hinaufsteigen könnte in den Himmel, um die himmlischen Dinge zu betrachten, wenn ich mich vor dem Thron der gebenedeiten Jungfrau einfinden könnte, würde ich euch, meine Brüder, alles auf das genaueste beschreiben: ihre makellose Heiligkeit, ihre Schönheit, die Größe ihrer Verdienste, ihre Barmherzigkeit, ihre Würde als Mutter Gottes. Aber leider sind wir noch arme Pilger, fern der Heimat. Doch wir haben den Glauben, und in seinem Lichte wollen wir über die heiligste Jungfrau sprechen, die ganz erfüllt ist von Liebe und Güte für uns.” Auf seinen Lippen hatten diese Worte einen unaussprechlichen Zauber, den man nicht vergessen konnte. ( Staudigl, P. Michael: Maria, Hilfe der Christen, Carinthia, Klagenfurt, ohne Jahresangabe).

Diese Begeisterung eines Heiligen für die himmlische Glorie Mariens ist kein Zufall. Maria ist ja das Vorbild für uns alle und erwartet uns am Ende unseres Lebens am gleichen Ziel. Es ist sicher wahr, daß wir noch Pilger und fern der Heimat sind. Doch die heilige Kirche läßt uns immer wieder ein klein wenig an der himmlischen Freude teilnehmen, sooft wir die Feste der Engel und Heilligen begehen. Und ganz besonders gilt dies für die Feste der Himmelskönigin Maria. Am 15. August feiert die Kirche seit alter Zeit das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, und zwar mit Leib und Seele. Maria ist allen Erlösten den Weg vorausgegangen und lebt nicht nur in ihrer Seele, sondern auch mit ihrem Leib in der endgültigen Herrlichkeit bei Gott.

Frühe Texte und alte Darstellungen in der Kunst belegen eine durchgehende Tradition. Die Tatsache ist bemerkenswert, daß nirgends ein Grab Mariens verehrt wird und bis heute auch nicht danach gesucht worden ist. Auch in der von Rom getrennten Ostkirche wird das Fest gefeiert, auch hier wird nicht vom einem “Tod” Mariens gesprochen (womit man sonst den Beginn des Zerfalls- und Verwesungsprozeß des Leibes bezeichnet), sondern von der “Entschlafung Mariens”.

All das sind wesentliche Hinweise, daß sich Mariens Heimkehr zu ihrem göttlichen Sohn in einer besonderen Weise vollzogen hat, und diese Heimkehr hat stets als urbildhaft für alle Glieder des mystischen Leibes Christi gegolten. Maria ist von der Erbsünde bewahrt geblieben und ist deshalb mit Leib und Seele in die Freuden des Himmels eingekehrt. Doch die christliche Hoffnung läßt jeden Jünger Jesu hoffen, in gleicher Weise einst an der Herrlichkeit Gottes teilhaben zu dürfen, je nach der Vollkommenheit der Liebe und der Berufung des Einzelnen. Daß damit auch der Leib an der Erlösung teilhaben darf, zeigt, daß das Christentum auch der materiellen Seite der Schöpfung nicht grundsätzlich negativ gegenübersteht, sondern eine Vollendung der ganzen Schöpfung erwartet. Wie und wann das für die Menschheit und für jeden einzelnen Menschen eintreten soll, dürfen wir getrost dem lieben Gott überlassen. Daß wir uns auf die Wiederkunft Christi vorbereiten und unser ganzes Leben auf diesen Tag hin ausrichten sollen, stellt jedoch eine Grundforderung des christlichen Lebens dar.

Maria zeigt uns, daß es nicht menschenunmögliche ist, den Weg der Heiligkeit zu gehen, und möchte uns in all unseren Nöten gerne helfen. Und hier liegt die Bedeutung Mariens: sie ist unsere Mutter, die uns zwar vorausgegangen ist, jedoch von ihrem himmlischen Ort aus uns nicht auf unserem Weg alleine läßt, damit auch wir unser Ziel erreichen und an der ewigen Liebe ihres Sohnes Anteil erhalten.

Der heilige Don Bosco durfte wiederholt verkünden, daß er Maria das Gelingen aller seiner guten Werke verdankt. Sie wartet auch auf uns! Bitten wir sie gerne und ohne Zögern! Ihr göttlicher Sohn wird ihr alles gern gewähren, was zu unserm Heil und zur größeren Ehre Gottes für unser Leben und für das Leben der ganzen katholischen Kirche notwendig ist!



 

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