Neu-Papst – kein wahrer Papst

Weiterhin hören wir von immer mehr Menschen, Priestern und Laien, die zu der sedisvakantistischen Position gelangen. Besonders die „Seligsprechung“ Johannes Pauls II., die in jüngerer Vergangenheit stattgefunden hat, hat viele dazu veranlasst, sich zu fragen, wie so etwas in der katholischen Kirche stattfinden kann, wenn man bedenkt, dass Johannes Paul II. verantwortlich ist für den Ökumenismus, den interreligiösen Kult mit anderen Religionen, die Verbreitung der Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils, das schuldhafte Schweigen angesichts von sexuellen Missbrauchs unter Klerikern und die unzähligen häretischen Aussagen.
Einige traditionalistische Katholiken, die wünschen, dass auch andere das ganze Bild der Realität erkennen, haben Ermutigung im Blog von Bischof Richard Williamson von der Piusbruderschaft gefunden, der vor kurzem sagte, dass die Seligsprechung Johannes Pauls II. ihn nur zu einem „Neu-Seligen in der Neu-Kirche“ mache. Im selben Augenblick bemüht er sich aber festzustellen, dass er kein Sedisvakantist sei, wenigstens noch nicht, wobei es den Eindruck erweckt, dass er sich etwas in diese Richtung bewegt hat.
Auf der anderen Seite wiederholt Bischof Williamson die Standartposition der Piusbruderschaft, wenn er mit Blick auf Benedikt XVI. sagt: „Ich denke, er ist sowohl Neu-Papst der Konzilskirche als auch wahrer Papst der katholischen Kirche, denn diese zwei schließen sich noch nicht gegenseitig aus.“ (Kyrie comments, 30. April 2011; Hervorhebung von Bischof Williamson). In der Tat war dies die Position von Erzbischof Lefebvre, aber man fragt sich, ob der Erzbischof diese Linie auch heute noch verfolgen würde, nach dem, was in den 20 Jahren seit seinem Tod alles bekannt geworden ist.
Schauen wir uns seine Logik genauer an, besonders da sie heute von vielen konservativen Katholiken übernommen wird. Wir (die Edition von The Reign of Mary) können diese Position nicht teilen, da sie unlogisch und widersprüchlich ist. Sie ist unlogisch, weil man nicht gleichzeitig Glied zweier Kirchen sein kann – besonders wenn eine davon die katholische Kirche ist. Denn die Gliedschaft in der katholischen Kirche schließt automatisch die Gliedschaft in einer anderen Kirche aus. Man kann nicht ein Glied der katholischen Kirche sein und Glied einer anderen Kirche bleiben, wie sehr man selber dies auch meinen mag. Die Tatsache allein, dass man sich einer anderen Religion anschließt, würde einen von der Gliedschaft in der einen wahren Kirche Christi ausschließen.
Wie könnte außerdem ein Papst das Haupt einer nicht-katholischen Kirche sein? Ist denn ein Papst nicht der Stellvertreter Christi? Ja, er ist der sichtbare Stellvertreter Christi auf Erden; Unser Herr bleibt im Himmel das Haupt Seines mystischen Leibes der Kirche. Aber wie könnte jemand die Stellvertretung Christi ausüben, wenn er nicht einmal der Kirche angehört, die Christus gegründet hat? Machen wir uns da nichts vor – die Konzilskirche ist nicht die katholische Kirche. Sie hat neue Lehren, eine neue Liturgie, neue Sakramente und neue Kirchendisziplin. Sie unterscheidet sich ganz bedeutend von der katholischen Kirche, wie sehr auch ihre Anhänger behaupten mögen, dass sie die Weiterführung dieser Kirche sei.
Nein, es ist unmöglich für einen wahren Papst, den Stellvertreter Christi und das sichtbare Haupt der katholischen Kirche, auch das Haupt einer nicht-katholischen Kirche zu sein. Unser Herr selber sagt, dass “jedes Königreich, das in sich selbst uneins ist, zerfällt” (Lk 11,17). Würde Er zulassen, dass Sein Königreich auf Erden, die Kirche, so uneins ist?
Die Vorstellung, dass jemand zur gleichen Zeit wahrer Papst der katholischen Kirche und Haupt einer nicht-katholischen Kirche sein kann, ruft ein sehr grundlegendes philosophisches Prinzip in Erinnerung. Es gibt bestimmte einsichtige Grundregeln, von denen eines die des ausgeschlossenen Widerspruchs ist: etwas kann nicht etwas sein und zugleich nicht sein. So können z.B. Kreise keine Quadrate sein. Entweder das Vatikanum II war ein wahres Konzil der katholischen Kirche oder nicht; es kann nicht beides sein. Wenn es ein wahres Konzil war, dann muss man es ohne Zögern annehmen; wenn nicht, muss man es in seiner Gänze zurückweisen. Entweder ist die Konzilskirche die wahre Kirche Christi oder sie ist es nicht. Wenn sie die von Christus gestiftete Kirche ist, dann müssen wir ihre treuen und loyalen Glieder sein; wenn nicht, dann müssen wir alle Verbindung zu ihr trennen. Entweder sind die “Päpste” der Konzilskirche wahre katholische Päpste oder nicht. Wenn sie es sind, dann müssen wir uns demütig ihrer Autorität unterwerfen, ohne über ihre Entscheidungen zu urteilen oder sie zu kritisieren; wenn nicht, dann müssen wir ihren Anspruch auf Autorität gänzlich zurückweisen.
Wollen wir weiterhin für die beten, die von den falschen Päpsten und der falschen Religion des Zweiten Vatikanischen Konzils irregeführt wurden, dass sie den Weg erkennen, diese neue Kirche und ihre Führer zurückzuweisen. Das oben angeführte Zitat Bischof Williamsons lässt uns hoffen, dass er eines Tages die neue Kirche und die falschen Päpste ganz ablehnen wird, da er ja sagt, dass er noch kein Sedisvakantist sei. „Noch nicht“ schließt aber eine wahrscheinliche oder wenigstens mögliche Änderung in der Zukunft ein. Wie viele andere muss es geben, die sich fragen, wie es in der Kirche Christi solche Widersprüche geben kann! Beten wir für sie, dass sie bald den Weg sehen, diese neue Kirche und ihre Führer vollständig zurückzuweisen.

Fr. Benedict Hughes

(übersetzt von P. Johannes Heyne. Original: “Newpope – Not True Pope” in: The Reign of Mary, Vol. XLII, No. 142, S. 13)

 

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