Weihnachtlich teilen

Der schöne und wichtige Brauch, in der Weihnachtszeit durch besondere Spenden und Geschenke auch mit den Armen und Bedürftigen unsere Güter zu teilen, erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Er soll und darf sich jedoch nicht allein auf materielle Hilfe beschränken.
Denn „der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ (Dt. 8,3; Mt. 4,4; Lk. 4,4). Ohne die materielle Hilfe zu unterlassen, müssen wir als Jünger Jesu Christi vor allem auch die geistliche Not stets vor Augen haben , die heute so sehr das Leben der Menschen bedroht, da die Liebe Gottes immer mehr aus den Herzen verschwindet und auch fast nirgends mehr in der Liebe der Jünger Jesu Christi erfahren werden kann. Wenn wir wirklich erfassen, was Christus uns mit Seiner Ankunft und durch die Gnade der Erlösung geschenkt hat, dann wird uns bewusst, welchen Reichtum wir zu teilen berufen sind, ohne den kein Mensch in Wahrheit leben kann, dessen auch wir immer wieder neu bedürfen und der uns durch das Kind in der Krippe geschenkt wird: Das Licht und die Liebe Jesu Christi!
Für viele ist die Welt dunkel, weil sie niemanden finden, der mit ihnen dieses Licht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe teilt! Sind wir nicht auch oft mitschuldig an dieser Dunkelheit, weil wir zwar vom Engel die Botschaft der Heiligen Nacht vernehmen, vielleicht auch noch halbherzig hingehen, das Kindlein zu sehen, aber uns dennoch nicht vom Licht Seiner Liebe entzünden lassen, sondern in unserer selbstbezogenen, beschränkten Weise weiterleben und die Gnaden des wahren Glaubens, der christlichen Hoffnung und der göttlichen Liebe, die uns geschenkt sind, so wenig mit anderen teilen?
So bleibt die Dunkelheit, auch in unserem eigenen Herzen. Wir gleichen den Bürgern von Bethlehem, von denen zwar sicher auch viele auf das Kommen des Messias gehofft haben, die Ihn aber gerade da, als Er bei ihnen ankam, wegen ihrer harten, diesseitsbezogenen, im Alltagstrott abgestumpften, Herzen nicht einmal wahrgenommen haben. Die entscheidende Stunde des Kommens Gottes haben sie so verschlafen, ja sie haben wegen ihrer Oberflächlichkeit und Härte sogar Sein Kommen in ihre Gemeinschaft verhindert!
So wurde Christus bei den Tieren im Stall geboren, und nur Hirten, die bei ihren Herden Nachtwache hielten, konnten die Engel und die „Herrlichkeit des Herrn“ (Lk. 2,9) erblicken, die sie umstrahlte. Nur sie, die selbst arm waren, und sich so nicht der Schläfrigkeit und Selbstgenügsamkeit hingaben, sondern auch in jener Nacht wachten, erfuhren die Gnade, die Worte zu vernehmen, die der Engel sprach: „Fürchtet euch nicht! Denn seht, ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren, der Messias und Herr!“ (Lk. 2,10f.).
Allem Volk sollte die Freude zuteil werden, doch nur wenige konnten sie auch damals wirklich erfahren. Die Hirten zögerten nicht, sie waren offen für die Heilsbotschaft und „gingen eilends hin und fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Krippe lag“ (Lk. 2,16).
Sie behielten die Gnade Gottes nicht für sich allein, sie „erzählten, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war“ (Lk. 2,17). Sie waren bereit, Boten der Güte Gottes zu werden. „Alle, die es hörten, wunderte sich über das, was die Hirten ihnen erzählten. Maria aber bewahrte und erwog alle diese Dinge in ihrem Herzen“ (Lk. 2,19).
Auch die Gottesmutter zeigt uns, wie wir die Großtaten Gottes in unseren Herzen aufnehmen müssen, damit wir sie richtig verstehen und Gott dafür würdig zu loben vermögen. Wir dürfen nicht oberflächlich über das, was Gott wirkt, hinweggehen, und uns blind in unseren Alltagsgeschäften verlieren. Wir brauchen Zeit und Sehnsucht für Gott. Gott kann nur dann viel Gutes in unserem Leben wirken, wenn wir unser inneres Ohr Ihm öffnen, uns Ihm ganz anheimgeben.
Nur so wird unser Leben sinnvoll, unser Alltag reich und unser Herz froh, nur so können wir von Gottes Güte wirklich würdig Zeugnis ablegen. „Die Hirten kehrten zurück und lobten und priesen Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war“ (Lk. 2,20). Unser Leben kann und soll zum Licht für andere werden. Wir müssen aber immer demütig anerkennen, dass das Licht nicht wir selbst sind, sondern dass wir nur das verkünden können, was wir „gehört und gesehen“ haben.
Gerade dies ist auch die Sendung und die Aufgabe der Kirche. Sie kann den Glauben und ihren Auftrag nicht aus sich gestalten oder verändern, wie es manche heute in ihrem Hochmut meinen. Sie kann nur in Treue und ohne jede Verfälschung die Botschaft des Heiles weitergeben, die ihr von Gott anvertraut worden ist.
Erst wenn wir uns so von Ihm ergreifen lassen, kann der Heilige Geist Sein Licht in uns leuchten lassen. Gehen deshalb auch wir bereitwillig hin zur Krippe, beugen wir vor unserem Mensch gewordenen Herrn unsere Knie, beten wir Ihn mit Maria und Joseph und allen Engeln und Heiligen voll Freude an, lassen wir uns von Seiner Demut und Seiner Hochherzigkeit erfüllen.
Stimmen wir in den himmlischen Lobgesang ein: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!“ (Lk2,14) und vergessen wir auch nicht unserer Mitmenschen, besonders der Armen, die auch heute oft einsam wachen, die Gott aber gerade in Seiner eigenen Erniedrigung und Menschwerdung besonders liebt und sucht. Überwinden wir Hochmut, Menschenfurcht und Herzenskälte. Teilen wir, so gut es geht und so wie uns Gott führt, die Weihnachtsfreude und verkünden wir Christus in Schlichtheit, Wahrheitsliebe und mit einem von Seiner Liebe erfüllten Herzen, wie es uns die Menschen, die als erste Christus in Seiner Erniedrigung schauen durften, besonders aber die Gottesmutter Maria, vorgelebt haben!
Nur so - nicht im Verzicht auf „Mission“, wie es heute viele aus Unverständnis für Gottes Sohn und für den wahren Frieden meinen - können das Licht und die Freude der heiligen Nacht in uns, aber auch im Leben der ganzen Welt, erstrahlen und fruchtbar werden!

Thomas Ehrenberger

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