Geführt von Gottes Hand

● Immer wieder ist mir in letzter Zeit Lektüre in die Hände gefallen, in der von der Führung Gottes die Rede war. Sie erinnerte daran, dass Gott uns zur Vollkommenheit führen will und dass Er dieses Ziel auch bis zum Ende verfolgt, solange wir nur von unserer Seite keine Hindernisse in den Weg stellen. Auch das Sich-ganz-Gott-Überlassen wurde in einer Weise dargestellt, die zur Nachahmung anspornte, die die Wichtigkeit derselben bewusst werden, die einem dieses Sich-Fallenlassen - und damit auch das Erreichen der Vollkommenheit - leicht erscheinen ließ. Dadurch rückte der Ruf Christi „seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (vgl. Mt 5,48) in greifbare Nähe. Greifbar auch für den im Alltag stehenden Laien, der von diesem Ruf ja nicht ausgenommen ist.
● So schreibt C.S.Lewis in seinem Buch „Pardon, ich bin Christ“:
„Viele Leser sind vielleicht beunruhigt über das, was ich im letzten Kapitel über die Herrenworte 'Seid vollkommen' sagte. Manche Menschen denken, dies bedeute: 'Wenn du nicht vollkommen bist, werde ich dir nicht helfen.' Und weil es uns nicht gelingt, vollkommen zu sein, ist unsere Situation – falls Gott es wirklich so gemeint hat – hoffnungslos.
Ich glaube aber nicht, dass Gott das gemeint hat. Er wollte vielmehr sagen: 'Die einzige Hilfe, die ich dir geben werde, ist Hilfe, vollkommen zu sein. Du willst vielleicht weniger: aber ich werde dir nicht weniger geben.'“
Dies veranschaulicht Lewis mit folgendem netten Beispiel:
„Lass' mich erklären: Als Kind hatte ich öfter Zahnschmerzen. Ich wusste, dass meine Mutter mir ein schmerzstillendes Mittel geben würde, damit ich nachts schlafen konnte. Ich ging aber nicht zu meiner Mutter, solange die Schmerzen einigermaßen erträglich waren, und zwar aus folgendem Grund. Mir war klar, sie würde mir das Aspirin nicht vorenthalten; mir war aber auch klar, dass sie noch etwas anderes tun würde. Am nächsten Morgen nämlich würde sie mit mir zum Zahnarzt gehen. Ich konnte also das, was ich mir wünschte, nur bekommen, wenn ich etwas mit in Kauf nahm, wonach ich kein Verlangen hatte. Ich wollte unmittelbare Linderung meiner Schmerzen, aber die konnte ich nur erhalten, wenn ich zugleich meine Zähne nachsehen und in Ordnung bringen ließ. Und ich kannte diese Zahnärzte. Ich wusste genau, dass sie auch an anderen Zähnen herumfuhrwerken würden, die noch nicht einmal wehtaten. Sie würden dem schlafenden Löwen keine Ruhe lassen. Wenn man ihnen den kleinen Finger gab, nahmen sie gleich die ganze Hand.“
Ähnlich handelt Gott. Manche Menschen bitten Gott, dass Er sie von einem bestimmten Laster befreit, das sie besonders quält. Ist dieses Laster – mit Gottes Hilfe – überkommen, dann hätten sie eigentlich nichts dagegen, wenn Gott sie jetzt in Ruhe ließe. Man hat jetzt die unangenehmen Laster überkommen und ist somit doch „ganz ok“. Man braucht ja nicht gleich ein Heiliger zu werden. Denn heilig oder vollkommen werden heißt Reinigung - und Reinigungsprozesse bedeuten Schmerz.
Aber Gott denkt anders. Im Moment, da wir uns in seine Hände legen, beginnt Er, uns vollkommen zu machen. „Ihr habt einen freien Willen und wenn ihr wollt, dann schickt mich fort. Wenn ihr mich aber nicht fortschickt, dann seid euch dessen bewusst, dass ich ganze Arbeit leiste. Wie viel Leid auch immer das für euch auf Erden bedeutet, welche unbeschreibliche Reinigung auch immer es euch nach dem Tod kosten mag, was auch immer es mich kostet, ich werde nicht ruhen, noch werde ich euch ruhen lassen, bis ihr vollkommen seid im wahrsten Sinne des Wortes.“(1)
Welche Zuversicht können wir aus diesen Worten schöpfen! Wir brauchen uns nur in Gottes Hände zu legen und uns davor zu hüten, dass wir Ihm bei Seiner Arbeit an uns etwas in den Weg legen. Allerdings muss man – wie gesagt – damit rechnen, dass damit Leid verbunden ist. Aber man darf dann eben nicht soweit nach vorne schauen. Wie beim Bergsteigen: wenn der Gipfel zu weit erscheint, dann schaut man eben nur bis zur nächsten Anhöhe, bis zur nächsten Biegung, auf den nächsten Schritt – sonst besteht Gefahr, dass wir den Mut verlieren und unser Tempo nachlässt. Und jedesmal wenn's wieder schwer wird, ergibt man sich von neuem in den Willen Gottes – legt sich in Seine Hände.
Das wird in dem Buch von John E. Beahn über den hl. Thomas Morus sehr schön geschildert. Es würde in diesem Rahmen zu weit führen, den genauen Lebenslauf des englischen Martyrers zu schildern. Wir wollen uns daher auf das beschränken, was uns hier betrifft: Thomas Morus lebte im 16. Jahrhundert in England. Von seinem Vater dazu bestimmt, studierte er Recht, wofür er zwar reichlich Talent und Intelligenz, aber keinerlei persönliche Ambitionen mitbrachte. Er selber wollte Schriftsteller werden. Außerdem war er sich nicht sicher, ob Gott ihn nicht zum geistlichen Stand berufen habe. Als er aber neben seiner Tätigkeit als Rechtswissenschaftler einige Zeit als Gast im Kloster verbracht hatte, kam er durch eine Reihe von Ereignissen zu der Überzeugung, dass er doch für den Ehestand geschaffen sei. Auch als er schon Vater einer Familie war, übte das Schreiben eine schier unüberwindbare Anziehungskraft auf ihn aus, während die Tätigkeit als Rechtsanwalt ihm trotz seines Erfolges nichts als Überdruss bereitete. Aber die Verantwortung für seine Familie ließ ihn nicht genug Zeit zum Schreiben finden. So brachte er denn die Zeit zu; von der Pflicht gegen seinen Willen gezwungen – aber nie wirklich innerlich Gott alles gebend.
Doch Gott hörte nicht auf, ihn zu ziehen. Immer wieder wies er ihn durch verschiedene Fingerzeige auf den rechten Weg zurück. Dann kam der entscheidende Wink - der Tod seiner Frau. Gebrochen steht er an ihrem Grab und sieht die ersten Schaufeln Erde ihren Sarg bedecken. Da nimmt ihn sein Vater am Arm und führt ihn in die Stadt. In die Marienkirche führt er ihn. Dort kniet er nieder – Thomas Morus sitzt neben ihm. Er sieht, wie die Lippen seines Vaters sich bewegen. Er weiß welche Gebete sie sprechen - er hat sie selber anderen vorgebetet. Jetzt bringt er kein einziges Wort hervor.
„Ich hatte die Kraft nicht. Ich konnte die Last nicht tragen. Ich konnte mich nicht darunter beugen. Ich saß auf der Bank und schaute mit leerem Blick zum Altar. Ich hatte nicht einmal genug Mut, um Kraft zu bitten. - 'Dann bitte um Mut!' - Ich horchte auf, so klar hatte ich die Worte gehört. Sie waren so laut und klar als wenn jemand sie gesprochen hätte. Ich schaute zu meinem Vater neben mir, aber er hatte meine Bewegung nicht bemerkt. Er kniete aufrecht und unbewegt. Um Mut bitten? - Ich fühlte keinerlei Verlangen, nicht einmal darum zu bitten. - 'Dann bitte um das Verlangen!' Die Stimme war lauter und klarer, dringlicher als zuvor; dennoch, sie kam nicht von außen. Die Stimme war in mir, eindringlich und drängend.
Ich konnte nicht beten. Trauer – Selbstmitleid betäubte meinen Verstand und mein Herz. Ich schob mich nach vorne und kniete neben meinem Vater. Ich konnte nicht beten. So sollte meine Handlung Antwort sein auf die drängende Stimme! Sollte die Stimme für mich beten!
Wie kann es sein, dass Gott in der Seele wirkt und dennoch das Werk als Verdienst des Menschen betrachtet? Ich habe kein Gebet angeboten – ich hatte keines anzubieten. Ich konnte nicht mehr tun, als meinen Körper still nach vorne schieben und knien – eher die Haltung des Gebetes als das Gebet selber. Liebe drängte mich und Gott nahm diese Liebe an, wie ärmlich auch immer ich sie ausdrückte.
Meine Auflehnung erstarb, als ich da in der Kirche kniete. Diese Welt ist von Gott geschaffen und gehört Gott. Der eine muss Ihm so vollkommen ergeben sein wie der andere. Ich wusste, ich musste kein anderes Gebet anbieten. Diese kleine Bewegung meines Körpers reichte aus. Ich hatte mich ergeben. Ich hatte meine Arme erhoben, hatte mein Kreuz ergriffen, hatte den ersten Schritt getan.“
Morus wird klar, wie ärmlich er Gott bisher gedient hatte. Er war blind gewesen, hatte gemeint, er erweise Gott einen guten Dienst. Jetzt aber merkte er, dass er doch immer etwas zurückgehalten hatte. Er hatte sich selber dahingehend betrogen, als er sich sagte, er diene Gott, jetzt aber, da er sah, wie schwer es ihm fiel, sich in Gottes Willen zu ergeben, wurde ihm klar, wie leer sein Dienst gewesen war, dass er das letzte bisher immer für sich selber zurückgehalten hatte.
„Ich wollte keine Kompromisse mehr eingehen und mich nicht länger mehr selber täuschen. Gott lieben und Ihm dienen sollte von heute an mein Ziel sein. Ich wollte Christus folgen, in Ergebung in den Willen des Vaters, wohin auch der Weg führen würde, wie schwer er auch sein würde, und mich dabei erbarmungslos verzehren – mit Seiner Hilfe.“
„Da strauchelte mein Verstand schon wieder: wie würde ich den Weg erkennen? - 'Folge den Weg, den dir deine Pflichten weisen', fiel sofort die Stimme ein. - Meine Pflichten? [Meine Kinder] Margaret, Elizabeth, Cecily, und John? - 'Dein Vater' erinnerte mich die Stimme. - Und mit welchen Mitteln? Wie? - 'Dir wurde dein Verstand gegeben, die Mittel zu erkennen.'
Dieser Hinweis auf meinen Verstand erschien mir grotesk, hatte ich doch in der Vergangenheit meinen Verstand so ärmlich gebraucht. In Zukunft wollte ich ihn nun anders gebrauchen. Ich wollte ihn zu dem Zweck gebrauchen, für den Gott ihn geschaffen hatte – zu dem Zweck, meine Handlungen auf Ihn auszurichten.“
Die Erfahrung in St. Maria gibt ihm die Kraft, sich innerlich ein für alle Mal von der Schriftstellerei loszusagen. Im Unterrichten seiner Kinder lernt er Geduld zu bewahren, die er vordem geneigt war zu verlieren, da der Unterricht ihm Zeit raubte, die er sonst am Schreibtisch hätte zubringen können. Auch das Verhältnis zu seiner zweiten Frau, die schon früher in schweren Zeiten die Kinder zu sich genommen und die er wegen seiner Kinder bald nach dem Tod der ersten Frau geheiratet hat, verbessert sich.
Das ganze Buch ist aus der Rückschau geschrieben. Thomas Morus sitzt im Gefängnis und blickt nun auf sein Leben zurück. In dieser Rückschau sieht er, dass alles, was er sich selber zuschreiben kann, darin besteht, dass er den Winken Gottes nicht widerstanden, sondern sich ganz in Gottes Willen ergeben hat:
„Ich war es nicht, der sich von der Schriftstellerei abgewandt hatte. Noch war ich es selber, der geduldig geworden war. Alles, was ich für mich in Anspruch nehmen konnte, war, dass ich nicht Widerstand geleistet hatte. Ich hatte nicht widerstanden, wenn Gott mich dazu bewegte, mich damals in der Marienkirche Ihm zu ergeben. Ich hatte nicht widerstanden als Er mich abwandte vom Schreiben und meinen Verantwortungen zuwandte. Ich hatte keinen Widerstand geleistet, als Er mir Geduld gab mit meinen Kindern und mir half, besser zu meiner Frau zu sein. Ich konnte nichts für mich beanspruchen. Gott hatte die Veränderung bewirkt. Gott konnte Sein Werk fortsetzen so lange ich nur ergeben blieb – so lange ich ohne Widerstand den Weg beschritt, den Er zeigte.
Kann ich selber mein Leben lenken – kann irgendein Mensch sein Leben lenken so gut wie Gott es für ihn tut? Dennoch schreckt der Mensch zurück – ängstlich und furchtsam, selbst vor dem ersten Kreuz, das Gott sendet, um ihn zu Sich zu rufen. Wie bereitwillig folgen wir oft der Führung von Menschen! Aber wir fliehen vor der Führung Gottes. Wir vertrauen unsere Güter Rechtswissenschaftlern an, unsere Körper den Doktoren, unseren Verstand Lehrern und Gelehrten, unsere Zuneigung Anderen, menschlich wie wir selber.“
In der Schule Gottes lernt Thomas Morus, immer besser und spontaner auf die Stimme und den Wink Gottes zu reagieren. So ist er schlussendlich auch zu der Tat bereit, die ihm sein Haupt kosten wird. Er war mittlerweile zum Lordkanzler, dem zweithöchsten politischen Posten in England, aufgestiegen. Da König Heinrich VIII. seiner ersten Frau überdrüssig geworden war und sich nun mit einer anderen Frau verheiraten wollte, versucht er von Rom eine Auflösung der ersten Ehe zu erhalten. Der Papst aber kann diese gültige Ehe nicht trennen. Daher erklärt sich Heinrich zum Oberhaupt der Kirche von England und erklärt als solches seine erste Ehe für nichtig. All dies kann Morus vor seinem Gewissen nicht mittragen. Trotz großer Angst widersetzt er sich dem König.
„Mein Leib und meine Seele widerstanden ängstlich, die Hand Gottes aber drängte mich vorwärts, Sein Werk zu verrichten; zwischen diesen zwei zermalmenden Kräften wand sich mein ganzes Sein im Schmerz.“
Nachdem er sich aber offen auf die Seite Gottes geschlagen hat, erfährt er Klarheit und inneren Frieden. „Schlussendlich war mein Geist klar und nicht mehr betäubt und trüb wie während der Nacht der Unentschlossenheit. Ich wusste, was vor mir lag. Ich wusste auch, dass der Mut, über meinen Weg nachzudenken und ihn zu bemessen, nicht aus mir kam, sondern direkt von Gott. Er hatte mich leiden lassen, bis ich meine eigene Feigheit erfahren hatte, meine Schwäche, meine Ängste um meine Familie und mich. Dann hatte Er, so wie Er mit eigener Hand eingegriffen hatte, um mich zu seinem Werk zu drängen, mir auch die Kraft gegeben und den Mut, es zu vollbringen.“
Nicht lange vor seiner Hinrichtung zieht Morus folgendes sehr beeindruckendes Résumée seines Lebens und fasst damit nochmal den Gedanken zusammen, auf den unser Augenmerk hier besonders gerichtet sein soll:
„Von diesem Tag (...) an hatte ich viel gelernt. Von wem? Von dem Einen, der mir Kraft gab, London trotz der Pest zu betreten, der in der Marienkirche meine stille Ergebung annahm, der Erbarmen hatte mit mir, der ich zwar nur kleine Kraft, aber großes Verlangen hatte, seinen Willen zu tun. Von dem Einen, der mein Gebet um Kraft hörte, um Kraft, dass ich meine Pflichten nicht vernachlässige, um meinen eigenen Wünschen nachzugehen – der Eine, der mich in den Dienst des Königs führte, um von nun an alle äußeren Umstände meines Lebens selber zu lenken.
Auch ich hatte meinen Teil beitragen dürfen – wie groß dieser Teil war, werde ich eines Tages in der Zukunft erfahren. Ich war frei gewesen zu widerstehen anstatt mich zu ergeben, wie ich es getan hatte. Hatte ich mich in der einen Sache ergeben, so war ich wiederum frei, alles folgende, was Er für den Rest meines Lebens bestimmt hatte, anzunehmen oder zurückzuweisen.
Ich kann mich erinnern, vor langer Zeit, da war ich zu der Überzeugung gekommen, dass Gott das Leben eines jeden Menschen lenken würde, der sich Ihm ergibt. Er hatte es mir bewiesen.
Weiß ich das alles sicher? (...) Ich weiß es von Ihm, der mir Rat gegeben hat, als ich mir dieses Rates nicht bewusst war, der mich stärkte, als ich dachte, ich täte alles aus eigener Kraft, der mich gebeten hat, Ihm zu folgen und mir die Gnade gab, mich zu ergeben und zu folgen, der mir jetzt sagt, welchen Todes ich sterben werde – mir, der ich noch vor kurzem vor diesem Gedanken erschauerte.
Ich weiß, dass, wenn ich nur ergeben bin, Gott in mir die Aufgabe erfüllen wird, für die Er mich bestimmt hat.“ (2)
Nach 18-monatiger Gefangenschaft im Tower von London wurde der hl. Thomas Morus oberhalb des Towers durch das Beil hingerichtet. Eine Metalltafel im Boden markiert heute noch die Stelle, wo sich die Hinrichtungsstätte befand.
Abschließend sei noch kurz ein Zitat der “kleinen” Theresia erwähnt, das sich unter den zahlreichen Aussprüchen findet, die sie in ihren letzten Lebensmonaten getan hat und die ihre Mitschwestern aufgezeichnet haben. Auch sie hebt hervor, dass alles, was sie im Leben erreicht hat, – auch die Tugenden – ein Werk Gottes ist.
„Das Wort Jobs: 'Und sollte Gott mich töten, ich setze dennoch meine Hoffnung auf Ihn' hat mich von Kindheit an bezaubert. Aber es hat lange gedauert, bis ich diese Stufe der Hingabe erreicht hatte. Jetzt bin ich dort; der liebe Gott hat mich dorthin gebracht, Er hat mich in die Arme genommen und dort hingestellt...“ (3)
● Vollkommen, heilig werden ist an sich nicht schwer. Das wollen uns diese Texte lehren. Alles was wir zu tun haben, ist, dem Wirken Gottes nichts in den Weg zu stellen, immer mit der Gnade Gottes mitzuwirken. Das heißt Gottes Gnade für den nächsten Schritt, den ich hier und jetzt tun muss, nutzen und darauf vertrauen, dass Gott, wenn ich denn hier mitgewirkt habe, auch für den übernächsten Schritt die Gnade geben wird. Dazu ist es nötig, dass ich mein inneres Gehör schärfe, um immer besser in der Lage zu sein, die Stimme Gottes zu hören. Dass ich lerne, in den Dingen, die mir zustoßen, in den Ereignissen, die meinen Lebensweg beeinflussen, Gottes Finger zu sehen. Und dazu ist es vor allem wichtig, dass ich lerne, mich dem Willen Gottes nicht zu widersetzen, sondern mich zu jeder Gelegenheit, und wenn sie auch noch so klein und unscheinbar ist, in Seinen heiligen Willen zu ergeben. Dann wird Gott, der eingreift, um mich zu Seinem Werk zu drängen, mir auch die Kraft schenken, dieses Werk zu Ende zu führen.
Wie passend ist gerade die jetztige Adventszeit, dies zu üben. Ist sie doch eine Zeit, wo wir versuchen, uns selber abzusterben. Nehmen wir diese Gelegenheit wahr und nehmen wir die Adventszeit ernst. Nehmen wir uns kleine innere und äußere Opfer vor, und sehen wir sie als Gelegenheiten, an denen wir üben können, selber immer mehr abzunehmen, damit wir Gott bei Seinem Werk, uns heilig zu machen, immer weniger Hindernisse in den Weg stellen.

P. Johannes Heyne

(1) C.S.Lewis, Pardon, ich bin Christ, Brunnenverlag, 2008, S. 177-179 und C.S.Lewis, Mere Christianity, Harper One, 1980, S. 201-202 (Übers. d. Verf.)
(2) John E. Beahn, A Man Born Again, Bruce publishing company, 1954, S. 115-208 (Übers. d. Verf.)
(3) Therèse Martin, Ich gehe ins Leben ein, Johannes-Verlag, 1982, S. 83

 

 



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