Der Weg zur Auferstehung

„Wir verkünden Christus, den Gekreuzigten, für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit; für die aber, die berufen sind, ob Juden oder Heiden, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn Gottes ‚Torheit‘ ist weiser als die Menschen, und Gottes ‚Schwachheit‘ ist stärker als die Menschen“ (1Kor.1,23ff.).

Bis heute ist das Kreuz Jesu ein Ärgernis. Einst war das Kreuz das Zeichen der Strafe, der Schande, der Verzweiflung und des Endes. Nun aber ist es durch die Liebe Christi bis in alle Ewigkeit zum Zeichen des Heiles, der Ehre, des Vertrauens und des ewigen Lebens geworden!

Ob Juden oder Heiden, alle Menschen brauchen Gottes Gnade und Gottes Liebe, allen Menschen sollen und wollen wir deshalb die Frohbotschaft von Kreuz und Auferstehung Jesu Christi verkünden! Denn erst in Jesus kann der Mensch Gott in der Überfülle Seiner Wahrheit und in der unendlichen Tiefe Seiner Liebe wirklich erkennen!

In menschlicher Schwachheit und Not hat Christus gesiegt, trotz unserer Schwachheit wollen auch wir Ihm nachfolgen! Darum predigten auch die Apostel Christus, den Gekreuzigten, weil Christus das Kreuz als den Weg zum Leben und zur Auferstehung auserwählt hat!

Durch das Leiden Jesu ist der Weg zu Gott und zum ewigen Leben ein geheiligter Weg, ein Weg der Barmherzigkeit, geworden. Das Kennzeichen des wahren Gläubigen ist seit dem Tod Christi am Kreuz die Barmherzigkeit, die aus der Liebe zu Jesu kommt, der uns selbst die höchste denkbare Form der Barmherzigkeit erwiesen hat. Ohne die Barmherzigkeit mit dem Geschundenen, Armen, Bedrängten, Verlassenen, Schwachen kann es keine Frömmigkeit geben, kann niemand mehr behaupten, auf der Seite Jesu oder Gottes zu stehen! Die Barmherzigkeit ist nach Jesus das Kriterium, nach dem wir gerichtet werden (Vgl. Mt.25,35).

Und weil jeder Mensch immer wieder erfährt, wie wenig würdig er sich der Barmherzigkeit Gottes erweist, wie hartherzig er sich oft verhält, wie schwach er im Angesicht des Kreuzes werden kann, ist die Nachfolge auf dem Kreuzweg Jesu auch ein Weg der Demut. Jesus lässt uns auf dem Kreuzweg die tiefe Wahrheit verstehen: „Den Hochmütigen widersteht Gott, den Demütigen aber gibt er Gnade“ (1Petr.5,5)!

Das führt uns ganz von selbst dazu, nicht zuerst den Splitter aus dem Auge des Bruders entfernen zu wollen, sondern sich zuerst des Balkens im eigenen Auge bewusst zu werden und ihn herauszuziehen (vgl. Mt.7,3ff., Lk, 6,41f.).

So ist der Weg in der Nachfolge Jesu immer auch ein Weg der Wahrheit, der sich radikal von allen Wegen der Eitelkeit, der Heuchelei und der Lüge lossagt und unterscheidet.

„Am höchsten steht die Liebe. Trachtet nach der Liebe!“ (1Kor.13,13). In der Liebe hat Christus Tod und Teufel besiegt, nur in der Liebe können wir mit Ihm auferstehen!

„Niemand hat Gott je gesehen. Der Eingeborene, der Gott ist, der da ruht am Herzen des Vaters, Er hat Kunde gebracht!“ (Joh.1,18).

Bleiben wir in Seiner Liebe, dann bleiben wir in Gott. Denn „Gott ist die Liebe. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. Darin vollendet sich die Liebe bei uns, dass wir am Tage des Gerichtes voll Zuversicht sein können, weil wir in dieser Welt so sind, wie Er ist. Furcht findet sich nicht in der Liebe. Die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Furcht schafft Qual. Wer noch Furcht hat, ist in der Liebe noch nicht vollkommen“ (1Joh.4,16ff.).

Die Liebe ist nicht nur der Weg zur Auferstehung, sie ist auch der Weg zur Bewältigung der Krise in der Kirche heute. Das Kreuz Jesu zeigt uns, dass das Reich Gottes und die Kirche nicht durch unsere „klugen“ Taten aufgebaut oder gerettet werden, sondern durch die Liebe und Gnade Gottes!

Auch hier gilt es, sich nicht menschlicher Berechnung und damit der Furcht zu überlassen, sondern die Liebe trotz aller Bedrängnis in uns selbst und in anderen am Leben zu erhalten! Wo wahrhaft geliebt wird, kann sich auch die Kraft der Auferstehung Jesu entfalten, kann der Heilige Geist in unsere Herzen einkehren, kann Gott Wege auftun, die nur Er selbst kennt. Auch, wenn Er sich dazu schwacher Menschen bedienen will.

In der Liebe und in Gott können wir aber nur bleiben, wenn wir demütig darum bitten, wenn wir dankbar bleiben und wenn wir auch bereit sind, umzukehren und anderen zu verzeihen. Ostern ist für uns so ein Fest der Freude und des Friedens, der Hoffnung, des Glaubens und der Liebe. Aber auch ein Fest des Dankes und der Bitte, dass Christi Gnade auch in uns und in der Kirche unserer Tage wirksam werden kann, dass wir die Zeichen Seines Wirkens auch heute wahrnehmen können und dass wir Seine Anwesenheit auf unserem Weg durch unsere Zeit wie die Jünger damals auch heute erfahren dürfen!

„Gieße uns, Herr, den Geist Deiner Liebe ein, und wie Du uns mit den österlichen Sakramenten gesättigt hast, so mache uns in Deiner Huld auch eines Herzens“ (Schlussgebet am heiligen Osterfest).

„Wir wissen: Christus ist auferstanden! Wahrhaft erstanden vom Tod! Du Sieger, Du unser König, erbarme Dich unserer Not! Amen. Alleluja!“ (Ostersequenz).


Thomas Ehrenberger


 

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