Priesterweihe in Spokane, USA

Die Weihe eines Priesters ist immer ein herausragendes Ereignis im Leben der von Jesus Christus gestifteten katholischen Kirche. Daher ist es für uns, Katholiken, nicht verwunderlich, dass einem solchen Fest nicht nur zahlreiche Gläubige bewohnen möchten, sondern trotz ihrer verschiedenen seelsorglichen Verpflichtungen verständlicherweise auch die Priester einen Weg suchen, wie sie an der Weihe eines oder mehrerer ihrer zukünftigen Mitbrüder teilnehmen könnten. Zumal eine solche Priesterweihe jeden ernsthaften Priester unter anderem auch daran erinnert, zu welchem hehren Zweck auch er einst geweiht und wie er zum Wirken im Weinberg des Herrn ausgesandt wurde!
So fand im Oktober 2008 in der Stadt Spokane im amerikanischen Bundesstaat Washington die Priesterweihe zweier Kandidaten durch S.E. Bischof Mark A. Pivarunas statt. Zum einen handelt es sich dabei um den Amerikaner P. Bernard Welp, der Mitglied der von Bischof Pivarunas geleiteten Kongregation Maria Unbefleckte Königin (CMRI) ist und sich auf seine Weihe im Laufe mehrerer Jahre durch seine Studien im Priesterseminar in Omaha, Nebraska vorbereitet hatte.
Zum anderen wurde zur Priesterweihe auch P. Alexander Kryssov aus Moskau zugelassen, der den Lesern unserer Zeitschrift sowohl durch einige seiner eigenen Veröffentlichungen als auch durch anderweitige Berichte über die Situation der Moskauer Gemeinde bereits etwas bekannt sein dürfte. P. Alexander hat in der Vergangenheit neben Geschichte in den 90-er Jahren auch das Fach Kirchengeschichte in Paris studiert und danach in diesen Fächern in Frankreich und in der Schweiz auch doziert. Ferner weilte er im Lauf der letzten vier Jahre einige Male bis zu ehreren Monaten lang in den USA bei Bischof Pivarunas oder einem diesem unterstehenden Priester, um am Studienbetrieb teilzunehmen und auf seine Berufung hin geprüft zu werden. Schließlich fiel dem Autor dieser Zeilen im Auftrag des Bischofs die interessante Aufgabe zu, während seiner wiederholten Aufenthalte in Moskau mit dem Kandidaten einige Studien in den Fächern Kirchenrecht und Moraltheologie zu vervollständigen.
So trafen sich am 7. Oktober, dem Fest des hl. Rosenkranzes, in der Kirche auf dem Mount St. Michael so um die 300 Gläubigen ein, um der betreffenden Priesterweihe beizuwohnen. Man bedenke, dass dies ein Dienstag, also ein Werktag, war, so dass dabei viele der Gemeindemitglieder arbeitsbedingt an der Teilnahme leider verhindert waren.
Anwesend waren und in verschiedenen Funktionen an der liturgischen Zeremonie teilgenommen haben auch 16 Priester, wobei einer aus Deutschland kam und einer sogar aus Neuseeland anreiste. Begleitet wurde die feierliche Pontifikalmesse vom wunderbaren Gesang des Chores, welcher neben anderen Gemeindemitgliedern ebenfalls aus vielen der älteren Schüler zusammengesetzt war, die die (Privat)Schule besuchen, welche in Spokane von den Priestern und Schwestern der CMRI geleitet wird.
Als dann nach dem feierlichen Einzug der Ritus der Priesterweihe selbst vor dem Evangelium der hl. Messe begann, ermahnte zuerst der Bischof die Weihekandidaten, sich die Bedeutung und die Würde des neutestamentlichen Priestertums vor Augen zu führen. Dann wurde die Allerheiligenlitanei gesungen, wobei sich die Kandidaten währenddessen wie vorgeschrieben in Demut vor dem Altar auf den Boden legten, um besonders das Bewusstsein der eigenen Unwürdigkeit vor Gott zum Ausdruck zu bringen. Nach der Handauflegung des Bischofs, welche ja zur Materie des Weihesakramentes gehört, legten dann auch alle anwesenden Priester ihre Hände der Reihe nach auf das Haupt der beiden Kandidaten und scharten sich anschließend mit der erhobenen rechten Hand um den Bischof zu einem Gebet.
Es folgte die Weihepräfation, welche ja auch die wesentlichen Gebetsworte (die Form) des Weihesakramentes enthält. Danach wurde den Kandidaten sowohl die Stola nach der Priesterart umgelegt als auch das Messgewand überhaupt angelegt. Nach Anstimmen des Hymnus Veni Creator salbte der Bischof deren Hände mit dem hl. Katechumenenöl, damit sie nämlich segnen können, und überreichte ihnen die liturgischen Geräte Kelch und Patene, welche sie mit den nach der Salbung verbundenen Händen zu berühren hatten.
Nach Reinigung der Hände wurde die hl. Messe mit dem Evangelium fortgesetzt. Es folgte eine tiefe und sehr bewegende Predigt Seiner Exzellenz über das Priestertum. Danach brachten die beiden neugeweihten Priester zusammen mit dem Bischof zum ersten Mal in ihrem Leben das hl. Messopfer dar, wobei ab der Opferung alle Messtexte von allen drei Zelebranten zusammen halblaut gesprochen wurden. Abgeschlossen wurde der Ritus der Priesterweihe mit einigen weiteren Zeremonien nach dem Empfang der hl. Kommunion, unter welchen vor allem die zweite Handauflegung des Bischofs zu erwähnen ist, welche die unvorstellbare Vollmacht des Priesters zur Sprache bringt, den Gläubigen im Sakrament der Beichte im Namen des Dreifaltigen Gottes Sünden zu vergeben!
Nach der Weihemesse fand in einem großen Saal ein Empfang für die Neupriester und ein gemeinsames Abendessen statt, währenddessen es unten in der Stadt Spokane den Strom ausgeschlagen hat und der restliche Abend bei gedämpfter elektrischer Beleuchtung (Notstromversorgung) nach der Art eines so genannten “candle-light-dinner” eine besondere emotionale Note erhielt!
Außer der Priesterweihe fand auf dem Mount St. Michael vom 8.-12. Oktober auch noch die so genannte Fatima-Konferenz statt, welche da jährlich zum Andenken an die wichtigen Anliegen der Muttergottes von Fatima durchgeführt wird. Dazu extra angereist waren und neben den Katholiken aus Spokane und Umgebung daran teilgenommen haben auch mehrere Dutzend Gläubige aus ganz USA und teilweise auch aus Kanada und Neuseeland.
Neben Bischof Pivarunas, welcher über einige aktuelle Fragen der Dogmatik und Moraltheologie sprach, hielten noch einige andere Priester und eine Nonne in einem großen Saal Vorträge zu einigen marianischen bzw. historischen Themen. An einem Tag wurden den Gläubigen von P. Casimir Puskorius, dem regulären Seelsorgspriester in Spokane, auch mehrere Betrachtungsvorträge angeboten. Auch der Autor dieser Zeilen wurde gebeten, einen Vortrag zum Thema der Katholiken während der Verfolgungszeit in der früheren Sowjetunion zu halten.
Nachdem die Neupriester am 8. Oktober jeweils ihre erste (stille) hl. Messe gefeiert haben, zelebrierte P. Bernard Welp am 11. Oktober seine erste feierliche Primiz. Dieses Ereignis fiel auf das Fest der Gottesmutterschaft Mariens und somit bezeichnenderweise auf das Patronatsfest des Priesterseminars Mater Dei in Omaha, in welchem er ja studierte. Und am 13. Oktober, dem letzten Erscheinungstag und dem Tag des Sonnenwunders in Fatima im Jahre 1917, hat dann auch P. Alexander Kryssov seine feierliche Primiz gehalten. Erfreulich war, dass an seiner Priesterweihe und der Primiz auch zwei der russischen Katholiken aus Moskau teilnehmen konnten.
Sehr wohltuend war auch die brüderliche Einstellung und das kollegiale Verhalten der anwesenden Priester zu- bzw. untereinander. Weder hat der Bischof die Priester noch haben die einen Priester die anderen von oben herab behandelt. Jeder hat sowohl den Zuständigkeitsbereich des anderen anerkannt als auch wie selbstverständlich dessen Verantwortung dafür respektiert. Auch in den untereinander geführten privaten Gesprächen zu theologischen wie pastoralen Themen hat der anwesende Klerus vermieden, sich z.B. ohne hinreichende Kenntnisse in fremde Bereiche einzumischen (was sich ja erfahrungsgemäß auch zum Schaden der betroffenen Gläubigen auswirken würde), sondern man hat Fragen gestellt und aufmerksam zugehört.
Am 12. Oktober, dem letzten Tag der Fatima-Konferenz, wurde am Abend vom Klerus, den Nonnen und den jüngeren wie reiferen Gläubigen eine Prozession mit der Muttergottes-Statue von Fatima um den Gebäudekomplex auf dem Mount St. Michael durchgeführt, während derer der Rosenkranz gebetet wurde. Und am nächsten Tag, dem 13. Oktober, versammelten sich dann so an die 50 der Spokaner Gläubigen in einem Park im Zentrum der Stadt Spokane, um bei einer Prozession durch ein Stadtviertel alle 15 Gesätzchen des hl. Rosenkranzes für die Bekehrung der Sünder und Russlands zu beten. Diese Prozession, welche jedes Jahr jeweils am 13. der Monate Mai-Oktober eben in aller Öffentlichkeit durchgeführt und bei welcher auch eine Herz-Jesu- und eine Marien-Fahne mitgetragen wird, dauerte dementsprechend auch eine ganze Stunde lang, obwohl es da im Oktober schon spürbar kalt und windig war.
Diese Bereitschaft, ihren Glauben offen zu bekunden, zeichnet den traditionalistischen Katholizismus in den USA besonders aus - sie ist da wesentlich stärker ausgeprägt als z.B. in Deutschland oder in vielen anderen europäischen Ländern. So schlossen sich die Gläubigen von Mount St. Michael am Sonntag, dem 5. Oktober, am Nachmittag einigen anderen Gruppen an, um unten in der Stadt vor einer Abtreibungsklinik zu beten und gegen das Verbrechen der Abtreibung zu demonstrieren! Wie mir Bruder Josef, der ebenfalls auf Mount St. Michael lebt und den anderen höchst bescheiden dient, erzählte, fruchten diese Gebete und Demonstrationen wenigstens ab und zu doch insofern, als eine schwangere Frau von ihrer Absicht absieht, ihr Kind töten zu lassen.
Dies soll auch uns alle ermuntern, in den Gebeten in allen unseren frommen Intentionen nicht nachzulassen, sondern weiterhin fest auf den Herrgott und sein überwiegend verborgenes Wirken in den Herzen der Menschen zu vertrauen. Auch wenn sich für uns eine guten Gelegenheit ergeben sollte oder wir dazu durch konkrete Lebensumstände aufgefordert werden sollten, scheuen auch wir uns nicht des freimütigen Glaubensbekenntnisses bzw. des Einstehens für christlich-katholische Wertvorstellungen!
Wollen wir auch die beiden neugeweihten Priester bewusst in unsere Gebete einschließen und ihnen auf diese Weise ein segensreiches und fruchtbringendes Wirken im Weinberg des Herrn wünschen! Gedenken wir aber auch aller anderen wahren katholischer Priester und Bischöfe, die es heute in verschiedener Hinsicht wahrhaft nicht leicht haben, damit sie mit Hilfe der reichen Gnade Gottes und unter dem wirksamen Schutz der Muttergottes uns allen stets den rechten Weg zum himmlischen Vaterhaus weisen!

P. Eugen Rissling



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