150 Jahre Lourdes

 Seit dem 11. Februar 1858 ist das kleine französische Städtchen am Nordrand der Pyrenäen zu einem der bedeutendsten katholischen Wallfahrtsorte der ganzen Welt mit jährlich mehreren Millionen Pilgern  geworden.
An diesem Tag erschien beim Holzsammeln am Rand des Flusses Gave in einer Felsnische die heilige Jungfrau Maria dem 14-jährigen Mädchen Bernadette Soubirous (1844 - 1879), die 1933 heiliggesprochen worden ist und deren Leib bis heute unverwest in der Kirche der Schwestern von und zu Nevers ruht.
Insgesamt achtzehn Mal durfte sie die Himmelskönigin schauen:
Am 11. Februar (kirchlicher Gedenktag).
Am 14. Februar.
Täglich bis auf zwei Ausnahmen vom 18. Februar bis zum 14. März.
Am 25. März.
Am 7. April.
Am 16. Juli.
Am 18. Februar bat Maria, 15 Tage lang zur Grotte von Lourdes zu kommen. Sie sagte zu Bernadette. “Ich verspreche dir nicht, dich in dieser Welt glücklich zu machen, jedoch in der anderen.”
“Ich wünsche, dass viele Menschen hierher kommen.”
Während der 15 Tage sagte sie dann: “Betet für die Sünder.” “Buße, Buße, Buße!”
Sagt den Priestern, sie sollen eine Kapelle errichten lassen!”
“Ich wünsche, dass man hierher in Prozessionen komme! Geht  zur Quelle, um zu trinken und euch zu waschen! Esst von den Kräutern hier.”
Am 25. März offenbarte die Dame schließlich, wer sie war: “Ich bin die Unbefleckte Empfängnis!”
Bernadette wird von Zeitzeugen als einfaches, bescheidenes Mädchen beschrieben, das gerade durch seine einfache Art und seine unkomplizierten Aussagen und Entgegnungen selbst raffiniert vorgehende Zweifler und Gegner überführte und entwaffnete.
„Man ist über ihre Statur, die eines Kindes, überrascht…
'Dieses Kind', sagte uns der Bischof von Nevers, 'ist wie die Klaviatur einer Orgel, die nur eine Taste hat. Sobald man sie berührt, gibt sie einen wunderbaren Ton…'
'Ich habe die Statue gesehen' (bemerkte zu ihr ein Priester), 'die man in die Grotte gestellt hat. Sie hat die Hände so gefaltet. Ist es so, wie Ihnen die heilige Jungfrau erschienen ist?'
'Ja, Hochwürden, aber als sie sagte: Ich bin die Unbelfleckte Empfängnis, hat sie es so getan.'
Und sie hat eine Geste so schön, so nobel, so voll Ehrfurcht gemacht, dass wir zu Tränen gerührt waren.
Wir glaubten, ein lebendiges Nachbild der Königin des Himmels zu sehen, als sie im Felsen von Massabielle erschien.
Eine Dame von Nevers fragte sie eines Tages: 'Haben sie die heilige Jungfrau nie wieder gesehen?' Tränen in den Augen waren die einzige Antwort." (Zeugnis von Graf Lafond, in: Bernadette sagte…, Nevers 1996, S. 50f.)
Seit den allerersten Tagen der Erscheinung 1858 hat es in Lourdes - meist bei Benützung des Wassers aus der von Maria gezeigten Quelle - unzählbar viele auffallende, unerklärliche, oft plötzliche, Heilungen von allen Arten von Krankheiten gegeben. Viele sind dokumentiert, andere Wunder geschahen und geschehen bis heute im Stillen.
Kirchlich anerkannt werden aber nur sehr wenige, nach strengster Prüfung der tatsächlich nachprüfbaren Fakten, und oft erst Jahre nach den von den Ärzten und internationalen Ärztekomitees vorgebrachten Zeugnissen. Man kann also nicht sagen, die kirchliche Wundersucht stehe hinter den überlieferten Fakten. Vielmehr zeigt sich hier die unbegreifbare Macht Gottes, die eine an den Wunderberichten der Evangelien zweifelnde Zeit die Leib und Seele heilende Kraft Jesu Christi wieder neu vor Augen stellt.
Hier eine ganz kleine Auswahl aus dem Kreis der nicht nur wissenschaftlich dokumentierten, sondern bisher 67 auch kirchenoffiziell  anerkannten Wunderheilungen (vgl. www.lourdes-france.org):
Einige Heilungen aus dem Jahr 1858 selbst:
Catherine LATAPIE:
Geboren 1820, wohnhaft in Loubajac in der Nähe von Lourdes. Heilung am 1. März 1858 im Alter von 38 Jahren.    Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als Wunder anerkannt.
Nach einem Sturz von einem Baum im Oktober 1856 konnte sie ihre Rolle als Familienmutter wegen einer Behinderung der rechten Hand nicht mehr richtig erfüllen. In der Nacht vom 28. Februar stand Catherine einer plötzlichen Eingebung folgend um 3 Uhr morgens auf, weckte ihre kleinen Kinder und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Lourdes.
Im Morgengrauen des 1. März 1858 kommt sie zur Grotte, kniet nieder und betet.
Und dann taucht sie ihre Hand in den dünnen Strahl schlammigen Wassers, den die Quelle noch bildet, da Bernadette sie erst drei Tage zuvor nach den Angaben der „Dame“ entdeckt hatte.Sofort werden ihre Finger wieder gerade und geschmeidig. Sie kann sie wieder ausstrecken und beugen und sie genauso gut gebrauchen wie vor dem Unfall. Doch sie muss schnell nach Hause zurück... denn am Tag ihrer Heilung bringt sie einen zukünftigen Priester zur Welt. Der am selben Tag – dadurch kann man den Tag ihrer Heilung datieren! – geborene  Jean-Baptiste, ihr drittes Kind, wurde 1882 Priester.
Louis BOURIETTE:
Geboren 1804, wohnhaft in Lourdes. Heilung im März 1858 im Alter von 54 Jahren. Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als Wunder anerkannt.
Diese Heilung hat die Geschichte von Lourdes am meisten geprägt. Louis war ein Steinmetz, der in Lourdes arbeitete und lebte. 1858 litt er bereits seit zwei Jahren unter einem vollkommenen Verlust der Sehkraft seines rechten Auges nach einem Arbeitsunfall im Jahr 1839 bei einer Minenexplosion in einem Steinbruch.
Der Heilungsbericht stammt von Dr. Dozous, dem Arzt und ersten „medizinischen Fachmann“ von Lourdes, der das Zeugnis von Louis aufgezeichnet hat: „Sobald Bernadette die Quelle, die so viele Kranke heilt, aus dem Boden der Grotte ausgegraben hatte, hatte ich den Wunsch, zu diesem Wasser Zuflucht zu nehmen, um mein rechtes Auge zu heilen. Als ich in Besitz dieses Wassers gekommen war, betete ich zu Unserer Lieben Frau von der Grotte und flehte demütig, dass sie mir beistehen möge, während ich mein rechtes Auge mit dem Wasser aus ihrer Quelle wasche. Ich wusch und wusch mein rechtes Auge innerhalb kurzer Zeit mehrmals, und nach diesen Waschungen konnte ich so ausgezeichnet sehen wie jetzt.“
Blaisette CAZENAVE:
Geboren 1808 als Blaisette Soupène, wohnhaft in Lourdes Heilung im März 1858 im Alter von 50 Jahren.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als Wunder anerkannt.
Diese 50-jährige Einwohnerin von Lourdes war an einer chronischen Bindehaut- und Lidentzündung erkrankt, die mit Komplikationen einherging. Die damalige Medizin konnte ihr keine große Hilfe bringen.
Ihre Krankheit war als unheilbar erklärt worden und so beschloss Blaisette eines Tages, Bernadettes Gesten an der Grotte nachzuahmen: Wasser aus der Quelle trinken und sich das Gesicht waschen. Beim zweiten Mal wird sie völlig geheilt! Die Lider ziehen sich wieder hoch, die Wülste sind verschwunden. Die Schmerzen und Entzündungen vergehen.
Professor Vergez, ein erfahrener Mediziner, hat über sie geschrieben, dass „die übernatürliche Einwirkung bei dieser wunderbaren Heilung umso deutlicher ist, als die organische Erkrankung der Lider sehr beeindruckend war... und als zu der schnellen Wiederherstellung des Gewebes in seiner normalen organischen und vitalen Funktion noch das Hochziehen der Lider hinzukam.“
Henri BUSQUET:
Geboren 1842, wohnhaft in Nay (Frankreich). Heilung Ende April 1858 in seinem 16. Lebensjahr.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als Wunder anerkannt.
Sein Leidensweg hat mit Fieber begonnen, das als Typhus bezeichnet wurde. Aber es handelte sich eher um eine Erkrankung an Tuberkulose. Dann trat als Folge ein Abszess am Hals auf, der mangels Behandlung auf den Brustkorb übergriff. Nach einem Aufenthalt in Cauterets, wo das Leiden sich verschlimmerte, bildete sich Anfang 1858 ein riesiges eiterndes Geschwür am Halsansatz, das sich nicht mehr besserte.
Henri ist 16 Jahre alt. Er erträgt das Leiden nicht mehr. So bittet er darum, dass man ihn nach Lourdes bringt. Seine Eltern lehnen das ab. Dank einer Nachbarin erhält er Wasser aus der Grotte von Lourdes... Am 28. April 1858 betet die ganze Familie des Kranken am Abend, und er bekommt einen Verband, der mit Wasser von der Grotte getränkt wurde. Nach einer ruhigen Nacht ist das Geschwür vernarbt, die Infektion ist verschwunden und die anderen Knoten sind auch nicht mehr da. Es hat nach dieser unvermittelten Heilung nie mehr Rückfälle gegeben.
Justin BOUHORT:
Geboren in Lourdes am 28. Juli 1856 und wohnhaft dort. Heilung Anfang Juli 1858 im Alter von 2 Jahren. Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als Wunder anerkannt.
Seit seiner Geburt ist Justin sehr oft krank und gilt als behindert. Mit 2 Jahren hat er einen enormen Wachstumsrückstand und kann noch nicht gehen. In ihrer Verzweiflung, ihn immer mit dem Tod kämpfen zu sehen, beschließt seine Mutter Croisine Anfang Juli trotz des Verbotes der Behörden, an der Grotte mit ihm zu beten! Denn zu jener Zeit war es verboten, zur Grotte zu gehen. Sobald sie angekommen ist, betet sie mit ihrem Kind in den Armen und in Begleitung vieler Neugieriger einen Augenblick flehentlich am Felsen. Dann beschließt sie, ihr todkrankes Kind in dem Becken zu baden, das die Steinmetze vor kurzem eingerichtet haben.
Die Menschen in ihrer Umgebung schreien und protestieren: Man will sie daran hindern, „ihr Kind umzubringen“!
Nach einer gewissen Zeit, die zwangsläufig sehr lang erscheinen musste, zieht sie Justin schließlich wieder heraus und geht mit ihm in den Armen nach Hause zurück. Er atmet noch schwach. Und während seine Umgebung noch das Schlimmste fürchtet – außer seiner Mutter, die mehr denn je glaubt, dass die „heilige Jungfrau ihn heilen wird“ – schläft das Kind friedlich ein. In den folgenden Tagen blüht das Kind auf und beginnt zu gehen! Alles kommt in Ordnung. Das Wachstum stellt sich ein und er erreicht das Erwachsenenalter. Vor seinem Tod 1935 nahm er noch am 8. Dezember 1933 an der Heiligsprechung von Bernadette in Rom teil.
Madeleine RIZAN:
Geboren 1800, wohnhaft in Nay (Frankreich). Heilung am 17 Oktober 1858 im Alter von 58 Jahren. Am 18. Januar 1962 durch Bischof Laurence von Tarbes als Wunder anerkannt.
Madeleine war seit 20 Jahren bettlägerig. Sie wurde von einer linksseitigen Lähmung ans Bett gefesselt. Ihre Ärzte hatten schon lange jede Hoffnung auf Heilung aufgegeben und verzichteten auf jegliche Behandlung. Im September 1858 wird ihr die Krankensalbung gespendet. Und von diesem Tag an betet sie „für einen guten Tod“. Einen Monat später, am 16. Oktober, scheint der Tod bevorzustehen. Als ihr ihre Tochter am nächsten Tag Lourdeswasser bringt, trinkt sie ein paar Schluck davon und lässt sich Gesicht und Körper waschen. Augenblicklich verschwindet die Krankheit! Die Haut sieht wieder normal aus, und die Muskeln funktionieren wieder! Am Tag zuvor lag Madeleine noch im Sterben, und nun fühlte sie wieder Leben in sich. Danach führte sie 11 Jahre lang ein normales Leben und starb 1869 ohne Rückfall.
Marie MOREAU:
Geboren 1841, wohnhaft in Tartas in der Region Landes (Frankreich). Heilung am 9. November 1858 im Alter von fast 17 Jahren.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als Wunder anerkannt.
Es war die erste Heilung „aus der Ferne“. Marie erkrankt Anfang 1858 mit 16 Jahren an einer entzündlichen Augenkrankheit. Trotz der Behandlung führt das Fortschreiten dieses Leidens zu einem ausgeprägten Sehverlust, der an Blindheit grenzt. Da erfährt ihr Vater durch die Presse von der Heilung von Madeleine Rizan und beschließt, nach Lourdes zu gehen, um sich Wasser aus der Grotte zu holen. Am 8. November 1858 beginnt die Familie eine Gebetsnovene. Am Abend taucht das junge Mädchen ein Tuch in das Lourdeswasser und bindet es auf ihre Augen. Am nächsten Tag, dem 9. November, merkt sie beim Abnehmen der Binde, dass sie wie vor ihrer Krankheit sehen kann. Sie konnte ihre Ausbildung wieder aufnehmen, die sie hatte unterbrechen müssen, und lebte später als verheiratete Frau in Aire-sur-Adour.
Einige Heilungen erlangten besondere Aufmerksamkeit durch schriftstellerische Bearbeitungen:
Marie LEMARCHAND,
geboren 1874 in Caen (Frankreich), Heilung am 21. August 1892 im Alter von 18 Jahren.
Und Marie LEBRANCHU, geboren 1857, wohnhaft in Paris, Heilung am 20. August 1892 im Alter von 35 Jahren.
Beide am 6. Juni 1908 durch Erzbischof Amette von Paris als Wunder anerkannt.
Die Heilungen von Marie Lebranchu und Marie Lemarchand werden oft miteinander in Verbindung gebracht, weil beide Kranke aus Paris mit der Nationalwallfahrt nach Lourdes gekommen waren und auf zwei aufeinanderfolgenden Tagen, am 20. und 21. August 1892 geheilt worden sind.
Zudem litten beide seit Jahren an einer schweren Lungentuberkulose und waren im Endstadium ihrer Krankheit. Erstere wog nur noch 24 kg, als sie geheilt aus den Bädern kam.
Letztere hatte zudem noch abstoßende geschwulstartige Wunden im Gesicht.
Und schließlich hatten beide Gelegenheit, den Schriftsteller Emile Zola zu treffen, der nach Lourdes gekommen war, um ein Buch darüber zu schreiben.
In seinem Buch „Lourdes“ lässt der Schriftsteller Marie Lebranchu unter dem Pseudonym La Grivotte bei der Rückkehr im Zug sterben, nachdem er ihr wenig beneidenswertes Schicksal beschrieben hatte. Dabei hat sie in Wirklichkeit vollkommen gesund bis 1920 gelebt!
Marie Lemarchand aber, die unter Zolas Feder den Namen Elise Rouquet bekam, hatte acht Kinder und starb lange nach ihrer als Wunder anerkannten Heilung.
Andere Kranke müssen auf eine Lourdes-Wallfahrt verzichten und werden dennoch duch die Anrufung der in Lourdes erschienenen Gottesmutter geheilt:
Juliette ORION:
Geboren 1886, wohnhaft in Saint-Hilaire de Voust (Frankreich). Heilung am 22. Juli 1910 im Alter von 24 Jahren. Am 18. Oktober 1913 durch Bischof Clovis Joseph Catteau von Luçon als Wunder anerkannt.
Seit ihrer Kindheit hatte sie viel durchgemacht. Schon früh hatte sie ihren Vater verloren und wurde als Bedienung in „der Stadt“ untergebracht. Sie war bald krank geworden und erkannte erste Anzeichen von Tuberkulose. Als sie nach dem Krankenhausaufenthalt nach Hause zurückgekehrt war, verschlechterte sich ihr Allgemeinzustand ständig, so dass sie manchmal sogar bewusstlos war.
Die Nachricht, die sie im Juli 1910 bekommt, hätte endgültig alle ihre Hoffnungen begraben können. Man will sie nicht einmal nach Lourdes bringen. Die Ärzte haben ihr bereits zu verstehen gegeben, dass sie nicht mehr lange leben wird. Wozu also noch kämpfen?
Doch Juliette lässt Glaube und Hoffnung nicht sinken, sondern betet weiter, auch wenn sie nicht mit nach Lourdes fahren kann. Und viele hundert Kilometer von Lourdes entfernt erhört die Muttergottes den Hilferuf!
Genau in jener Nacht fühlte sich Juliette plötzlich viel besser, als sie die Liebe Frau von Lourdes anrief. Am Morgen des 23. Juli 1910 konnte sie wieder sprechen und bat um etwas zu essen. Ihr Arzt wird gerufen und stellt nach einer sorgfältigen Untersuchung eine Heilung fest, „die nicht auf ihn zurückgeht“. Er gibt zu, dass er überhaupt nichts mehr versteht.Heilungen bei sehr kleinen Kindern zeigen, dass sich die Wunder in Lourdes nicht als hysterische Scheinwunder erklären lassen, wie es manche versuchen:
Francis PASCAL:
Geboren am 2. Oktober 1934, wohnhaft in Beaucaire (Frankreich). Heilung  am  31. August 1938 im Alter von 3 Jahren und 10 Monaten. Am 31. Mai 1949 durch Erzbischof Ch. de Provenchères von Aix-en-Provence als Wunder anerkannt.
Im Dezember 1937 bricht eine Hirnhautentzündung in das junge Leben von Francis ein. Im Alter von 3 Jahren und 3 Monaten sind die Folgen, die diese schreckliche Krankheit hinterlässt, für seine Familie und für ihn schwer zu ertragen: Lähmung der unteren Gliedmaßen und in geringerem Maß auch der oberen Gliedmaßen sowie Erblindung. Die Ärzte geben ihm keine lange Lebensdauer mehr. Dies wird von einem Dutzend Ärzte bestätigt, die die Eltern zu Rate gezogen haben, bevor das Kind in diesem Zustand Ende August 1938 nach Lourdes gebracht wird.
Nach dem zweiten Bad kann das Kind wieder sehen und die Lähmung verschwindet. Nach seiner Rückkehr nach Hause wird er von neuem von den Ärzten untersucht. Sie sprechen daraufhin von einer sicheren und medizinisch unerklärlichen Heilung.
Viele erlangten die Heilung erst nach beharrlichem Gebet:
Jeanne FRÉTEL:
Geboren am 25. Mai 1914 in Rennes (Frankreich). Heilung am 8. Oktober 1948 im Alter von 34 Jahren. Am 20. Oktober 1950 durch den Kardinal Erzbischof Roques von Rennes als Wunder anerkannt.
„Der Fall von Fräulein Frétel gehört in die Reihe der außerordentlichen Ereignisse, die wissenschaftlich unerklärlich sind, und zu denen man nur immer wieder sagen kann: Das ist ein Fingerzeig Gottes“. Soweit die Schlussfolgerung der Untersuchung, die man dem Kardinal-Erzbischof Roques von Rennes übermittelte.
Zwischen 1938 und 1946 verbrachte diese junge Frau ihr Leben in verschiedenen Behandlungszentren und Krankenhäusern. Ihr Leib ist von Narben übersät, die von den zahlreichen Operationen zeugen, die durch ihre tuberkulöse Bauchfellentzündung nötig wurden. Von 1946 an schien dieser geplagte Leib aufzugeben. Ihr bereits kritischer Allgemeinzustand verschlechterte sich weiterhin. Sie war abgemagert und konnte nicht mehr aufstehen. Ihr „tägliches Brot“ war das Morphium. In starken Dosen.
Im Oktober 1948 schien die Situation hoffnungslos. Am 5. Oktober 1948 kam eine Sterbende mit der Rosenkranzwallfahrt nach Lourdes. Zwei überaus schwierige Tage vergehen ohne Besserung. Am dritten Tag, dem 8. Oktober, spürt sie nach der Kommunion bei einer Krankenmesse am Altar der heiligen Bernadette und gleich anschließend vor der Grotte die ersten Zeichen ihrer Heilung: Ihr Bauch ist wieder normal geworden, das Fieber und die Schmerzen sind verschwunden, sie hat wieder Appetit. Sofort kann sie aufstehen, umhergehen und mit Heißhunger essen! Am Tag nach ihrer Rückkehr aus Lourdes nimmt sie ihre Arbeit als Krankenschwester wieder auf und ist voller Energie: Jeden Tag steht sie um 5 Uhr 30 auf und geht um 11 Uhr abends zu Bett. Sie hat den anstrengendsten Posten des Hauses.
Wie viele andere Geheilte ist sie selbst, solange es ihre Kräfte erlaubten, jedes Jahr nach Lourdes gekommen, um für das zu danken, was Zeugen eine Auferstehung nennen...Es gibt auch Geheilte aus deutschsprachigen Ländern:
Thea ANGELE:
Geboren am 24. September 1921 in Tettnang (Deutschland). Heilung am 20. Mai 1950 im Alter von 29 Jahren.
Am 28. Juni 1961 durch Bischof Pierre-Marie Théas von Tarbes und Lourdes als Wunder anerkannt. (Zu diesem Zeitpunkt war die Geheilte Ordensschwester in Lourdes unter dem Namen Schwester Maria Mercedes.)
Bevor sie überhaupt nicht mehr sprechen konnte, hatte sie oft darum gebeten, nach Lourdes gebracht zu werden. Die multiple Sklerose, an der sie leidet, hat ihr nun alle ihre Fähigkeiten geraubt. Ihr Zustand hat sich ständig verschlimmert, insbesondere seit jenem Bombenangriff auf dem Weg nach Tübingen 1945, bei dem sie lebendig begraben wurde.
1950 beschließen ihre Angehörigen, ihr auch entgegen der Ansicht der Ärzte das zu erfüllen, was man für ihren letzten Wunsch hielt: nach Lourdes fahren. „Wie kann man eine Sterbende ins Ausland schicken bei fast 30 Stunden Zugfahrt?“ fragte einer ihrer Ärzte in Köln.
Doch sie kommt am 17. Mai 1950 wohlbehalten an. Nach ein paar Bädern und der Prozession mit dem Allerheiligsten erlangt sie innerhalb weniger Stunden alle verlorenen Fähigkeiten zurück: Sie kann sprechen, kommt wieder zu Kräften, kann gehen und hat Appetit. All das ist detailliert in ihrer Akte im Medizinischen Büro festgehalten. Doch was nicht dort steht, ist Theas geistige Heilung: 1955 beschließt sie, in Lourdes in das Kloster der Unbefleckten Empfängnis einzutreten. Seitdem hat sich bei Thea, die nun Schwester Maria-Mercedes heißt, nie ein Rückfall gezeigt.
Die Liste von Geheilten wird niemals vollständig sein. Sind es nicht Tausende und Millionen, die um Hilfe und Heilung flehen? Aber werden wirklich alle geheilt und erhört, die kommen?
Viele Kranke wurden auch auf eine andere Weise geheilt, als sie es sich vorgestellt hatten. Der liebe Gott lässt kein Gebet unerhört, das in wohlgefälliger, aufrechter  Weise verrichtet wird. Doch nur Er weiß auch, was letztlich zu unserem Heile das Beste ist. Und so finden sich in Lourdes auch unzählige Kranke, die nicht Aufsehen erregende äußere Heilung erlangt haben, dafür aber innerlich zu neuer Kraft, zur Klarheit, zur Ergebenheit in den Willen Gottes gefunden haben.
Nicht vergessen sollte man auch die vielen Bekehrungen und seelischen Wunder, die sich einer medizinischen Darstellung entziehen, weil sie sich im Bereich des Herzens der Menschen abspielen, aber dennoch den betroffenen Familien und der Gesellschaft zu unschätzbarem Segen geworden sind.
Lourdes zeigt mit vielen anderen Wallfahrtsorten, an denen sich wunderbare Zeichen und Erhörungen ereignen, dass der liebe Gott nicht nur in vergangenen, fernen biblischen Zeiten wirkte, sondern auch heute, dass Er uns nicht vergisst, dass Er uns sucht und auch wir uns Seiner liebenden Vorsehung anvertrauen dürfen.
Und oft ist es die Gottesmutter Maria, die für uns eintritt und uns dort abholt, wo menschliche Schwäche uns den Himmel oft so ferne erscheinen lässt.
Seit Jesus am Kreuz sie Johannes und damit allen Seinen Jüngern als Mutter anempfahl, übt sie diese ihre Berufung als Gottesmutter und auch als unsere Mutter mit einer besonderen Gnadenvollmacht aus.
In dieser Eigenschaft als Mutter ist sie nicht Hindernis auf dem Weg zu Jesus, sondern Führerin, die wir nicht nur in unseren persönlichen Anliegen, sondern besonders in der Not der Seelen und in der Bedrängnis der Kirche heute mutig und vertrauensvoll anrufen dürfen - ein Anliegen, das noch viel wertvoller  als alles andere ist, wo wir besonders auf Hilfe hoffen dürfen - wie es die Gottesmutter  in Lourdes auch oft gezeigt hat und wie es uns die Heiligen zu allen Zeiten gelehrt und vorgelebt haben.
Und so beten wir mit dem heilige Don Bosco: "Maria, Du mächtige Jungfrau, Du bist die hohe, ruhmvolle Schützerin der Kirche, die wunderbare Hilfe der Christen. Du bist furchtbar wie ein zum Kampf gerüstetes Kriegsheer. Du allein hast alle Irrtümer überwunden auf der ganzen Erde.
Schütze uns in unseren Bedrängnissen, Kämpfen und Nöten vor dem Feinde, und in der Stunde unseres Todes nimm unsere Seele auf in den Himmel. Amen" (zitiert nach: Harrer, Die schönsten Mariengeschichten Bd1, 8. Aufl., München 1981, S. 184).

Thomas Ehrenberger
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